Probleme mit Urheberrechten?

Unternehmen: 85 Prozent verwenden Open Source

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Laut einer aktuellen Gartner-Analyse haben bereits 85 Prozent aller Unternehmen Open Source Software (OSS) im Einsatz. Die Tendenz ist stark steigend.

Laut einer aktuellen Gartner-Analyse haben bereits 85 Prozent aller Unternehmen Open Source Software (OSS) im Einsatz. Die Tendenz ist stark steigend, bereits Ende 2009 wird sich in jeder Firma OSS im Einsatz befinden, analysieren die Experten des Marktforschungsunternehmens. Für die zugrundeliegende Umfrage hat Gartner 274 Unternehmen in den USA, Europa und Ostasien befragt.


Vor allem in der OSS-Community werden diese Zahlen mit Freude aufgenommen. "Die Freiheiten, die Software unbegrenzt für jeden Zweck zu verwenden, sie anzupassen und sie auch weitergeben zu können, wird sowohl gesellschaftlich wie auch wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass bereits 85 Prozent der Unternehmen freie Software in der einen oder anderen Form einsetzen", meint Matthias Kirschner, Sprecher der Free Software Foundation Europe (FSFE), auf Anfrage von pressetext.

Gartner sieht in der starken Verbreitung jedoch auch Gefahren. 69 Prozent jener Unternehmen, die OSS in ihrem Betrieb verwenden, haben den Experten zufolge kein technisches Team, das sich um das Management der freien Software kümmern kann. Diese Unternehmen hätten auch kaum fixe Regeln für die Evaluation der Software. Eine Dokumentation ihres Einsatzes würde zumeist nicht geführt. Laut Gartner besteht dadurch die potenzielle Gefahr, beim Einsatz der Software Urheberrecht zu verletzen. "Freie Software birgt hier nicht mehr Risiken als unfreie Software. Bei unfreier Software bestehen Rechtsunsicherheiten bei den Lizenzen und auch Lizenznachforderungen können sich für das Unternehmen problematisch auswirken", kontert Kirschner. Freie Software sei für viele noch neu, daher würden gewisse Berührungsängste bestehen, von gefährlich könne jedoch keine Rede sein. "Auch ein neues Auto kann gefährlich sein, wenn man noch nicht weiß wie man damit umgehen muss. Trotzdem würde niemand sagen, dass neue Autos generell gefährlich sind", so Kirschner.

Als Hauptgründe für den Open-Source-Einsatz werden von den befragten Unternehmen die geringeren Anschaffungs- sowie Gesamtkosten für den Betrieb der Software genannt. Zudem können neue Lösungen auf OSS-Basis rascher eingeführt werden, da umständliche Beschaffungsprozeduren und -richtlinien vermieden werden können. Das Kostenargument müsse jedoch einer genaueren Betrachtung unterzogen werden, fordern die Gartner-Analysten. "Obwohl es sich dem Namen nach um freie Software handelt, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch kostenlos ist und dadurch keine finanziellen Aufwände entstehen", erklärt etwa Gartner-Forschungsdirektor Laurie Wurster. Zudem sollte geprüft werden, ob dem Support-Angebot uneingeschränkt vertraut werden kann.

Die kritische Haltung Gartners gegenüber der für die OSS-Gemeinde sehr erfreulichen Entwicklung, stößt in einigen Medien auf Kritik. Die Warnungen in den Studien wären wohl vor allem darin begründet, dass das Marktforschungsunternehmen an Unternehmen, die freie Software vertreiben bzw. der OSS-Community nichts verdienen könne. So müsse auch in Betracht gezogen werden, dass laut Gartner OSS mittlerweile gleich oft in unternehmenskritischen Bereichen eingesetzt wird wie im weniger geschäftsrelevanten Umfeld. Damit arbeite die Hälfte der IT-Welt mittlerweile mit Applikationen, die Gartner keinen Cent brächten, schreibt das Branchenportal Cnet. (pte) (wl)

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