"Unser Konzept ist so einfach wie die Bedienung eines Geldautomaten"

17.05.2001
Seit Februar ist Achim Berg Geschäftsführer der Guideguide AG. Die Idee des Unternehmen ist, den Kunden eine eigene Homepage zu bieten, ohne dass diese selber einen PC benötigen. Alles, was der Kunde braucht, ist die Guidebox.

Der Job bei FSC war schon okay, aber der hier macht richtig Spaß", freut sich Achim Berg, seit 1. Februar Geschäftsführer der Guideguide AG. Der Name Berg ist bekannt in der IT-Landschaft: Vertriebsleiter bei Bull, Vertriebsdirektor bei Dell und anschließend Geschäftsführer bei Fujitsu sind die Stationen seiner bisherigen Karriere. Zuletzt war Berg, vom Frühjahr 2000 an, für knapp ein Jahr Deutschland-Geschäftsführer bei Fujitsu Siemens Computers (FSC).

Für seinen Ausstieg bei FSC Anfang des Jahres sorgten zum einen persönliche Gründe. Zum anderen habe er sich zunehmend fremdgesteuert gefühlt, obwohl er betont, gerne bei FSC gearbeitet zu haben: "Ich war einfach nicht mehr Herr meines eigenen Terminkalenders", erzählt Berg. Er habe sich auch vorstellen können, eine Weile gar nichts zu tun. Doch dann kam der Job bei Guideguide, und nach nicht einmal einem Monat ohne Büro war er wieder weg von der Straße. "In diesem Job kann ich mein Know-how und meinen Elan einbringen. Ich arbeite zwar keine Sekunde weniger als vorher, aber wesentlich effizienter", so Berg.

Seinen neuen Chef Michael Hecken, den Gründer der Guideguide AG, kennt Berg schon seit langem: "Der Mann ist ein Visionär und seiner Zeit mindestens zwei Jahre voraus." Während seines Studiums an der European Business School in London gründete Hecken, Sohn des bekannten Personalberaters Karl Hecken, die Internet-Agentur Mediaconsult Ltd. in England und wenig später die Mediaconsult GmbH in Deutschland. Im März 1999 geht Mediaconsult in die in Deutschland neu gegründete Guideguide AG über. Vom Büro in London, das weiter bestehen bleibt, werden heute sämtliche Programmierarbeiten erledigt.

Homepage in 48 Stunden

Die Guideguide AG bietet standardisierte Internet-Auftritte für kleine und mittelständische Unternehmen. "95 Prozent unserer Kunden haben keine Ahnung vom Internet", glaubt Berg. Deshalb nimmt ihnen Guideguide die Programmierarbeit ab. Alle Seiten sind nach dem gleichen Schema aufgebaut, der Kunde sorgt lediglich für den Inhalt. Dafür benötigt er keinen eigenen PC. Für die 249 Mark Einrichtungsgebühr, die er für seine Homepage bezahlen muss, erhält er eine so genannte Guidebox. Darin enthalten sind eine Einwegkamera, ein Handbuch und ein Stift. In das Handbuch trägt der Kunde seine Daten ein, beispielsweise ein Restaurant seine Speisekarte, die Anzahl der Sitzplätze oder seine Öffnungszeiten. Anschließend schickt er das Handbuch und die Kamera mit seinen aufgenommenen Fotos an Guideguide. In 48 Stunden soll die Home-page online sein. Außerdem wird die Seite einem Branchenportal zugeordnet. Alle Restaurants beispielsweise sind im Gourmet-Guide enthalten, alle Architekten im Architektur-Guide. Änderungen kann der Kunde telefonisch oder online durchgeben.

