Und wieder ist ein Markt kaputt

15.06.2000

Stellen Sie sich vor, Sie stellen ein Produkt her, das sich gut verkauft. Die Nachfrage ist sogar so gut, dass Sie gar nicht genügend produzieren können. Zugegeben: Der Preisdruck hat sich in den letzten Jahren verschärft, doch noch kann die Wertschöpfungskette vom Hersteller bis zum Verbraucher zufrieden sein. Eines Tages gehen aber ein beziehungsweise zwei Mitbewerber zum Media-Markt und sagen: "Hier, lieber Media-Markt, verkauf doch einmal unsere Produkte, natürlich super-billig." Der Media-Markt denkt sich: "Ich bin doch nicht blöd! Klar, mach ich das." Und so kam, was kommen musste: König Kunde konnte einen CD-Brenner der älteren Generation für 249 Mark sowie einen aus der aktuellen Produktion für 399 Mark kaufen. "Toll", dachte sich der Kunde, griff beherzt zu und schenkte den schnöden (und teuren) Geräten anderer Hersteller keine Beachtung mehr.

Ob das den Media-Markt bedenklich stimmt, wissen wir nicht. Die Konkurrenz, die Distribution und der Fachhandel bringen dieser Aktion auf jeden Fall wenig Be-geisterung entgegen. Letztendlich ist der Fachhandel der Angeschmierte, denn er muss für einen 8x-Rekorder im günstigsten Fall immer noch 349 Mark bezahlen. Die Preisstruktur ist jedenfalls ein für alle Mal kaputt. Jeder hat gesehen, dass es möglich ist, CD-Brenner für so wenig Geld anzubieten. Dass dies des Umsatzwillens und der Publicity wegen ein Minusgeschäft war, interessiert Außenstehende nicht. Für das 4x-Gerät dürften die Märkte etwa 90 Dollar und für das 8x-Drive sicher nicht mehr als 145 Dollar bezahlt haben.

Karl Fröhlich

karlfroehlich@compuserve.com

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