Unterstützung für Multimediaprojekte

27.08.1998

KÖLN: Die Deutsche Bank hat ein "Innovationsteam Neue Medien - Multimedia" gebildet, das bundesweit Firmen und Existenzgründer in dieser Branche berät. Gleichzeitig dient es als bankinternes Kompetenzzentrum zur Unterstützung der Firmenkundenbetreuer vor Ort und hilft bei der Entwicklung von maßgeschneiderten Finanzierungskonzepten für innovative Multimediafirmen.Existenzgründer, die innovative Geschäftsideen aus den Bereichen Internet oder Multimedia realisieren wollen, beißen bei der Suche nach Startkapital bei den Geldinstituten oft auf Granit. "Wir hatten oft das Gefühl, mit abgehobenen Bankbeamten zu reden, die vielleicht eine Ahnung von Kreditverwaltung haben, nicht aber von Unternehmen", erinnert sich Marc Meiré an die Suche nach Geldgebern. Der Geschäftsführer des Kölner Start-up-Unternehmens Aerome benötigte zur Verwirklichung seiner Idee - ein Duft-Multimedia-Terminal, das markentypische Duftmoleküle über mehrere Düsen in genau dosierten Mengen passend zu einem Werbespot in die Luft pustet - zehn Millionen Mark.

Meiré hatte Glück, denn er traf schließlich auf die Deutsche Bank und ihren Venture-Capital-Partner DGIB (Deutsche Gesellschaft für Innovationsbeteiligung). Deren verantwortliche Mitarbeiter ließen sich von seiner Begeisterung für das weltweit erste Duftterminal anstecken und stiegen mit einer Kapitalbeteiligung bei Aerome ein.

Massgeschneiderte Finanzierungskonzepte

"Geld wird natürlich gebraucht, um ein Projekt starten zu können, aber das ist längst nicht alles", weiß Marc Meiré. Für ihn zählen die Marktkenntnisse des Finanzierungspartners ebenso wie dessen Marketing-Know-how oder internationale Verbindungen. Aber auch konkrete Promotionsmaßnahmen sind wichtig: So stellt die Deutsche Bank beispielsweise das rund 15.000 Mark teure Duftterminal auf Messen oder bei Informationstagen in ihren Hauptfilialen den potentiellen Anwendern vor. Um bei der Finanzierung von Multimediaprojekten künftig noch kompetenter und schneller entscheiden zu können, hat Deutschlands größtes Geldinstitut kürzlich ein "Innovationsteam Neue Medien - Multimedia" mit Sitz in Köln eingerichtet. Es unterstützt bundesweit die Kundenbetreuer der Bank bei der Entwicklung maßgeschneiderter Finanzierungskonzepte für Multimediafirmen, prüft Geschäftsideen aus dem Bereich der interaktiven Medien und hält den Kontakt zur Branche. "Wir sind froh, daß es jetzt eine solche Gruppe bei der Deutschen Bank gibt und wir uns mit ihr austauschen können", sagt Marc Meiré.

Schutz vor Fehlinvestionen

Senior Manager Volker Ochs ist in dem Innovationsteam der Finanzexperte, während der Multimediaspezialist Martin Heinemann sich vor allem um die fachliche Seite kümmert. Als ehemaliger Geschäftsführer von mehreren Multimedia-Agenturen kann er sowohl die Marktfähigkeit neuer Ideen einschätzen als auch die notwendigen Voraussetzungen für ihre Umsetzung beurteilen. "Häufig sind die Entwickler so von ihrer Idee überzeugt, daß sie gar nicht darauf achten, ob ein Wettbewerber vielleicht schon auf eine ähnliche Lösung gekommen ist", hat Heinemann festgestellt. Durch seine Marktkenntnis kann er oft wichtige Hinweise geben und junge Unternehmen vor Fehlinvestitionen bewahren. "Wir beschränken uns aber nicht auf die Existenzgründer, auch die etablierten Multimediafirmen brauchen für ihre weitere Expansion Geldmittel", betont Volker Ochs. Mitunter ist zur Abwicklung eines größeren Projektes auch zusätzliches Kapital erforderlich. Hier kann die Nutzung von öffentlichen Fördermitteln ebenso ein Weg sein wie die Aufnahme von Venture-Kapital oder sogar der Börsengang.

Netzwerk aus internen und externen Experten

Die Arbeit des Innovationsteams ist deshalb langfristig angelegt. Um eine optimale Unterstützung zu gewährleisten, wird ein Netzwerk von internen und externen Experten aufgebaut. So zum Beispiel mit Patentanwälten und Marketing-Spezialisten. Auch die Prüfung von Möglichkeiten zur Inanspruchnahme von Fördertöpfen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zählt zu den Aufgaben. Gleichzeitig findet eine ständige Beobachtung und Analyse des Marktes statt. "Wir haben ein internes und ein externes Beratungsmandat und können dadurch sowohl die Firmenkundenbetreuer der Bank in der Arbeit mit ihren Kunden unterstützen, als auch selbst neue Kunden aus der jeweiligen Branche akquirieren", erläutert Martin Heinemann.

Verschiedene Wege der Kontaktaufnahme

Reicht beispielsweise ein bestehendes Unternehmen oder ein Existenzgründer einen Businessplan zur Finanzierung eines High-tech-Projekts bei seiner Bankfiliale ein, wendet sich diese an das zuständige Innovationsteam. Dessen Mitarbeiter führen ein erstes Screening des Projekts durch und teilen der Filiale innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens das Ergebnis mit. Wird das Projekt als erfolgversprechend eingestuft, erfolgt eine Feinanalyse durch das Team. Unter Umständen werden dazu weitere interne oder externe Experten hinzugezogen. Sofern Rückfragen an den Kunden erforderlich sind, stehen die Teammitglieder auch vor Ort zur Verfügung.

"Im Ergebnis erfolgt ein Votum", beschreibt Volker Ochs den weiteren Verlauf. Ein Ersatz für ein externes Gutachten, zum Beispiel durch die Experten der Fraunhofer-Gesellschaft, mit der die Deutsche Bank ein Kooperationsabkommen abgeschlossen hat, sei diese Evaluierung jedoch nicht.

Möglich ist aber auch der umgekehrte Weg: Ein Unternehmen oder ein Existenzgründer wendet sich mit seinem Business-Plan für ein bestimmtes Projekt unmittelbar an das jeweilige Innovationsteam. Nach einer ersten Einschätzung wird dann die jeweilige Filiale der Deutschen Bank vor Ort informiert, anstehende Unternehmensbesuche finden unter Umständen gemeinsam mit dem zuständigen Firmenkundenbetreuer statt. Für die weitere Betreuung des neuen Kunden stehen die Teammitglieder als "Relationship-Manager" für die entsprechende Branche zur Verfügung.

Senior Manager Volker Ochs ist Finanzexperte des "Innovationsteams Neue Medien - Multimedia" der Deutschen Bank.

Martin Heinemann kümmert sich als Multimediaspezialist um die fachliche Seite des neuen Teams der Deutschen Bank.

*Die Autorin Christine Harrell ist freie Journalistin in Düsseldorf.

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