UPDATE: Entscheidung im Machtkampf an Infineon-Spitze - FTD

14.05.2008

(NEU: Stellungnahmen Infineon und KKR, Hintergrund, Aktienkurs)

Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--An der Spitze der Infineon Technologies AG bahnt sich einem Zeitungsbericht zufolge ein Machtkampf um die richtige Strategie an. In den nächsten Tagen sei ein Gespräch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Ziebart und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Max Dietrich Kley anberaumt, bei dem sich die Kontrahenten aussprechen wollten, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD) am Mittwoch.

"So wie bislang kann es nicht weitergehen, es muss eine Lösung geben, nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern vor allem für die Frage, wohin das Unternehmen steuern soll", zitiert die Zeitung ein Mitglied der Firmenleitung. In dem Chipkonzern mit Sitz in Neubiberg gelte es als ausgemacht, dass Ziebart nach dem Gespräch seinen Posten aufgibt.

Als mögliche Nachfolger von Ziebart gelten laut Zeitung zumindest übergangsweise Finanzvorstand Marco Schröter und der Leiter der Sparte Automotive, Industrial & Multimarket (AIM), Peter Bauer. Infineon wollte sich am Mittwochmorgen nicht zu dem Bericht äußern. "Wir kommentieren Gerüchte und Spekulationen generell nicht", sagte ein Infineon-Sprecher Dow Jones Newswires.

Kley und Ziebart vertreten laut Zeitung in wesentlichen Strategiefragen gegensätzliche Positionen. Setze sich Kley durch, wird eine Fusion zwischen Infineon und einem anderen Chipkonzern wahrscheinlicher. Nach FTD-Informationen hat er angeregt, unter anderem eine Fusion mit der früheren Halbleitersparte von Philips zu prüfen, die vom Finanzinvestor KKR kontrolliert wird und unter dem Namen NXP firmiert. Zusammen kämen die beiden Chiphersteller - ohne Qimonda - auf gut 10 Mrd EUR Umsatz.

Ziebart soll von dem Projekt jedoch wenig halten, weil NXP selbst mit operativen Problemen kämpft und eine Fusion lediglich KKR Vorteile brächte. Den Finanzinvestoren würde eine Fusion mit dem börsennotierten Konzern einen Ausstieg aus ihrem Chipengagement ermöglichen. KKR wollte den Bericht ebenfalls nicht kommentieren.

NXP hat Anfang April angekündigt, ihre Mobilfunkaktivitäten mit der STMicroelectronics NV zusammenzulegen. Zusammen haben beide Konzerne in diesem Bereich im Jahr 2007 einen Umsatz von rund 3 Mrd USD erwirtschaftet. Größter Anbieter von Mobilfunkchips weltweit ist der US-Wettbewerber Texas Instruments Inc.

Infineon hatte sich in Reaktion auf das Fusionsvorhaben als "in keiner Weise besorgt" gezeigt. Infineon sei auch alleine stark genug, um erfolgreich in dem Geschäft bestehen zu können, hieß es seinerzeit. Ob Infineon selbst Gespräche mit NXP oder STMicro über einen Zusammenschluss geführt hat, wollte ein Sprecher damals nicht kommentieren.

Auch Analysten erwarten aus dem Zusammenschluss im Mobilfunkchip-Berich nur geringen Einfluss auf das Infineon-Geschäft. LBBW-Analyst Michael Busse verwies etwa seinerzeit darauf, dass Infineon auf seinen "single chips" die bessere Integrationstiefe, also mehr Funktionen biete. Das organische Wachstum bei Infineon sei deshalb günstig. Infineon sei in den vergangenen Monaten erfolgreich bei "design wins" gewesen, also bei Aufträgen für die Handy-Infrastruktur. Zudem sei die Kundenbindung in diesem Bereich auch wegen der Software-Anforderungen groß.

Die Infineon-Aktie setzte sich am Mittwochvormittag in einem gut behaupteten Gesamtmarkt mit einem Plus von 1,2 auf 6,84 EUR in einem etwas festeren Umfeld an die Spitze der DAX-Gewinner. Frankfurter Händler schreiben den Kursanstieg unter anderem dem Bericht der FTD zu. Daneben setze der Markt nach wie vor auf eine Bodenbildung bei den Chippreisen. Aus technischer Sicht lägen bei 7 EUR und 7,46 EUR die nächsten Widerstände.

Webseiten: http://www.ftd.de/ http://infineon.com/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio

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