Im vergangenen Jahr stagnierte der deutsche IT-Markt. Betrachtet man die allgemein schlechte Wirtschaftslage, ist dieses Ergebnis recht positiv. Auf der Basis einer Repräsentativumfrage(E-Analyzer) von Anwenderunternehmen kommt das IT-Marktforschungsunternehmen Techconsult für das Jahr 2003 zu dem Ergebnis, dass sich der Markt leicht um 2,4 Prozent erholen wird, jedoch nicht auf breiter Front, sondern nur in einzelnen Segmenten. Beim E-Analyzer handelt es sich um ein Webbasierendes Tool zur individuellen Markteinschätzung und zur Prognose (drei Jahre Planung) auf den Produktebenen Hardware, Software, Service und Kommunikation.
So musste der Hardwaremarkt 2002 einen Rückgang von minus 3,6 Prozent verkraften, der sich nach Ansicht von Techconsult in 2003 auf minus 1,35 Prozent abschwächen wird. Diese Stabilisierung wird insbesondere durch den Trend der Anwender getragen, verschobene Investitionen in Server- und Storage-Konsolidierungen nachzuholen. Ebenfalls zur weiteren positiven Entwicklung werden in diesem Segment die Ersatzinvestitionen in Desktops und Portables beitragen, wobei Letztere auch verstärkt durch die Tablet-PCs - eine der wenigen Hardware-Innovationen - zunehmend geprägt werden sollen.
Der Softwaremarkt hat das Jahr 2002 mit einem Plus von 2,3 Prozent abgeschlossen. Laut Ansicht der befragten Unternehmen wird sich dieser Aufwärtstrend auch im Jahr 2003 fortsetzen, und zwar mit einem Plus von vier Prozent. Als treibende Kraft hinter diesem Plus sieht Techconsult den BereichMiddleware, der vor dem Hintergund der Integrations- und Konsolidierungsprojekte stark wächst. Im Jahr 2002 konnte dieser Bereich um 19,8 Prozent zulegen, 2003 soll es sogar ein Wachstum von 36 Prozent sein.
Daneben werden auch übergreifende Themen wie Business Intelligence (BI) und Prozessmodellierung sowie in einigen Mittelstandssegmenten auch CRM und ERP zur positiven Entwicklung beitragen. Ansonsten geht der Gesamtmarkt für ERP-Lösungen leicht zurück.
IT-Outsourcing gilt als der Hoffnungsbringer
Für den Servicemarkt wird 2003 - wieder einmal - ein hartes Jahr. Im vorangegangenen Jahr konnte dieses Segment nur ein hauchdünnes Plus von 0,8 Prozent erreichen, für 2003 sieht Techconsult ein Wachstum von vier Prozent voraus. Der Haken daran: Dieses Plus hängt sehr stark von der Entwicklung im Outsourcing-Bereich ab. Das reine Projektgeschäft hingegen wird aller Voraussicht nach weiterhin unter dem Zeitverzug zwischen den Investitionen für Hardware und Software sowie den Implementierungsdienstleistungen leiden.
Die heterogenste Marktentwicklung weist der Bereich Kommunikation auf. Während Techconsult in 2002 gerade einmal ein moderates Wachstum von 1,3 Prozent ausgemacht hat, stimmen die Prognosen für 2003 mit einem Plus von 4,5 Prozent viel optimistischer. Die besten Wachstumschancen hat demnach der Netzwerk- und Telekommunikationsmarkt. Während TK-Hardware und -Software insgesamt betrachtet rückläufig sind, steigt der Voice-over-IP-Markt deutlich und beständig. 2002 gab es in diesem Segment ein Plus von elf Prozent, für 2003 sind sogar 13 Prozent Wachstum realistisch. Den dynamischsten und lukrativsten Eindruck hinterlässt jedoch der WLAN-Sektor. Hier erwarten die Marktanalysten ein Plus von fast 75 Prozent.
Wie Andreas Zilch, Managing Director Consulting bei Techconsult, erklärt, zeigt sich einerseits eine gewisse Stabilisierung des Marktes, andererseits auch die Tendenz zum so genannten "Shake out", in dem die Unterschiede zwischen "erfolgreichen" und "erfolglosen" IT-Anbietern zunehmend augenscheinlicher werden.
Kundenorientierung ist das A und O für den Erfolg
Vor dem Hintergrund der Anwenderfokussierung auf kleinere, weniger risikoreiche und kostenintensive IT-Projekte gewinnt seiner Ansicht nach vor allem der schnelle Return on Investment (ROI) zentrale Bedeutung. Daraus resultieren laut Zilch folgende erfolgskritische Faktoren für die Anbieter:
1. Durch Kundenorientierung und Kundensegmentierung muss ein Anbieter zeitnah qualitatives Wachstum mit der bestehenden Kundenbasis realisieren, da hier kurzfristig bessere Chancen für Zusatzgeschäfte bestehen als durch das schwierige Neukundengeschäft. Wirklich lukrative Kunden sollten identifiziert sowie entsprechend adressiert und gepflegt werden.
2. Durch Kommunikation des Kundennutzens muss Bedarf beim Anwender generiert werden. Das K.-o.-Kriterium der Investitionsentscheidungen ist der ROI. Also muss der Anbieter dem Kunden Kosten und Einsparpotenziale transparent und verlässlich aufzeigen. Dadurch erhöht sich der Wettbewerbsdruck, und der Anbieter selbst muss die Effizienz seiner internen Prozesse verbessern. Das wären beispielsweise: Optimierung des Service, Kostensenkungen sowie Auf- beziehungsweise Ausbau der strategischen Marken-/Imageführung.
3. Das genaue Überdenken des New Business Development vor dem Hintergrund der veränderten Marktbedingungen. Dazu gehört nach Ansicht von Zilch eine Marktanalyse zu Beginngenauso wie eine Risikoabschätzung und entsprechende Ausstiegsszenarien. Hier habe sich die Situation jedoch bereits gebessert. Die Akquisitionskosten sind durch realistischere Unternehmensbewertungen niedriger und dadurch attraktiver geworden. Und die Zukunftsprognosen der zur Übernahme anstehenden Unternehmen zeigen mehr Realitätsnähe.
www.techconsult.de
ComputerPartner-Meinung:
Diese Analyse bestätigt wieder einmal einen deutlichen Trend in Deutschland: Der IT-Markt ist ein Käufermarkt geworden, die Nachfrage regelt das Angebot der Hersteller wie auch des Fachhandels. Doch wer sagt, dass der Kunde nicht willens, ja sogar abhängig ist von professioneller Beratung? Und wenn die angebotenen Produkte und Services auch noch einen erkennbaren sowie bezahlbaren Nutzen für den Anwender bieten, wird der IT-Markt auch im Jahr 2003 erfolgreich wachsen und gedeihen. (go)