UPDATE: Bestellungen stabilisieren sich bei Heidelberger Druck

11.08.2009
(NEU: Einzelheiten, Händleraussage)

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Von Christine Benders-Rüger DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Wirtschaftsflaute hat die Heidelberger Druckmaschinen AG zwar nach wie vor fest im Griff, allerdings zeichnet sich in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2009/10 eine Stabilisierung bei den zuvor zusammengebrochenen Auftragseingängen ab. "Wir haben im ersten Quartal im Vergleich zu den vergangenen Monaten eine leichte Stabilisierung bei den Auftragseingängen gesehen. Damit ist eine erste Bodenbildung zu erkennen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Bernhard Schreier am Dienstag. "Die weitere Entwicklung bleibt jedoch abzuwarten".

Im ersten Quartal berichteten die Heidelberger einen überraschend hohen Auftragseingang von 550 Mio EUR nach 474 Mio EUR im Vorquartal. Analysten hatten mit Bestellungen von lediglich 507 Mio EUR gerechnet.

Im Vergleich zum Vorjahresquartal gingen die Auftragseingänge allerdings um 52% zurück. Im ersten Quartal 2008/09 waren die Bestellungen noch durch die nur alle vier Jahre stattfindende Branchenmesse drupa angetrieben worden. Die drupa gilt als die bedeutendste Leistungsschau der Druck- und Druckmedienindustrie.

Beim Ergebnis wies Heidelberger Druck für die ersten drei Monate 2009/10 wegen der schwachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der anhaltenden Zurückhaltung der Kunden erwartungsgemäß den fünften Quartalsverlust in Folge aus und rutschte sowohl operativ als auch unter dem Strich tiefer in den roten Zahlen als im Vorjahreszeitraum. Der Fehlbetrag fiel allerdings höher aus als erwartet.

Beim operativen Ergebnis vor Sonderposten berichtete das Unternehmen ein Minus von 63 (Vj minus 35) Mio EUR und nach Sonderposten ein Ergebnis von minus 65 (minus 35) Mio EUR.

Der Verlust nach Steuern belief sich auf 69 Mio EUR, nach minus 39 Mio EUR im Vorjahreszeitraum. Beobachter hatten mit einem Nachsteuerverlust von 66 Mio EUR gerechnet. Der Konzernumsatz ermäßigte sich um 21,8% auf 514 Mio EUR. Der Auftragsbestand lag mit 616 Mio EUR rund 53% unter dem des Vorjahres.

Die Heidelberger Druck gehört zu den Maschinenbauunternehmen, die am schlimmsten von der Wirtschaftskrise getroffen wurden und unter anderem Staatshilfe beantragt haben. Zuerst brachen die Aufträge in den USA weg, dann im Rest der Welt. Das Unternehmen stellt Bogendruckmaschinen her, die vor allem für Plakate und Prospekte benötigt werden. Der Werbemarkt liegt jedoch in der Krise am Boden.

Die Auftragseingänge der Sparte Press (Offsetdruck) lagen im Zeitraum Anfang April bis Ende Juni 2009 bei 493 Mio EUR, nach 1,03 Mrd EUR im Vorjahr. Im Zeitraum Januar bis Ende März 2009 hatte das Unternehmen für den Bereich allerdings nur einen Auftragseingang von 415 Mio EUR berichtet.

Die Sparte Postpress (Weiterverarbeitung) verzeichnete im ersten Quartal 2009/10 Bestellungen von 52 Mio EUR nach 114 Mio EUR im Vorjahresquartal. Zum Vorquartal mit 54 Mio EUR war dies noch eine leichte Verschlechterung.

Im Vergleich zum Vorquartal konnten laut Heidelberger Druck für alle Regionen außer Nordamerika einen Zuwachs bei den Bestellungen verbuchen: Die Region EMEA verzeichnete im ersten Quartal 2009/10 Bestellungen von 234 (Vorquartal: 223) Mio EUR, Osteuropa von 46 (30) Mio EUR, Nordamerika von 59 (65) Mio EUR, Lateinamerika von 26 (18) Mio EUR und Asien Pazifik von 185 (138) Mio EUR.

