UPDATE: Bosch macht die Krise der Automobilindustrie zu schaffen

28.01.2009
(NEU: Details, Aussagen Bosch-Sprecher)

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Von Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

STUTTGART (Dow Jones)--Dem Automobilzulieferer Bosch hat die Wirtschafts- und Branchenkrise zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres schwer zu schaffen gemacht: Sowohl der Umsatz als auch die Vorsteuerrendite lagen 2008 unter dem Vorjahresniveau; die selbstgesteckten Ziele wurden damit klar verfehlt. Der Stuttgarter Konzern erwartet auch für 2009 ein schwieriges Jahr und will mit Sparmaßnahmen reagieren - auch Stellenstreichungen sind nicht ausgeschlossen.

Die Robert Bosch GmbH teilte am Mittwoch mit, Umsatz und Ertrag hätten sich im ersten Halbjahr zwar noch "erwartungsgemäß und insgesamt befriedigend" entwickelt. "Das zweite Halbjahr und insbesondere das vierte Quartal brachten dann aber teilweise erhebliche Rückgänge."

Während der Automobilzulieferer und Anbieter von Industrietechnik, Haushaltsgeräten und Gebäudetechnik im ersten Halbjahr noch einen Umsatzanstieg (wechselkursbereinigt) um rund 5% verbucht hatte, lagen die Einnahmen im Gesamtjahr nach vorläufigen Zahlen bei rund 45 Mrd EUR - und damit nominal um 2,8% unter dem Vorjahresniveau. Wechselkursbereinigt lag das Umsatzminus bei 0,6%. Die größte Einbuße verzeichnete die Kraftfahrzeugtechnik mit einem Minus von 7%.

Das Ergebnis vor Steuern lag 2008 nach Unternehmensangaben nur noch in einer Größenordnung von etwa 2,5% des Umsatzes - und damit deutlich unter der Vorjahresrendite von 8%. Ursprünglich hatte sich Bosch für 2008 eine Umsatzsteigerung von 5% sowie eine Vorsteuerrendite von 7% bis 8% vorgenommen. Allerdings hatte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Franz Fehrenbach, bereits auf der IAA für Nutzfahrzeuge Ende September gesagt, die Ziele seien wohl nicht zu erreichen. In seiner Kolumne in der Mitarbeiterzeitung "Bosch-Zünder" (Dezemberausgabe) schrieb Fehrenbach dann, die Robert Bosch GmbH werde ihre Ziele "weit verfehlen".

Für 2009 rechnet das Unternehmen mit einem "der schwierigsten Jahre seit langem". Grund sei die angespannte Weltwirtschaftslage, die vor allem die Automobilindustrie stark belaste. Konkrete Zielsetzungen für das angelaufen Geschäftsjahr konnte Unternehmenssprecher Henrik Hannemann auf Anfrage von Dow Jones Newswires nicht nennen. Vor dem Hintergrund der großen Unsicherheit in der Automobilindustrie sei eine verlässliche Prognose zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Nach Aussage von Hannemann generiert Bosch nach wie vor fast 60% seiner Umsätze in der Autobranche.

Franz Fehrenbach sagte, auch "wie das nachfolgende Geschäftsjahr 2010 wird, können wir aus heutiger Sicht noch nicht beantworten". In dieser Hinsicht erwarte man erst in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres mehr Klarheit.

Die momentan schwierige Situation will das Unternehmen nach eigenen Angaben ohne drastische Einschnitte beim Personal überstehen. "Unser Ziel ist es, möglichst mit der Stammbelegschaft durch diese schwierige Phase zu kommen", so Fehrenbach. Vor allem in Deutschland zeigt sich Bosch mit Blick auf die flexiblen Arbeitszeitinstrumente optimistisch, dieses Ziel auch zu erreichen.

Schwieriger werde dies allerdings in Ländern, in denen Maßnahmen wie Zeitkonten, Arbeitszeitverkürzung oder Kurzarbeit nicht vorhanden sind. "Hier können wir bedauerlicherweise Personalanpassungen nicht ausschließen", sagte Fehrenbach. Welche Länder von möglichen Stellenstreichungen betroffen sein könnten, konnte Unternehmenssprecher Hannemann nicht sagen.

Per Ende 2008 beschäftigte die Bosch-Gruppe nach eigenen Angaben weltweit 282.000 (Vorjahr: 271.000) Mitarbeiter, davon 114.000 in Deutschland. Die Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre mehr als 300 Tochter- und Regionalgesellschaften in über 60 Ländern. Inklusive Vertriebspartnern ist Bosch in rund 150 Ländern vertreten.

Vor dem Hintergrund der schwierigen Situation kündigte Fehrenbach am Mittwoch außerdem eine "kritische" Überprüfung sämtlicher Kostenpositionen an. "Es muss uns der schwierige Spagat zwischen Sparen und wichtigen Investitionen für die Zukunft gelingen", sagte der Manager. Alle Zukunftsprojekte und Innovationsanstrengungen sollten daher fortgeführt werden.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt. "Wir sind davon überzeugt, mit unserer fokussierten Diversifizierung, fortgesetzten Internationalisierung und thematischen Ausrichtung auf 'Technik fürs Leben' strategisch richtig aufgestellt zu sein", sagte Fehrenbach. "Wir werden unsere Wettbewerbspositionen auch in diesen schwierigen Zeiten weiter ausbauen", so der Manager.

Webseite: http://www.bosch.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 297 25 111; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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