UPDATE: Conergy kann auch reduzierte Prognose 2007 nicht halten

12.12.2007
(NEU: Analysteneinschätzung, Aktienkurs, Aussagen des CEO) Von Jürgen Hesse DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Analysteneinschätzung, Aktienkurs, Aussagen des CEO) Von Jürgen Hesse DOW JONES NEWSWIRES

HAMBURG (Dow Jones)--Die Conergy AG hat erneut ihre Umsatz- und Ergebniserwartung für das laufende Jahr reduziert und damit einen weiteren Preisverfall ihrer Aktien ausgelöst. Der in Hamburg ansässige Systemanbieter für die Gewinnung erneuerbarer Energien kündigte am Mittwoch ein EBIT-Verlust von 150 Mio bis 200 Mio EUR für das zu Ende gehende Geschäftsjahr an. Ende Oktober hatte Conergy für 2007 noch ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 40 Mio EUR in Aussicht gestellt.

Auch das bereits reduzierte Umsatzziel von über 1 Mrd EUR wird im laufenden Jahr nun nicht erreicht, wie Conergy weiter ausführte. An der Börse lösten die erneut schlechten Nachrichten eine Fortsetzung des Kursverfalls aus. Die Aktien fielen am Vormittag um 13,5% auf 22,45 EUR. Im Oktober hatten sich die Papiere vor der ersten Gewinnwarnung noch der Marke von 70 EUR angenähert.

Die nun reduzierte Prognose berücksichtigt neben einem deutlich verschlechterten operativen Ergebnis zusätzliche Einmaleffekte. So ändert Conergy die Bewertungsmethodik für Großprojekte (POC). Weiter werden die Wertansätze einzelner Aktiva angepasst, und geplante Restrukturierungsmaßnahmen belasten.

"Der neue Vorstand hat sich für eine Zäsur entschieden, die Conergy binnen kurzem wieder auf Erfolgskurs bringen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende Dieter Ammer. "Conergy richtet sich auf seine ertragsstarken Aktivitäten aus, gibt sich eine straffere Struktur und bereinigt einmalig bilanzielle Altlasten im Rahmen einer konservativen Ausrichtung." Mit diesen Maßnahmen sei das Unternehmen für die kommenden Jahre wieder gut aufgestellt.

Analysten von SES Research sehen in der erneuten Gewinnwarnung von Conergy jedoch die "schlimmsten Befürchtungen" bestätigt. Nicht nur der Umsatz, insbesondere das EBIT werde massiv schlechter als erwartet ausfallen, äußert sich Analyst Karsten von Blumenthal im Gespräch mit Dow Jones Newswires.

Neben der operativen Schwäche und den Restrukturierungsaufwendungen seien dafür auch eine Änderung der Wertansätze verantwortlich. Offenbar habe Conergy in der Bilanz bei den Vorratsposten oder Forderungen deutliche Abschreibungen vorgenommen. Das Unternehmen steht nach Einschätzung des Analysten "am Rande des Abgrunds".

Conergy will nun Maßnahmen zur Kostensenkung umsetzen. Unter anderem ist der Abbau von weltweit 500 Stellen geplant. Von den nicht-strategischen Aktivitäten Biomasse und Solarthermie (einschließlich Wärmepumpen) will sich Conergy mittels eines Verkaufs der Bereiche trennen. Das Unternehmen will sich zukünftig als Anbieter von Systemlösungen auf das Solarstromgeschäft konzentrieren.

Ab dem 1. Januar 2008 wird zudem eine Holdingsstruktur mit drei eigenständig operierenden Sparten geschaffen. Die Holding soll sich auf wenige zentrale Funktionen beschränkt und von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet werden, von CEO Dieter Ammer, COO Pepyn Dinandt und CFO Jörg Spiekerkötter.

Die drei Sparten Components, Sales & Systems sowie Projects sollen mit jeweils eigener Ergebnisverantwortung geführt werden. In der Sparte Components würden zukünftig alle Produktionsbereiche einschließlich der neuen, voll integrierten Solarfabrik Frankfurt / Oder zusammengefasst. Unter dem Dach von Sales & Systems werden die bisherigen Aktivitäten der Conergy und SunTechnics gebündelt und in der Sparte Projects soll der Projektentwicklungsbereich Epuron fortgeführt werden.

Analyst Blumenthal beurteilte die eingeleiteten Gegenmaßnahmen als positiv. Insbesondere die Trennung von den nicht-strategischen Aktivitäten in den Bereichen Biomasse und Solarthermie sei begrüßenswert. Der Erfolg dieser Schritte bleibe aber erst einmal abzuwarten.

Der Analyst stellt sich auf ein schwieriges erstes Quartal ein; typischerweise sei hier der Bedarf an Working Capital besonders hoch, zugleich fielen die Umsätze aber gering aus. Es sei nicht auszuschließen, dass Conergy versuchen werde, sich über eine Kapitalerhöhung frische Liquidität zu erschließen. Zusätzliche Kreditlinien durch die Banken hält von Blumenthal für unwahrscheinlich.

Mit Blick auf mögliche Übernahmespekulationen äußert sich der Analyst zurückhaltend. Zum derzeitigen Zeitpunkt sei es hierfür schlicht zu früh. Ob der Turnaround gelingt werde sich ohnehin erst im zweiten Halbjahr zeigen. SES Research stuft die Aktie mit "Verkaufen" ein und nennt ein Kursziel von 10 EUR.

Webseiten: http://www.conergy.de -Von Jürgen Hesse, Dow Jones Newswires, ++49 (0) 69 297 25 108, unternehmen.de@dowjones.com DJG/jhe/cbr

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