UPDATE: Balda saniert früheres Handyschalen-Kerngeschäft selbst

07.03.2008
(NEU: Angaben des Sprechers, Marktreaktion, Hintergrund)

(NEU: Angaben des Sprechers, Marktreaktion, Hintergrund)

Von Olaf Ridder

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Balda AG wird ihr früheres Kerngeschäft mit den Handyschalen nun doch in Eigenregie sanieren. In einer überraschenden Kehrtwendung erklärte der SDAX-Konzern aus Bad Oeynhausen am Freitag, er kaufe drei erst zum Jahresende verkaufte Gesellschaften zurück. Die Liquidität des Unternehmens dürfte durch diesen Schritt weniger belastet werden, hieß es zur Begründung.

Zugleich fand die in einen finanziellen Engpass geratene westfälische Firma neue Geldgeber, um die Finanzierung entstandener Verluste zu überbrücken. Die Hausbanken wollten keine neuen Kreditlinien zur Verfügung stellen, verzichteten aber bis auf Weiteres darauf, Balda-Kredite fällig zu stellen. Damit sei "eine sich abzeichnende Krise" des Konzerns abgewendet, erklärte das Unternehmen.

Erst vor zwei Tagen musste Balda eingestehen, die liquiden Mittel des Konzerns reichten nicht aus, um dem Käufer der beiden deutschen Ex-Töchter die Verluste aus dem vierten Quartal auszugleichen. Die Nachricht hatte am Mittwoch einen Kursrutsch der Balda-Aktie zeitweise mehr als 30% ausgelöst.

Am Donnerstag war der Titel sogar auf ein 52-Wochen-Tief von 3,62 EUR gefallen. Nach der Mitteilung vom Freitagmorgen war das Balda-Papier wieder gefragt und machte einen Teil der Kursverluste wieder wett. Gegen 10.00 Uhr zeigte sich die Balda-Aktie mit einem Kursplus von 12% bei 4,05 EUR.

Balda hatte sich vom früheren Kerngeschäft der Fertigung von Handyschalen zum Jahresende getrennt, weil es zuletzt nur noch Verluste erwirtschaftete. Allein im dritten Quartal verbrauchten die zwei deutschen und die ungarischen Töchter laut Quartalsausweis 6,8 Mio EUR liquide Mittel der Konzernmutter.

Die jetzt entstandene Belastung für Balda entstand aus einer Vereinbarung mit dem Käufer KS Plastic Solutions vom Dezember, wonach das Unternehmen noch für die Verluste der beiden deutschen Gesellschaften in Bad Oeynhausen im Schlussquartal aufkommen muss. Dafür standen im Konzern per Ende September 12,1 Mio EUR liquide Mittel zur Verfügung. Der Käufer machte jedoch höhere Verluste geltend. Von 30 Mio bis 40 Mio EUR war in Finanzkreisen die Rede, was Balda selbst jedoch als überhöht zurückwies.

Den Streit mit dem Käufer über die Höhe der Verluste konnte Balda in den Verhandlungen der vergangenen Tage nicht beilegen, wie ein Unternehmenssprecher am Freitag bestätigte. Deshalb habe man die Gesellschaften jetzt zu einem symbolischen Preis zurückgekauft.

Wie viele der ursprünglich 800 ausgegliederten Mitarbeiter damit wieder zum Balda-Konzern zurückkommen, konnte er nicht beziffern. Es seien wohl einige Hundert, aber deutlich weniger als Ende Dezember. Auch zu den weiteren Schritten bei den drei Gesellschaften und der Frage, ob man das Geschäft nach einer Sanierung eventuell behalten werde, wollte er sich nicht äußern: "Es ist unmöglich, darüber jetzt schon eine Aussage zu machen", sagte er.

Zur Höhe der Verluste, die Balda aus dem vierten Quartal bei den zurückgekauften Töchtern erwachsen, machte der Sprecher ebenfalls keine Angaben: Balda gehe aber davon aus, dass sie nicht höher ausfallen werden als die in den Verhandlungen mit KS Plastic Solutions vertretene Summe.

Unklar ist, ob das Unternehmen mit der jetzigen Entscheidung seine ursprünglichen Termine für die Bilanzpressekonferenz (19. März) und für die Hauptversammlung (7. Mai) doch noch einhalten kann. Vor zwei Tagen hatte Balda sie abgesagt. "Auch das wissen wir jetzt noch nicht", sagte der Sprecher nun.

Webseite: http://www.balda.de -Von Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com DJG/rio/brb

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