Und sie wissen wirklich nicht, was sie tun ...

08.03.2001

Früher als erwartet! Im Februar-Jubiläums-Flyer von Media-Markt prangt es auf der Titelseite: Das 15-Zoll-TFT-Display für 999 Mark. Spekulationen von besorgten Herstellern kursierten zum LCD-Preiskampf schon länger. Allerdings rechneten Insider mit dem Unterschreiten der 1.000-Mark-Grenze erst im April; sprich: nach der Cebit, wenn alle Jahre wieder die Hardware-Anbieter ihre Preise senken (siehe ComputerPartner-Online vom 9.2. und ComputerPartner 06/01, Seite 12). Die Techniker-Bibel "c’t" hat das Super-Schnäppchen-Display bereits zerrissen und abschließend gnadenlos geurteilt: "Das Media-Markt-Angebot ist zwar vom Preis her verlockend, kann aber nicht mit hochwertigen LC-Displays mithalten." Diese Wertung ist für den taiwanischen Anbieter Gvision alles andere als schmeichelhaft, spielt aber keine Rolle. Das aggressive Media-Markt-Schnäppchen wird Auswirkungen auf das gesamte Preisgefüge im deutschen MonitorMarkt haben - LCDs als auch CRTs.

Der Preiskrieg im Geschäft mit den Flachbildschirmen startete bereits Ende vergangenen Jahres: B-Brand-Anbieter Scott verkaufte im Dezember erste 15-Zöller für 999 Mark an seine Distributoren (Händlereinkaufspreis 1.099 Mark). Das Problem bei der neu entbrannten Schlacht ist klar: Die Nachfrage beim Endkunden steigt, aber die Margen gehen weiter in den Keller. Auch die hochwertigen A-Brands werden ihre Preise dieser einmal gesetzten Marke anpassen müssen. Wenn bereits ein 15-Zoll-TFT für 999 Mark inklusive Mehrwertsteuer zu haben ist, was bezahlt dann der Endkunde noch für einen klobigen 17-Zoll-CRT-Monitor? In Deutschland ist dieses Produkt immer noch das klassische Brot-und-Butter-Geschäft, bald allerdings komplett ohne Butter. Ein frus-trierter Hersteller schätzte bereits: "Bei den Großflächenmärkten wird es demnächst 17-Zöller der A-Brands für 299 Mark und B-Brands für 149 Mark geben." Eine nur wenig reizvolle Vorstellung, wenn man bedenkt, dass die asiatischen Produzenten ihre Herstellungskosten für einen CRT-Monitor auf 200 bis 250 Mark beziffern (einzige Ausnahme dürfte derzeit noch China als Produktionsland darstellen). Pessimisten - oder vielleicht sollte man sie auch Realisten nennen - sind sich sicher, dass die asiatischen Hersteller bei dem fortschreitenden Preisverfall ihre CRT-Produktion demnächst einstampfen könnten. Schließlich zahlt keiner gerne drauf und ein paar Mark fünfzig sollten unterm Strich schließlich noch übrig bleiben.

Die Hersteller, und hier sind in erster Linie die Taiwaner zu nennen, tun sich mit dieser risikoreichen Preisstrategie keinen Gefallen: Der Verdrängungswettbwerb der letzten Jahre hat bereits zahlreiche Opfer gefordert. Prominente Beispiele (ebenfalls aus Taiwan) waren CTX, Smile und Royal, einer der Haus- und Hoflieferanten des deutschen Marktführers Belinea. Nokia hat einen radikalen Schnitt vollzogen und seine weltweit rote Zahlen schreibende Monitor-Division an View-Sonic verkauft. Andere haben fusioniert: siehe NEC und Mitsubishi oder LG und Philips. Keine Frage: Die Konsolidierung ist damit noch nicht abgeschlossen. Im extremsten Fall ist mit einem ähnlichen Szenario wie bei den Grafikkarten- und Chipherstellern zu rechnen: Von ehemals zweistelligen Anbieterzahlen, die den Weltmarkt beglückten, bleiben langfristig nur noch zwei Hersteller übrig - die anderen verschwinden, weil sie pleite sind. Produktvielfalt und (gesunder) Wettbewerb wären dann wohl aus und vorbei.

Cornelia Hefer

chefer@computerpartner.de

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