Unwort des Jahres: Entlassungsproduktivität

24.01.2006
Unter 1.100 Vorschlägen hat eine Jury "Entlassungsproduktivität" zum Unwort des Jahres 2005 erklärt. Ein Jahr zuvor war es "Humankapital". Euphemismen wie "Smartsourcing" und "Qualitätsoffensive" sind ebenfalls hoch im Kurs.

Unter 1.100 Vorschlägen hat eine Jury "Entlassungsproduktivität" zum Unwort des Jahres 2005 erklärt. Ein Jahr zuvor war es "Humankapital". Euphemismen wie "Smartsourcing" und "Qualitätsoffensive" sind ebenfalls hoch im Kurs.

Entlassungsproduktivität bezeichnet eine gleich bleibende oder sogar gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung, indem ein Unternehmen sich "überflüssigen Humankapitals" entledige. Wie Jury-Sprecher Horst Dieter Schlosser erklärte, wurde der Begriff zum Unwort des Jahres erhoben, weil er verschleiere, dass diejenigen, die ihren Arbeitsplatz behalten hätten, höher belastet würden. Hinzu kommt natürlich auch noch eine Mehrbelastung des Arbeitsmarktes insgesamt.

Platz zwei im Unwort-Ranking 2005 belegte "Ehrenmord", eine Relativierung für "die Ermordung von in der Regel weiblichen Familienmitgliedern mit Berufung auf eine archaische, in unserem Kulturkreis absolut inakzeptable Familienehre". Auf Platz drei kam "Bombenholocaust", weil er eine weitere Leugnung oder Verniedlichung des NS-Völkermordes darstelle.

Der Begriff "Smartsourcing" stammt von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und ist eine euphemistische Umschreibung der Verlagerung von Tausenden Arbeitsplätzen in den Niedriglohnsektor. Mit "Qualitätsoffensive" hat der Automobilkonzern DaimlerChrysler eine Rückholaktion für insgesamt 1,3 Millionen Mercedes bezeichnet. "Unternehmerische Hygiene" galt in der Jury ebenfalls als einer der Favoriten für das Unwort des Jahres 2005. Auf der Webseite der Jury finden sich zurückreichend ins Jahr 1993 jeweils weitere Unwörter des Jahres. (kh)

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