UPDATE: Axel Springer ist optimistisch für 2010

11.11.2009
(NEU: Weitere Aussagen des CEO, Details zu Dogan-Beteiligung und Stepstone)

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BERLIN (Dow Jones)--Trotz anhaltender Werbeflaute und schwacher Auslandsmärkte blickt der Medienkonzern Axel Springer optimistisch auf das kommende Geschäftsjahr. "Wir haben den tiefsten Punkt jetzt wohl hinter uns", sagte Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. 2010 solle das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) daher im Vergleich zu 2009 "einen signifikanten Sprung nach oben machen, im zweistelligen Bereich", sagte Döpfner.

Der Springer-Vorstandsvorsitzende macht positive Signale aus der Gesamtwirtschaft aus, obwohl der Werbemarkt weiter schwach bleibe und auch vom Vertriebsmarkt wenig Impulse kämen. Döpfner warnte davor, das Verlagsgeschäft "krank zu reden, obwohl wir Renditen machen, von denen andere nur träumen". Dabei verwies er auf eine EBITDA-Rendite der deutschen Zeitungen des Springerkonzerns von 25,4% im dritten Quartal. Im Vorjahresquartal lag die EBITDA-Rendite hier allerdings noch bei 27,7%.

Weniger optimistisch fällt Döpfners Urteil für das restliche Jahr aus, denn für das vierte Quartal rechnet er damit, "sicherlich deutlicher unter den Vorjahreswerten zu bleiben als im dritten Quartal". Der Vorstandsvorsitzende präzisierte am Mittwoch seine Erwartungen an das Gesamtjahr. Demnach werde der Umsatz im einstelligen Bereich unter Vorjahr bleiben, das EBITDA werde "in jedem Fall zweistellig" unter dem Rekordniveau von 2008 bleiben. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 2,73 Mrd EUR und das EBITDA bei 486 Mio EUR.

In den ersten neun Monaten hat das Berliner Verlagshaus bereits rund 70 Mio EUR gespart, nun will Axel Springer wieder investieren. Für das Flagschiff "Bild" und die Tageszeitung "Welt" wurde ein zusätzliches Marketingbudget von 20 Mio EUR geschaffen. "In einem Umfeld, in dem sich kaum noch jemand bewegt, glauben wir, damit Marktanteile gewinnen zu können", sagte Döpfner.

Zudem will er damit fortfahren, das Unternehmen stärker auf digitale Inhalte auszurichten. Noch im laufenden Jahr sollen daher für die Inhalte der Zeitungen "Bild", "Welt" und "B.Z." Applikationen entwickelt werden, mit denen die Zeitungen auf Handys und ähnlichen Geräten gelesen werden können. Diese Inhalte sollen dann für Nutzer kostenpflichtig sein. Axel Springer plant dazu bereits eine begleitende Werbekampagne.

Nachdem der Berliner Medienkonzern in den vergangenen Monaten Schritt für Schritt die Mehrheit an der Internet-Stellenbörse Stepstone übernommen hat, hält der Konzern mittlerweile laut Döpfner mehr als 90% an Stepstone. "Wir haben uns nun dazu entschlossen, in einem Squeeze-Out auch die restlichen Anteile aufzukaufen und wollen die Firma dann von der Börse nehmen", sagte Döpfner.

In einer ungünstigen Situation befindet sich Axel Springer derzeit bei seiner 25-prozentigen Beteiligung an der türkischen Dogan TV Holding. Der türkische Staat hat gegen die Holding Steuerforderungen und -strafen in Höhe von rund 2,2 Mrd EUR erhoben, die die Existenz des Unternehmen bedrohen. Sollte es zur Insolvenz der Dogan TV Holding kommen, müsste Axel Springer seine Türkei-Investition von 375 Mio EUR aus dem Jahr 2007 möglicherweise abschreiben.

"Wir gehen derzeit davon aus, dass es keinen Abschreibungsbedarf gibt, weil die Beteiligung durch eine Wertsicherungsklausel gesichert ist. Sollte es aber zur Maximalstrafe kommen und diese in mehreren Instanzen bestätigt werden, dann kann eine Abschreibung nicht ausgeschlossen werden", erklärte Döpfner in der Telefonkonferenz. Er hält dies aber derzeit für "außerordentlich unwahrscheinlich".

Dennoch liegt der Einstieg von Axel Springer bei der türkischen Muttergesellschaft von Dogan TV, der Dogan Yayin Holding, derzeit auf Eis. Die Verträge zum Erwerb einer Beteiligung von mindestens 9,1% für 47 Mio EUR sind zwar schon im November 2008 unterzeichnet, aber bis heute nicht vollzogen worden. Mit dem Einstieg bei der Mutterholding wollte Axel Springer seinen Anteil an der TV-Gesellschaft auf 19,9% verringern.

Ob es noch zum Closing der Verträge kommen werde, ließ Döpfner am Mittwoch offen: "Wir warten erst einmal ab, was der Schlichtungstermin zwischen Dogan und der Regierung am 24. November bringt". Medienberichte, wonach Axel Springer Zeitungen von Dogan erwerben wollte, wies Döpfner zurück.

Webseite: www.axelspringer.de -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/has Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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