UPDATE: Balda verkauft deutsches Handyschalen-Geschäft erneut

13.05.2008
(NEU: Aussagen des Unternehmenssprechers, Hintergrund, Marktreaktion) Von Olaf Ridder DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen des Unternehmenssprechers, Hintergrund, Marktreaktion) Von Olaf Ridder DOW JONES NEWSWIRES

BAD OEYNHAUSEN (Dow Jones)--Die Balda AG unternimmt einen zweiten Anlauf zur Trennung von ihrem defizitären Handyschalen-Geschäft. Käufer der deutschen Aktivitäten ist der Sanierungsspezialist Hanse Industriekapital aus Hamburg, der bereits Anfang vergangenen Jahres das Geschäft mit lackierten und galvanisierten Kunststoffteilen von Balda übernommen hatte. Angaben zum Verkaufspreis machte der SDAX-Konzern aus Bad Oeynhausen in seiner Mitteilung vom Dienstag nicht.

Anfang März war der erste, bereits Ende 2007 vereinbarte Verkauf des Handyschalen-Geschäfts an den Finanzinvestor Aurelius überraschend gescheitert. Balda hatte die als Sparte Infocom geführten drei Tochtergesellschaften nach nur zwei Monaten wieder zurückgenommen, weil sich beide Seiten nicht über die Höhe eines Verlustausgleiches einigen konnten, den das Unternehmen aus Bad Oeynhausen vertragsgemäß noch bis zum Jahresende hätte leisten müssen.

Eine derartiger Rückschlag ist nach Angaben von Balda-Sprecher Clas Röhl mit dem neuen Vertrag ausgeschlossen. Der Verkauf an Hanse Industriekapital führe bei Balda zu einer Liquiditätsbelastung im höheren einstelligen Mio-EUR-Bereich. Die Summe liege im "erwarteten Rahmen", erklärte Balda. Weitergehende Belastungen aus etwaigen künftigen Verlusten des zuletzt defizitären Geschäfts werde es für den Konzern nicht geben, versicherte der Sprecher darüber hinaus.

Am Markt wurde die Verkaufsnachricht positiv aufgenommen. Die Balda-Aktie legte bis 11.30 Uhr um 5% auf 2,31 EUR zu.

Konkret verkauft Balda die beiden Tochterfirmen Balda Solutions Deutschland GmbH und Balda Werkzeugbau GmbH zum 1. Mai an zwei Unternehmen der Heinze Gruppe, die sich im Besitz von Hanse Industriekapital befinden. Per Ende März beschäftigten die beiden Firmen zusammen rund 400 Mitarbeiter. Hanse Industriekapital habe zugesagt, ihre Aktivitäten in der Region zu stärken und fortzuführen, teilte Balda mit.

Anders als im Fall Aurelius ist die ungarische Infocom-Gesellschaft Balda Solutions Hungaria nicht im Verkaufspaket enthalten. Zur deren Zukunft wollte sich der Balda-Sprecher nicht äußern.

Ebenfalls keine Angaben wollte der Balda-Sprecher zur Höhe der Belastung machen, die das Infocom-Geschäft seit dem Rückkauf verursacht hat. Er bestätigte aber, dass die verkauften Töchter zwischen dem 7. März und 30. April erneut in der Balda-Konzernbilanz als nicht fortgeführte Aktivitäten auftauchen werden. Bei Vorlage der Halbjahresbilanz werde sich Balda dazu äußern.

Balda will sich künftig ausschließlich auf ihr Geschäft mit Touchscreen-Produkten konzentrieren. Auch die Medizintechniksparte steht zum Verkauf. Überraschend hatte Balda auf der Bilanzpressekonferenz vor wenigen Wochen hier ebenfalls den Ausstieg angekündigt. Es gebe bereits Gespräche mit möglichen Käufern, das Interesse sei hoch, bekräftigte Sprecher Röhl am Mittwoch. Einen neuen Stand gebe es nicht.

Balda will im laufenden Jahr 600 Mio USD umsetzen, davon mehr als 80% in Asien. Vor Steuern wird ein Gewinn von 35 Mio USD angepeilt. Das Geschäft mit den Handyschalen, mit dem das Unternehmen einst groß wurde, hatte sich in den vergangenen Jahren zunehmend als Verlustbringer erwiesen.

Im März brachte Infocom den Balda-Konzern in erhebliche Schieflage, als bekannt wurde, dass eine zusätzliche Kreditlinie nötig wurde, um die zum Jahresende aufgelaufenen Verluste zu decken. 2007 verbuchte Balda in den europäischen Infocom-Aktivitäten 32 Mio EUR operativen Verlust und Wertberichtigungen über 13,0 Mio EUR.

Webseiten: http://www.balda.de http://www.hanseik.itmcg.com -Von Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com DJG/rio/jhe

Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite