UPDATE: Deutsche Bank verbucht ersten Quartalsverlust seit 2003

29.04.2008
(NEU: Analystenstimmen, Details zu Beteiligungsverkäufen, Aussagen zur Dividende)

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Von Peter Herkenhoff DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die anhaltende Krise an den Finanzmärkten hat der Deutschen Bank AG wie erwartet den ersten Quartalsverlust seit fünf Jahren beschert. Von Januar bis März verzeichnete das Frankfurter Kreditinstitut nach Angaben vom Dienstag vor Steuern einen Fehlbetrag von 254 Mio EUR. Ohne den Verkauf von Industriebeteiligungen wäre der Verlust auf 1,1 Mrd EUR gestiegen. Vorbörslich notierte die Deutsche-Bank-Aktie um 0,3% leichter zwischen 76,47 EUR und 76,63 EUR.

Trotzdem signalisierte die Deutsche Bank für 2008 eine vergleichbare Gewinnausschüttung an die Aktionäre wie im vergangenen Jahr. Im Auftaktquartal hat die Deutsche Bank eine Dividendenabgrenzung verbucht, die 25% der für 2007 vorgeschlagenen Dividende entspreche, hieß es. Die Bank hat der Hauptversammlung eine Gewinnbeteiligung von 4,50 EUR je Aktie vorgeschlagen.

"Die Zahlen sind gemischt", sagte Heino Ruland, Analyst und Aktienstratege bei FrankfurtFinanz. Wichtig sei, dass sich "stabile Ertragsgrößen wie Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss recht gut entwickelten." Zudem seien die Kosten und die Personalaufwendungen kräftig gesunken.

Während sich der Zinsüberschuss der Deutschen Bank um 30% auf 2,7 Mrd EUR verbesserte und damit deutlich stärker ausfiel als von Analysten erwartet (2,1 Mrd EUR), fiel der Provisionsüberschuss um 14% auf 2,5 Mrd EUR, erwartet wurden 2,58 Mrd EUR. Das Handelsergebnis brach auf minus 1,6 Mrd EUR von plus 4,0 Mrd EUR im Vorjahr ein. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten lediglich einen Handelsverlust von 281 Mio EUR erwartet.

Mit dem starken Rückgang der Erträge aus dem Investmentbanking ist nach Ansicht von Ruland zu rechnen gewesen, da keine großen Geschäfte im IPO- oder M&A-Bereich zustande gekommen sind. Die Frage sei nun, wie sich das schwache Handelsergebnis zusammensetze. Möglicherweise sei es von Abschreibungen gedrückt worden.

Seine Verkaufs-Empfehlung stellt Ruland zunächst auf den Prüfstand. Vermutlich gelte das Motto "worst is over", auch weil die Kosten kräftig fíelen. Andererseits sei die Deutsche Bank "prime broker" für Hedge Fonds in den USA, von daher könnten noch Risiken für das zweite und dritte Quartal kommen.

Nach Ansicht von Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck, liegen die Zahlen ungefähr im Rahmen der Erwartungen. Ohne die Beteiligungsverkäufe wäre das Ergebnis noch schlechter ausgefallen. Das größte Problem seien die rückläufigen Erträge.

Im Auftaktquartal hat sich der Konzern von weiteren Industriebeteiligungen getrennt. Der Verkauf von Aktien der DAX-Werte Allianz, Daimler und Linde brachte dem Institut Erlöse von 845 Mio EUR. Ende März hielt die Deutsche Bank noch 1,5% (1,7%) an der Allianz, 2,9% (4,4%) an Daimler und 3,8% (5,2%) an Linde.

Das Weglassen des Gewinnziels signaliere, dass die Bank nicht mehr an der Erreichung eines Jahresergebnisses von 8,4 Mrd EUR glaube, sagte Becker, der die Aktie weiter als "Hold" sieht. Positiv sei die im Vergleich zu Konkurrenten hohe Kernkapitalquote von 9,1% und die stabilen Erträge im Privatkundengeschäft sowie im Asset Management.

Trotz des ersten Quartalsverlustes seit fünf Jahren ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank zuversichtlich, dass das Frankfurter Institut aus der Finanzmarktkrise "stärker denn je" hervor gehen wird. "Wir kontrollieren unsere Kosten und Investitionen sehr eng und verlagern Mitarbeiter und Kapital in Wachstumsfelder und -regionen", sagte Josef Ackermann.

Einen konkreten Ausblick wagte der Manager anlässlich nicht. "Kurzfristig sind die Aussichten in höchstem Maße unsicher", schrieb Ackermann in einem Aktionärsbrief. Bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2007 im März hatte Ackermann bereits angekündigt, das Gewinnziel von 8,4 Mrd EUR sei in diesem Jahr wegen der Finanzmarktkrise gefährdet.

Im ersten Quartal hat das DAX-Unternehmen Wertberichtigungen auf Kredite und Kreditzusagen für Firmenübernehmen (sogenannte leveraged loans), auf Kredite zur Finanzierung von gewerblichen Immobilien und verbriefte US-Wohnungsbaukredite im Volumen von 2,7 Mrd EUR vorgenommen. Anfang des Monats hatte das Institut noch Wertkorrekturen von 2,5 Mrd EUR in Aussicht gestellt.

Ihr totales Verlustrisiko aus Investments in nachrangig gesicherte US-Immobilien (subprime) hat die Deutsche Bank im Quartal auf 921 (Vorquartal: 1.190) Mio EUR verringert. Das Verlustrisiko bei sonstigen Wohnungsbaukrediten fiel auf 1,719 (3,611) Mrd EUR. Dagegen hat sich das Risikovolumen bei Anleiheversicherern (Monoliner) auf 1,869 (1,103) Mrd EUR erhöht.

Per Ende März hatte die Deutsche Bank noch "Leveraged Loans" im Volumen von 33,147 Mrd EUR in den Büchern stehen, ein Rückgang von rund 3 Mrd EUR im Vergleich zum vierten Quartal 2007. In dieser Summe sind die seit Anfang April bekannt gewordenen Kreditverkäufe noch nicht enthalten.

Die Gesamterträge gingen im Vergleich zum Vorjahr um 52% auf 4,6 Mrd EUR zurück. Hier machte sich vor allem der Einbruch im Investmentbanking bemerkbar, wo die Erträge auf 1,5 Mrd EUR von 6,7 Mrd EUR im vergangenen Jahr zurückgingen.

Zugleich gelang es der Deutschen Bank, den Gesamtaufwand zum Vorjahr um 25% auf 4,8 Mrd EUR zu senken. Dabei verzeichnete der Personalaufwand wegen gesunkener Gewinnbeteiligungen einen Rückgang von 32% auf 2,9 Mrd EUR. Die zum ersten Mal nach Basel II berechnete Kernkapitalquote stieg trotz der Verluste auf 9,2% (8,7%), was auf die unterschiedliche Gewichtung der Vermögensklassen zurückzuführen ist.

Webseite: http://www.deutsche-bank.de -Von Peter Herkenhoff, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 116, peter.herkenhoff@dowjones.com DJG/phe/smh

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