Im Vorjahresvergleich lagen in den Regionen EMEA, Nordamerika und Lateinamerika die Bestellungen im ersten Quartal 2009/10 wegen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zum Teil allerdings um mehr als 60% unter den Vorjahreswerten. Den geringsten Rückgang bei den Auftragseingängen im Jahresvergleich konnte die Region Asien Pazifik vorweisen: Hier fielen die Bestellungen lediglich um 24%, während der Auftragseingang in Nordamerika um rund 57% einbrach. Heidelberger Druck begründete den verhältnismäßig moderaten Rückgang in Asien mit dem positiven Verlauf der Fachmesse China Print und dem daraus resultierenden guten Auftragseingang im chinesischen Markt.

Wegen der unverändert schwierigen Rahmenbedingungen bekräftigten die Heidelberger ihren pessimistischen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Für 2009/10 (per 31. März) erwartet der im MDAX notierte Konzern nach wie vor einen Umsatzrückgang zum Vorjahr und erneut einen Jahresfehlbetrag. 2008/09 hatte der Konzernumsatz 2,9 Mrd EUR erreicht. "Mit den eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung wird Heidelberg die Gewinnschwelle zwar möglichst schnell senken, die massiv gestiegenen Refinanzierungskosten, die auch die Bürgschaftskosten für die Garantien aus dem Konjunkturpaket II beinhalten, werden das Finanzergebnis jedoch stark belasten", teilte das Unternehmen weiter mit.

Erst am vergangenen Freitag hatten die Heidelberger mitgeteilt, dass sie Verhandlungen über ein neues Finanzierungskonzept abgeschlossen haben und mit staatlicher Unterstützung die Liquidität für die kommenden Jahre gesichert sei. Bis Mitte 2012 steht dem Konzern nun ein Kreditrahmen von insgesamt 1,4 Mrd EUR zur Verfügung. Im Juni hatte das Unternehmen die grundsätzliche Zusage der Banken sowie eine Bürgschaftszusage von Bund und Ländern erhalten. Der neue Finanzierungsrahmen ermögliche es, die Phase der schwierigeren Kreditvergabe im Finanzsystem zu überbrücken, erklärte Finanzvorstand Dirk Kaliebe seinerzeit.

Um auf die schwerste Krise im Maschinenbau seit Jahrzehnten zu reagieren, hatte das Unternehmen bereits Mitte 2008 den Rotstift angesetzt und den Sparkurs seither deutlich verschärft. Bis 2010/11 sollen die Kosten um 400 Mio EUR gesenkt werden. Wichtigster Ansatzpunkt sind die Strukturkosten, zu denen auch die Personalausgaben gehören. Im Zuge des Sparprogramms wird bei den Heidelbergern ein Viertel der ehemals 20.000 Stellen wegfallen. 2.500 Stellenstreichungen sind inzwischen realisiert bzw fest vereinbart, die andere Hälfte steht noch aus.

Der Konzern nutzt deutschlandweit das Instrument der Kurzarbeit. "Die Umsetzung unseres Maßnahmenprogramms verläuft planmäßig", erklärte Dirk Kaliebe weiter. "So haben wir in den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres gegenüber dem Vorjahr die Personalkosten weiter reduziert, die Vorräte gesenkt, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung verringert und die Investitionen deutlich gedrosselt. Die Einsparungen tragen dazu bei, die Ergebnisbelastungen aufgrund rückläufiger Umsätze teilweise zu kompensieren."

Am Aktienmarkt kam der Quartalsbericht nicht gut an. Ein Teilnehmer sprach von "schwachen Zahlen". Einziger Lichtblick sei der Auftragseingang, der sich besser als erwartet entwickelt habe. Ein Teilnehmer wertete zudem Aussagen positiv, laut denen das Unternehmen erste Anzeichen für eine Bodenbildung sieht. Es sei allerdings unklar, ob die Quartalszahlen die Aktie stark belasten werden. Kurz nach Handelsbeginn verloren die Titel 3,2% auf 6,31 EUR.

Webseite: http://www.heidelberg.com Von Christine Benders-Rüger, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69 29 725 108, unternehmen.de@dowjones.com DJG/cbr/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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