Uneinheitliche Entwicklung der PC-Märkte in den Nachbarländern

28.11.2002
Der südeuropäische PC-Markt präsentierte sich laut IDC im dritten Quartal 2002 sehr uneinheitlich. Während Spanien und Frankreich zulegen konnten, litten vor allem Italien und Portugal unter politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Griechenland musste auf niedrigem Niveau ebenfalls Einbußen hinnehmen.

Nicht allein der deutsche PC-Markt hat mit der derzeitigen Wirtschaftsschwäche zu kämpfen. Einige südeuropäische Länder leiden noch massiver unter ökonomischen und politischen Schwierigkeiten. Vor allem Portugal musste zweistellige Einbußen hinnehmen. Aber auch Italiens PC-Markt litt unter der aktuellen Politikkrise und schloss das dritte Quartal mit einem Minus von über sieben Prozent ab. Ebenfalls schwach zeigte sich Griechenland, das auf ohnehin niedrigem Niveau weitere acht Prozent verlor.

Im dritten Quartal 2002 verkauften die Hersteller insgesamt 2,127 Millionen Geräte in den südeuropäischen Raum. Allein in Frankreich wurden mit 1,1 Millionen Stück über die Hälfte der PCs verkauft. Hier konnte sich der Markt nach vier schwachen Quartalen um 5,6 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal verbessern. Der Abstand zu den anderen Ländern ist enorm. In Italien etwa, das mit 57 Millionen Einwohnern nur 2 Millionen weniger als Frankreich hat, wurden mit 560.000 Stück fast 50 Prozent weniger ausgeliefert. Das ist das schlechteste Ergebnis seit zwei Jahren. Vor allem der Desktop-Bereich fiel massiv zurück. Nicht nur die öffentliche Hand hat ihre IT-Ausgaben eingefroren. Selbst die tendenziell investitionsfreudigen SMB-Kunden geben sich aufgrund der politisch unsicheren Lage sehr zurückhaltend.

Das drittgrößte Land ist Spanien mit knapp 40 Millionen Einwohnern. Es nahm 327.000 Stück auf und konnte sich somit um 14,3 Prozent steigern. Die beiden kleineren Märkte Portugal und Griechenland (jeweils rund zehn Millionen Einwohner) bleiben nach zwei schwachen Quartalen auch im dritten Quartal die "Sorgenkinder". Hier wurden gerade einmal 76.000 respektive 64.000 Geräte verkauft. Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit wird in Portugal durch fehlende Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor verschärft, in Griechenland liegt es an der anhaltenden Zurückhaltung der Firmenkunden.

Überall herrschtstarker Preisdruck

Eine Gemeinsamkeit haben aber alle Länder: Der IT-Markt steht unter starkem Preisdruck. Die Konsumenten, egal ob Privat- oder Business-Kunden, sehen vor allem auf die Kosten, und überall bieten sich die Anbieter einen aggressiven Preiswettbewerb. Das machte sich im Retail-Bereich vor allem in gestiegener Desktop-Nachfrage seitens kleinerer Geschäftskunden bemerkbar. Grundsätzlich honorierte das südeuropäische SMB-Kundensegment wie in Deutschland gut durchdachte und effektive Channel-Initiativen. Aber selbst die investitionswilligsten SMBs konnten nicht verhindern, dass im Bereich Consumer-Desktop nur knapp der Vorjahreswert gehalten werden konnte (minus 0,2 Prozent).

Nicht überall sorgten "Back-to-School"-Angebote für ausreichenden Kaufanreiz. Vor allem die Italiener verweigerten sich dieses Jahr neuen Geräten. Auch in Portugal und Griechenland zeigten sich die Consumer von ihrer zurückhaltenden Seite.

Im Business-Bereich musste der Desktop mit einem Minus von 5,3 Prozent noch deutlicher Federn lassen. Die wachsende Nachfrage in Frankreich und Spanien aus dem SMB-Segment konnte nicht die massiven Verluste in den drei anderen Ländern ausgleichen. Auch Intel-Server verloren in Südeuropa 6,8 Prozent.

Die einzige Produktgruppe mit deutlichen, zweistelligen Zuwachsraten ist das Notebook-Segment. Im Consumer-Markt konnten die Mobilen um stattliche 34,7 Prozent zulegen, wobei vor allem die preiswerten Einsteigermodelle hoch im Kurs standen, im Business-Segment gab es ein Plus von 13,5 Prozent.

Im südeuropäischen PC-Markt wird heiß gekämpft

Mit einem Marktanteil von mehr als einem Fünftel hält sich HP weiterhin auf Platz eins des südeuropäischen PC-Marktes, obwohl das Unternehmen in Frankreich und Italien nur unterdurchschnittlich zulegen konnte. Der Zweitplazier-te NEC CI steigerte sich vor allem in seinem angestammten Markt Frankreich um fast 30 Prozent und verbucht somit im Fünf-Länder-Schnitt den größten Wachstumsschub. Mit einem Plus von 21 Prozent legte Direktanbieter Dell über Marktdurchschnitt zu. Starke Verkaufszahlen in allen Ländern verhalfen Acer zum vierten Platz. In Italien stieß der taiwanische Hersteller dank stattlicher Zuwächse von etwa 30 Prozent sogar HP vom Thron. IBM konnte im südeuropäischen SMB- und besonders im Notebook-Markt zulegen. Auch FSC zeigte sich im Mobil-Segment von seiner starken Seite. Wenn überhaupt jemand Vorteile aus den preisaggressiven Retail-Aktionen zum Schulbeginn ziehen konnte, waren es in der Regel die jeweiligen Local Player.

www.idc.com

ComputerPartner-Meinung:

Der PC-Markt litt im dritten Quartal 2002 in den südlichen Nachbarländern überall dortbesonders schlimm, wo diePolitik durch Skandale oder inkonsequente Richtlinien zusätzlich zur allgemeinen Wirtschaftsschwäche für Unsicherheit bei den Geschäftskunden sorgte. Die Gefahr ist also groß, dass auch der PC-Markt in Deutschland von der nächsten Krise heimgesucht wird, wenn die zahlreichen angekündigten Steuerveränderungen Privatkunden sowie Unternehmen zur vorsorglichen Konsumenthaltsamkeit verleiten. (go)

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