Gebühr statt Werbebanner

Berg sieht das Internet als ein Informationsmedium, in dem Business-to-Consumer-Geschäfte in den nächsten drei Jahren nur in "ho- möopathischer Menge" getätigt werden. "Der Fehler vieler Firmen ist zu glauben, das Internet sei ein werbefinanziertes Medium", sagt Berg. Deshalb verdient Guideguide nicht durch Webebanner, sondern verlangt 348 Mark Gebühr pro Kunde und Jahr. Um kleine und mittelständische Unternehmen davon zu überzeugen, diese Gebühr zu bezahlen, braucht Guideguide einen bekannten Namen. Die Idee macht nur dann Sinn, wenn die einzelnen Portale möglichst umfassend sind. Dann, davon ist Berg überzeugt, wird auf Guideguide genauso selbstverständlich zugegriffen wie heute auf die Gelben Seiten. Sind die Kunden erst akquiriert, wird Guideguide weiter Services über das Internet anbieten. Anwendungen wie Free-Mail, Fotoarchiv, Adressverwaltung, Ter- minplanung oder spezielle Branchen-Software können dann als Miet-Software online genutzt werden.

Noch in diesem Jahr will Guideguide schwarze Zahlen schreiben. "Momentan befinden wir uns noch in der Investitionsphase", beschreibt Berg die finanzielle Situation. Der Kosten-Break-even sei bei 20.000 Kunden erreicht. Alle weiteren Internet-Seiten würden dann keine zusätzlichen Kosten verursachen, sondern für Gewinn sorgen, meint der Guideguide-Geschäftsführer.

Für jede Branche ein Portal

Für bis zu 200 Branchen will Guideguide ein eigenes Portal schaffen. Dafür braucht das Unternehmen geeignete Partner. Über die Vertriebsstruktur soll die Kundenakquise erfolgen. Deshalb sucht Guideguide gezielt Unternehmen, die den Großteil einer Branche beliefern. Beispielsweise besteht für den Gourmet-Guide bereits eine Kooperation mit Apollinaris. Weitere Partner sind Mensch und Maschine, die den Architektur-Guide präsentieren, Hi-Cad für den Büromöbel-Guide und Foto-Quelle, T-Online, Hertie und Karstadt, die gemeinsam den Foto-Guide betreiben.

Die jüngste Partnerschaft ist die mit dem Schraubenhersteller Würth. Jeder der 2.500 Außendienstmitarbeiter von Würth soll mindestens vier Handwerker von dem Guideguide-Konzept überzeugen. "Dann hätten wir mit einem Schlag die kritische Masse erreicht", so Berg: "Wir haben heute die historische Chance, alle Handwerker Deutschlands für uns zu gewinnen." Würth hätte mit dem Guide eine Plattform, in der alle Handwerker, die der Schraubenhersteller beliefert, vernetzt sind. Produktbeschreibungen oder Mailings könnten dann über die Plattform erfolgen. "In Deutschland ist ein Lemmingeffekt zu beobachten", meint Berg, "jeder rennt dem Marktführer hinterher", und der Handwerker-Guide ist für ihn der erste Schritt, dies für sein Konzept zu erreichen.

ComputerPartner-Meinung:

Die Guideguide AG hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt nicht wie andere Internet-Firmen auf Werbebanner zur Fi-nanzierung ihrer Dienstleisung, sondern verlangt Gebühren. Das wird dem Unternehmen langfristig den Mittelzufluss sichern. Für den Service der Guideguide AG ist eine Gebühr von 348 Mark im Jahr noch nicht einmal hoch. Jetzt müssen nur ge-nügend Kunden mitmachen, damit das Konzept aufgeht. Aber die von der Idee zu überzeugen dürfte nicht allzu schwer sein. Denn wie bei den Gelben Seiten kann es sich keine Firma leisten, in einem Branchenverzeich-nis zu fehlen. (ce)

GuideGuide AG

Facts & Figures

Am 12. März 1999 gründete Michael Hecken die Guideguide AG in München. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich heute in Rolandseck bei Bonn, wo 52 Mitarbeiter beschäftigt sind. Geschäftsführer der Guideguide AG ist seit Februar 2001 Achim Berg. Gründer Michael Hecken ist Co-CEO und konzentriert sich auf das Business Development. Für das Jahr 2001 erwartet die Guideguide AG einen Gewinn von einer Million Mark bei einem Umsatz zwischen 18 und 20 Millionen Mark.

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