Unternehmen sollen künftig voll auf Small-Form-Factor-PCs abfahren

25.05.2001
Auf Klimbim und Spiele können Unternehmen für ihre Mitarbeiter gerne verzichten. Um das stockende Replacement-Geschäft wieder anzukurbeln, setzen daher immer mehr Hersteller auf Small-Form-Factor-PCs, die nicht nur Platzersparnis, sondern auch deutlich geringere Gesamtkosten mit sich bringen sollen.

Sie sehen aus wie Toaster oder Thin-Clients, kommen aber mit einer internen Festplatte und sind daher in mancher Hin-sicht durchaus mit ausgewachsenen Desktop-Systemen vergleichbar. Die Rede ist von Small-FormFactor-(SFF-)PCs wie den E-PCs von Hewlett-Packard und dem I-Paq-Desktop von Compaq, mit denen die Hersteller in erster Linie auf Unternehmenskunden zielen. Alle diese Geräte sind Legacy Free oder Legacy Reduced, was heißt, dass sie weniger als fünf Kilogramm wiegen, ganz ohne PCI-Slots auskommen und alle Anschlüsse weitestgehend durch USB-Ports ersetzt werden. Bei Legacy-Free-Produkten erfordert das allerdings den Einsatz von Windows 2000.

Als wichtigstes Argument für SFF-PCs wird eine nicht unerhebliche Kostenersparnis angeführt, und das fange aufgrund der geringeren Transportkosten schon beim Anschaffungspreis an. Laut Marktforscher Gartner Group fallen die Total Costs of Ownership (TCO) derzeit um sechs bis acht Prozent niedriger aus als bei vergleichbaren Desktop-PCs. Gartner-Analyst Brian Gammage geht sogar davon aus, dass die Gesamtkosten langfristig um bis zu 30 Prozent reduziert werden könnten, da bei steigender Nachfrage auch die Preise für die verbauten, meist hochwertigen, Komponenten drastisch sinken werden. Allein für die Hardware errechnet Gartner schon jetzt eine auf drei Jahre ausgelegte jährliche Kostenersparnis von 25 Prozent, für die Tier-2-Problemlösung liege sie bei 16 Prozent und in puncto geringerer Ausfallzeiten bei 13 Prozent. Denn was Hewlett-Packard "die Konzentration auf das Wesentliche" nennt, mache die lediglich aus Gehäuse, Festplatte und Netzteil bestehenden SFF-PCs weniger störanfällig. Sollte ein Fehler auftreten, werden die Geräte nicht vor Ort repariert, sondern von den Service-Unternehmen einfach ausgetauscht. Auch für viele Händler ergeben sich laut Gartner durch entsprechende Wartungsverträge völlig neue Wertschöpfungsmöglichkeiten. Als besondere Herausforderung sieht Alexander Brantl, Senior Director Displays, PC-Systems und Video 7 bei Ingram Macrotron, den hohen Erklärungsbedarf dieser Produkte. Er kritisiert allerdings, dass die Vorteile der SFF-PCs von den Herstellern noch zu wenig kommuniziert werden.

Die Taiwaner nennen es Information Appliances

Hewlett-Packards E-PC-Reihe C10 und S10 ist aus dem E-Vectra für den Corporate-Sektor und dem Brio für den SMB-Markt hervorgegangen und feiert gerade sein einjähriges Bestehen. Um Argumente verlegen, warum die Geräte vornehmlich für Unternehmen geeignet sind, verweist E-PC-Produktmanager Eric Dumas immer wieder darauf, dass die Gehäuserückseite mit den Anschlüssen abschließbar sei, ein Sicherheits-Feature, das vor allem Systemadministratoren sehr zu schätzen wüssten. Außerdem seien die E-PCs zwar mit dem neuesten Intel-Prozessor Pentium IV ausgestattet, verfügten aber nicht über die Grafikleistungen, als dass sie für den spielefreudigen Endverbraucher interessant wären. Nach eigenen Angaben machen die SFF-Geräte heute schon 15 Prozent aller von Hewlett-Packard verkauften Business-PCs aus. Bis Ende 2001 rechnet Dumas sogar mit einem Anteil von 25 Prozent und zitiert eine andere Gartner-Studie, derzufolge der Anteil der SFF-Rechner an den neu verkauften Business-PCs bis Ende 2004 auf rund 65 Prozent steigen soll. Dabei wird es sich aber laut Gartner-Analyst Gammage selten um Einzelplatzlösungen handeln, sondern fast ausschließlich um großvolumige Projektgeschäfte, wobei die TCO-Ersparnis im Gesamtkontext zu sehen sei.

Auf die Mitbewerber und ziemlich bauähnliche Geräte aus Taiwan angesprochen, wo diese allerdings unter die Kategorie Information Appliances (IA) fallen - ein Begriff, den Hewlett-Packard tunlichst vermeidet, endet die E-PC-Präsentation eher peinlich: "Wenn Sie von der Taipeher Computex zurück sind, müssen Sie uns unbedingt von den Clone-Produkten aus Taiwan berichten", verabschiedete sich Bernhard Fauser, Business-Development-Manager bei Hewlett-Packard in Boeblingen. Nur, diese "Clone-Produkte aus Taiwan" gab es schon, bevor der E-PC das Licht der Welt erblickt hat, waren sie doch für führende Motherboard-Hersteller wie Asus, Gigabyte und MSI der erste Schritt in eine völlig neue Produktwelt.

www.gartner.com

www.hewlett-packard.de

www.compaq.de

www.ingram-macrotron.de

ComputerPartner-Meinung:

Relativ niedrige Gesamtkosten, Platzersparnis, mehr Administrationssicherheit und schmuckes Design sind sicherlich triftige Argumente für die Small-Form-Factor-PCs. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass da ziemlich viel Wirbel um reichlich wenig PC gemacht wird. Ob die Unternehmen wirklich so sehr darauf fliegen werden, wie die Hersteller und Marktforscher es erwarten, ist mehr als fraglich. Denn die bisherigen Versuche - PC-Terminals, laufwerklose PCs et cetera - erwiesen sich auch als Flopp. Warum die Minis nur für Unternehmen interessant sein sollen, scheint auch klar: Man will sich schließlich nicht die Preise kaputtmachen. (kh)

Zur Startseite