UPDATE: Conergy mit operativem Gewinn - Refinanzierung unklar

12.05.2010

(NEU: Zusammenfassung, Details, Analyst)

Von Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Solartechnikhersteller Conergy hat seinen Umsatz im ersten Quartal mehr als verdoppelt und operativ schwarze Zahlen geschrieben. Diesen Trend will das Hamburger Unternehmen fortsetzen. Doch die immer noch ungeklärte Refinanzierung und die anhaltend angespannte Kapitalstruktur sorgen weiter für Fragezeichen.

Von Januar bis März verzeichnete der TecDAX-Konzern Erlöse von 150,3 Mio EUR. Rund die Hälfte davon fiel im Ausland an. Im krisengeprägten Vorjahr hatte die Conergy AG nur 56,7 Mio EUR umgesetzt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte einen Wert von 7,3 Mio EUR nach einem Fehlbetrag von 19,1 Mio EUR im Vorjahr. Damit war diese Kennziffer zum zweiten Mal in Folge positiv - was zuvor sechs Quartale lang nicht gelungen war.

Erstmals erreichte Conergy nun auch vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit 0,3 Mio EUR wieder einen Wert über der Gewinnschwelle. "Bei guten Umsätzen schreiben wir wieder schwarze Zahlen", zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Dieter Ammer erfreut. Er verwies auf den wachsenden Anteil von Produkten aus eigener Herstellung, die die Ertragskraft stärkten.

Das Unternehmen geht nach dem Gewinnanstieg im ersten Quartal auch von erfolgreichem Geschäft im laufenden Vierteljahr aus. "Wir sehen Vorzieheffekte und erwarten ein sehr gutes zweites Quartal", sagte Ammer zu Dow Jones Newswires mit Blick auf die zur Jahresmitte anstehende Kürzung der Einspeisevergütungen.

Die vom Bundestag bereits beschlossene Absenkung der Fördersätze dürfte laut Ammer auf dem Heimatmarkt zunächst zu niedrigerem Umsatz führen. "Wir rechnen für das zweite Halbjahr mit weniger Absatz zu schlechteren Preisen", sagte Ammer. Die Höhe der zu erwartenden Preissenkungen könne er derzeit nicht beziffern. Ein Anziehen der Nachfrage in Deutschland zum Jahresende wegen der zum Jahreswechsel anstehenden regulären Senkung der Solarförderung schloss er aber nicht aus.

Für 2010 bezifferte Conergy das Ergebnisziel auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag auf EBITDA-Basis. Nach bislang untestierten Jahreszahlen war 2009 ein EBITDA-Verlust von 10,7 Mio EUR aufgetreten. 2011 soll der Gewinn weiter wachsen, kündigte das Unternehmen an. In beiden Jahren soll das Ergebniswachstum höher sein als das nicht detailliert angekündigte Erlösplus.

Ob sich der Optimismus in die Tat umsetzen lässt, hängt nicht zuletzt vom Ausgang der momentanen Verhandlungen zur Refinanzierung des stark verschuldeten Unternehmens ab. Hierzu gab es seitens Conergy zunächst nichts Neues. Die Gespräche mit den Banken dauerten an, hieß es. Laut Ammer ist das Unternehmen zuversichtlich, sie in absehbarer Zeit erfolgreich beenden zu können.

Conergy muss Ende Juli eine Kreditlinie von 450 Mio EUR zurückführen, will in Verhandlungen mit Finanzinstituten aber eine Verlängerung der Frist erreichen. Daneben wurde dem Unternehmen im Jahr 2007 ein weiteres Darlehen von 150 Mio EUR gewährt. Dieses sollte halbjährlich mit je 18,8 Mio EUR bis Ende 2011 getilgt werden. Bislang wurden etwa 75 Mio EUR zurückgeführt.

Bislang hatte es von Conergy nur geheißen, dass die Voraussetzung für die Sicherstellung der Liquidität eine Verlängerung des ersten Teils der beiden Darlehen sei. Diese Bedingung formuliert das Unternehmen auch weiterhin, will nun aber laut Quartalsbericht auch die Tilgung der übriggebliebenen 75 Mio EUR der ersten Tranche bis Ende 2011 aussetzen.

Im ersten Quartal ist die Kapitaldecke durch den Nettoverlust von fast 5 Mio EUR erneut dünner geworden. Die Eigenkapitalquote schrumpfte auf unter 15%, gleichzeitig wuchs die Nettoverschuldung, die nun fast das Zweieinhalbfache des Eigenkapitals beträgt.

Sebastian Growe, Analyst bei equinet, lobte die Fortschritte bei der Restrukturierung des Unternehmens. Die alarmierenden Bilanzrelationen stimmten ihn aber weiter besorgt, wies der Analyst auf das Kernproblem hin.

Webseite: www.conergy-group.com -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/bam Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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