Michael Ganser, Zentraleuropachef bei Cisco

"Unsere strategischen Kernfelder liegen rund um das Netz"

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

SDN - ein virtueller Switch

CW: Software Defined Networks (SDN) sind ein heißes Thema in der Branche. Ist die Virtualisierung von Netz und Data Center nicht eine Gefahr für Cisco, denn das Geschäftsmodell basierte lange auf dem Verkauf von Hardwareboxen mit sehr teuren Preisschildern?

Mit der Switch-Reihe Nexus hat sich Cisco bei vielen Unternehmen einen festen Platz im Rechenzentrum erobert.
Mit der Switch-Reihe Nexus hat sich Cisco bei vielen Unternehmen einen festen Platz im Rechenzentrum erobert.
Foto: Cisco

GANSER: Verzeihung, wir lieferten schon immer mehr als nur Hardware, denn in unseren Produkten steckt eine Menge Software. Doch blicken wir zurück. Wie oft standen in der Industrie schon Veränderungen an und alle unkten, jetzt wir es aber ganz schwierig für Cisco? Als Switches aufkamen hieß es, wir brauchen keine Router mehr. Als wir es mit VoIP mit den klassischen Sprachgiganten aufnahmen, da hieß es, das können die nie - ebenso als wir die Service-Provider adressierten. Das gleiche spielte sich ab, als wir ins Data Center sind.

Immer wenn der Markt sich veränderte, hat dies Cisco gestärkt. Welche der ersten Router-Firmen gibt es denn noch? Wo sind die Switch-Wettbewerber geblieben? Wie geht es den TK-/Sprachgiganten heute, wenn es sie überhaupt noch gibt? Ich glaube, das gehört zu einer unserer Kernstärken: Immer wenn ein Markt im Umbruch war, dann haben wir uns einen guten Marktanteil geschnappt.

Aber zurück zum SDN. Heute versteht man meist verschiedene Aspekte beziehungsweise Anwendungsszenarien darunter. Ein Aspekt ist, große skalierbare Public Clouds zu bauen, ein anderer sind Privat Clouds, die evolutionär wachsen. Oder es geht um die Programmierbarkeit von großen Enterprise und Campus Networks. Das sind alles verschiedene use cases. Um wirklich von der SDN-Idee zu profitieren, müssen sie die die Intelligenz im Netz und ASIC adressieren sowie die Frage beantworten, wie Hard- und Software zusammenspielen. Wir sehen die Entwicklung positiv, denn mit unserem Nexus 1000 nehmen wir eine führende Rolle ein.

Dieser ist im Prinzip ein virtueller Switch, den bereits 8000 Kunden nutzen, ergänzt durch unseren Cisco-One-Ansatz. Für uns ist das eine große Chance, indem wir die physikalischen und virtuellen Netze zusammenführen. Aktuell bauen wir in Europa eines der größten Software Defined Networks - den Namen darf ich leider nicht nennen - und leisten hier Pionierarbeit. Wir sind fest entschlossen - egal wie schnell SDN kommt - auch bei dieser Transition zu führen.

CW: Sie sprechen in Sachen SDN von Pionierarbeit. Warum tun sich die Anwender so schwer, sich mit SDN anzufreunden?

GANSER: Weil das Ganze nicht einfach commodity ist, sondern der Kern für die künftige IT-Struktur und das Business ist. Und mit meinem wichtigsten Asset gehe ich als Anwender sehr sorgfältig um. Hinzu kommt die Erwartungshaltung, dass Skalierbarkeit und Investitionsschutz gewährleistet sein müssen. Ferner werden die gleichen Features verlangt wie bisher. Deshalb wird wohl eher ein evolutionärer Ansatz gefragt sein.

CW: Wer steuert später dieses Netz? Wird die Aufgabe outgesourct, eventuell gar an eine Cisco als Service-Partner?

GANSER: Unsere Rolle und die unserer Partner wird sich grundlegend verändern. Weg von dem Modell, dass wir einen Service für ein bestehendes Netz bieten, hin zu einem umfassenden Angebot. Dies beginnt etwa mit der Hilfe beim Design der IT-Struktur oder dem Support zu Beginn des IT-Betriebes. Eine eindeutige Antwort wird es nicht geben. Ich bin überzeugt, dass wir alle Facetten im Markt sehen werden, also die Service-Provider und Systemintegratoren. Und sicherlich werden auch wir mit unseren Services aktiv unterstützend tätig sein.

CW: Und wie sieht ihre Strategie für das Data Center selbst aus? Verkaufen Sie weiter Hardware oder wird der Schwerpunkt auf dem Software Defined Data Center liegen?

GANSER: Unsere Wertschöpfung liegt ganz klar in beiden Bereichen: Der Produktion exzellenter Hardware und exzellenter Software. Und der dritte Aspekt ist die Zusammenarbeit mit Partnern, um eine komplett Lösung anzubieten und so für den Anwender die Komplexität zu verringern.

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