Vorgesetzte sind gefordert

Unzufriedenheit macht Mitarbeiter krank

04.04.2012
Krankmeldungen stagnieren weitgehend, aber der Anteil psychischer Ursachen wächst. Helmut König nennt die Gründe.
Foto: MEV Verlag

Eine erschreckend hohe Anzahl von Fehltagen in Unternehmen geht auf die Diagnose einer psychischen Erkrankung zurück. Als Auslöser, so Helmut König von der Agentur Königskonzept (www.koenigskonzept.de), nennen die Betroffenen im Prinzip immer wieder die gleichen Faktoren:

- hohes Arbeitspensum,

- schlechten Informationsfluss und

- mangelndes Feedback durch Vorgesetzte.

Des Weiteren zeigt eine Untersuchung eines niedersächsischen Krankenkassen-Institutes, dass auch Skeletterkrankungen psychische Ursachen haben können. Mitarbeiter klagen zum Beispiel erheblich häufiger über Kreuz- und Nackenschmerzen, wenn sie mit einer Situation im Unternehmen unzufrieden sind. Die Erkrankungen fallen in der Krankentagestatistik zwar unter die Rubrik Muskel- und Skeletterkrankungen. Tatsächlich sind sie aber zum Teil auf psychische Ursachen zurückzuführen.

Zufriedene Mitarbeiter sind gesünder

In der oben genannten Befragung wurde die Zufriedenheit von Mitarbeitern mit Kollegen, Vorgesetzen, der Organisation oder dem Informationsfluss überprüft. Im Vergleich zu den unzufriedenen Angestellten war die Zahl der kranken Mitarbeiter, die zufrieden mit einer Situation waren, um mindestens 60 Prozent geringer bei gleichem Beschwerdebild. Daraus ist nach König zu schließen, dass sich die Unzufriedenheit auch auf den privaten Bereich auswirkt, was zu einer Verstärkung des Problems führt. Es ist also auch aus diesem Grund wichtig für Vorgesetzte und Firmenchefs, sich dieser Thematik anzunehmen und auf eine Verbesserung der Arbeitssituation hinzuarbeiten.

Dieses Problem haben mittlerweile auch die Krankenkassen erkannt. Sie beginnen, zusätzlich zum Gesundheitsmanagement Verhaltenstrainings anzubieten. Doch es liegt hier eine klassische Managementaufgabe vor, denn die Ursachen der Unzufriedenheit liegen zumeist in Management, im Team- und Delegationsverhalten oder in der Mitarbeitermotivation.

Hilfestellungen müssen kombiniert durchgeführt werden, denn es geht um Organisationsprobleme, gepaart mit Mitarbeiterentwicklung und Motivation. Dieses Themenfeld ist, wie König kritisiert, leider in den Köpfen von Geschäftsführern und Unternehmensberatern nur selektiv besetzt. Man findet zwar Organisationsoptimierung, Coaching, Personalentwicklung und Soft Skills wie Delegationsfähigkeit, Teamverhalten oder Mitarbeitermotivation vor, aber diese Maßnahmen laufen in den meisten Fällen getrennt voneinander ab. Einen kombinierten Einsatz findet man selten.

Der Schlüssel, mit dem man arbeiten muss, heißt: Verbesserungen strukturiert anpacken. Eine Organisationsanalyse muss zeigen, welche Probleme im Unternehmen bestehen. Die Einbeziehung der Mitarbeiter in die Lösung dieser Probleme wird die Mitarbeiter zufriedener, selbstbewusster und motivierter für bestehende und künftige Aufgaben im Unternehmen machen. Der bei diesen Analysen erkennbare Optimierungsbedarf muss nach dem Dafürhalten von König durch Organisationsoptimierungen, Personalentwicklung, Soft Skills und/oder durch Gesundheitsmanagement befriedigt werden: "Nur durch einen solchen kombinierten Ansatz wird es gelingen, die geschilderten psychischen Krankheitsursachen in den Griff zu bekommen", so der Experte.

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