UPDATE: Balda braucht Kredite wegen Verlusten bei Ex-Töchtern

05.03.2008
(NEU: Unternehmenssprecher, Analyst, Marktreaktionen) Von Olaf Ridder DOW JONES NEWSWIRES

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BAD OEYNHAUSEN (Dow Jones)--Mit einem Kursrutsch reagiert die Balda-Aktie am Mittwoch auf eine Mitteilung des Unternehmens, derzufolge unerwartet hohe Verluste bei zwei der verkauften Tochtergesellschaften eine zusätzliche Kreditlinie der Banken erfordern. Der Spezialist für Touchscreen-Produkte aus dem westfälischen Bad Oeynhausen schockierte den Markt mit dem Eingeständnis, die liquiden Mittel reichten nicht aus, um für die Verluste aufzukommen. Die Balda-Aktie brach zu Handelsbeginn um mehr als 30% ein.

Binnen weniger Tage will Balda aber sowohl mit den Banken als auch mit den Ex-Töchtern eine Lösung gefunden haben, bestätigte ein Unternehmenssprecher. Er geht davon aus, dass der zu leistende Verlustausgleich niedriger ausfallen wird, als vom Käufer gefordert. Zur Höhe des Verlustes wolle sich der Balda-Sprecher nicht näher äußern. Er werde aber unter den mindestens 30 Mio EUR liegen, die Anfang Februar in Finanzkreisen genannt worden waren.

Die Belastung erwächst Balda aus seinem früheren Kerngeschäft der Fertigung von Handyschalen. Das zuletzt anhaltend verlusträchtige Geschäft mit den drei Tochterunternehmen Balda Solutions Deutschland, Balda Werkzeugbau und Balda Solutions Hungaria hat der SDAX-Konzern zum Jahresende an die KS Plastic Solutions verkauft. Für etwaige Verluste der beiden deutschen Töchter im vierten Quartal haftet nach den Kaufverträgen noch die frühere Muttergesellschaft.

Die jetzt vorgelegten Jahresabschlüsse "haben uns überrascht", räumte der Balda-Sprecher ein. Der danach nötige Verlustausgleich übersteige die Liquiditätsplanung. Per Ende September hatte Balda 12,1 Mio EUR liquide Mittel ausgewiesen. Noch vor einem Monat bezifferte Vorstandsvorsitzender Joachim Gut den zu erwartenden Verlust aus dem verkauften Geschäft mit einem niedrig zweistelligen Mio-EUR-Betrag, als in Spekulationen von 30 Mio bis 40 Mio EUR die Rede war.

Diese Einschätzung ist nach Darstellung des Balda-Sprechers nun nicht mehr zu halten. Allerdings verhandelt Balda noch mit dem neuen Eigentümer über die Höhe des Verlustausgleichs. Die vorgelegten Zahlen sehe man nicht ein, sagte er. Doch selbst, wenn der schlimmste Fall eintrete, könne Balda die Belastung schultern, versicherte er.

Analysten werteten die Ankündigung vom Mittwoch weniger optimistisch. Thomas Langer von der WestLB schrieb in einer Research-Note, Balda stecke in einer erheblichen Finanzkrise. Es stehe zu befürchten, dass der Konzern die aggressive Investitionspläne im Bereich Touchscreens nicht umsetzen könne. Möglicherweise wirkten sich die Probleme sogar auf die Kundenbeziehungen und Auftragseingänge des Konzerns negativ aus.

Langer glaubt, dass Balda gezwungen ist, weitere Vermögenswerte zu verkaufen oder weiteres Kapital bei den Aktionären aufzunehmen. Erst im Herbst hatte Balda mit einer Kapitalerhöhung 68 Mio EUR bei den Anteilseignern eingesammelt, um damit Schulden abzulösen.

Als erste Konsequenz der unerwarteten Verluste bei den Ex-Töchtern sagte das SDAX-Unternehmen am Mittwoch sowohl die Bilanzpressekonferenz am 19. März als auch die Hauptversammlung am 7. Mai ab. Die Fristen zur Vorlage der testierten Bilanz könnten nicht mehr eingehalten werden, begründete der Unternehmenssprecher diesen Schritt. Balda werde vielleicht noch die Bilanzerstellung im erforderlichen Zeitrahmen schaffen. Doch müssten die Wirtschaftsprüfer auch ihre Arbeit leisten. Andere Gründe für die Verschiebung gebe es nicht.

Am Markt löste die Nachricht von Balda einen Kurseinbruch aus. Nach einem anfänglichem Minus von mehr als 30% zeigte sich der Titel gegen 10 Uhr bei 3,86 EUR und damit 26,48% im Minus. "Das hört sich nach GAU an", kommentierte ein Frankfurter Händler die Nachricht. Die WestLB senkte ihr Kursziel für die Balda-Aktie am Mittwoch auf 3,00 von 4,40 EUR und die Einstufung insgesamt auf "Sell".

Webseite: http://www.balda.de/ -Von Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com DJG/rio/mim

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