Unsaubere Buchführung treibt Datenbankhersteller Informix in die Ecke

10.10.1997

MÜNCHEN: Die Touren bei Informix sind allem Anschein nach noch krummer als anfänglich angenommen. Der Skandal um die manipulierte Buchführung könnte dazu führen, daß das Unternehmen aus der US-Börse hinausgeworfen wird.

Die Informix-Kurse fallen und fallen, diverse Börsenauguren läuten schon das Totenglöcklein für den Datenbank-Anbieter. Doch die Analysten der Software-Branche wollen noch nicht so weit gehen: "Ich kann einfach nicht glauben, daß ein Unternehmen dieser Größe so einfach den Jordan hinuntergeht. Leider zerstört die Finanzsituation deren Glaubwürdigkeit", kommentiert Dave Folger von der Meta Group.

Seinen Anfang nahm die Affäre im August, als die Kalifornier einräumen mußten, daß wegen eines Buchungsfehlers für das Geschäftsjahr 1996 100 Millionen Dollar zuviel Umsatz ausgewiesen worden waren. Entdeckt hatte den "Fehler" die Securities Exchange Commission. Ihr mißfiel, daß Informix offensichtlich Produkte, die an den Kanal ausgeliefert wurden, bereits als verkauft verbuchte. Die von den Börsenkontrolleuren verordnete Revision der Bilanzen ergab inzwischen noch größere Manipulationen. Der Umsatz für 1996 muß jetzt um bis zu 200 Millionen Dollar nach unten korrigiert werden und der für 1995 um 50 Millionen Dollar. Weil Informix wegen des Buchhaltungschaos seine Ergebnisse für das zweite Quartal 1997 nicht rechtzeitig vorlegen konnte, will die NASDAQ die Aktien des Unternehmens vom Handel an der Börse ausschließen. Informix bemüht sich jetzt um eine Ausnahmeregelung, über die Ende Oktober entschieden werden soll. Bis dahin werden die Papiere unter einem neuen Kürzel ("INFXE") gehandelt.

Wie auch immer der Skandal ausgeht, umsatzfördernd dürften die Negativschlagzeilen nicht sein. "Wer will denn jetzt was von denen kaufen", unken Spekulanten. Branchenkenner warnen jedoch davor, Informix zu früh abzuschreiben. Sie verweisen auf die loyale Kundenschar: "Datenbanken sind keine Suppen. Man wechselt nicht die Marken von einem Kauf zum nächsten", glaubt Folger.

Trotzdem hat das Unternehmen einen steinigen Weg vor sich: Kritiker bemängeln, Informix habe nicht genug unabhängige Entwickler dazu bringen können, Anwendungen für seinen Universal Server zu schreiben. Außerdem hätten die Kalifornier den boomenden Windows-NT-Markt sträflich vernachlässigt, und auch beim Marketing seien sie von den Mitbewerbern bei objektorientierten Datenbanken abgehängt worden. (ld)

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