UPDATE: EU verschont Siemens bei Strafentscheid zu Trafokartell

07.10.2009
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Von Matthias Karpstein

DOW JONES NEWSWIRES

BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Siemens AG ist von der Europäischen Kommission im Entscheid gegen ein transkontinentales Transformatorenkartell verschont worden. Der Münchner Technologiekonzern muss sich an den Kartellstrafen von insgesamt 67,7 Mio EUR nicht beteiligen, weil er der Kommission die Existenz des betreffenden Kartells enthüllt hat, wie die EU-Kommission am Mittwoch mitteilte.

Nach Darstellung der EU-Kommission trafen japanische und europäische Hersteller von Leistungstransformatoren zwischen 1999 und 2003 mündliche Absprachen zur Marktaufteilung. Im Rahmen dieses "Gentlemen's Agreement" sei vereinbart worden, dass die japanischen Mitglieder keine Leistungstransformatoren in Europa, und die europäischen Mitglieder keine Leistungstransformatoren in Japan verkaufen.

Für diese Absprache hat die EU-Kommission nun Strafen gegen die Unternehmen ABB, Areva T&D, Alstom, Fuji Electrics, Hitachi und Toshiba verhängt. Die Geldbuße für die ABB Ltd wurde laut EU-Kommission sogar um 50% erhöht, weil sich das schweizerische Unternehmen bereits früher ein vergleichbares Verhalten habe zu Schulden kommen lassen. ABB muss nun 33,75 Mio EUR zahlen und damit die Hälfte der Kartellstrafe insgesamt.

Siemens war ebenfalls Teil des Kartells, geht nun aber straffrei aus, weil das Unternehmen nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Februar 2007 "sofort eigene Untersuchungen eingeleitet und die an den Verstößen beteiligten Mitarbeiter aus dem damaligen Siemens-Bereich Power Transmission and Distribution und einer österreichischen Tochtergesellschaft suspendiert" hat, wie es in einer Mitteilung des Konzerns vom Mittwoch heißt. Das Unternehmen habe "maßgeblich an der Aufdeckung dieses Kartells mitgewirkt" und dadurch den Kronzeugenstatus erlangt.

Der französische Industriekonzern Alstom will sich die Möglichkeit offenhalten, die Entscheidung der EU auf dem Rechtsweg anzufechten, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Die Auswirkungen der Entscheidung für Alstom werde der Konzern prüfen, sobald die Gründe für die Strafe bekannt sind, fügte der Sprecher hinzu.

Der schweizerische ABB-Konzern will die Entscheidung ebenfalls prüfen. Bereits im Dezember 2008 habe das Unternehmen Rückstellungen für den Fall einer Kartellstrafe gebildet, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im Zuge der Berichterstattung zum dritten Quartal werde ABB beurteilen, welche Auswirkungen die heutige EU-Entscheidung auf die Rückstellungen und das Finanzergebnis des Quartals hat, hieß es in der Mitteilung weiter.

Von den Absprachen des Kartells war der Markt für so genannte Hochleistungstransformatoren betroffen. Mit solchen Transformatoren lässt sich die Stromspannung verändern, um Energie über größere Distanzen übertragen zu können.

Webseiten: http://ec.europa.eu www.siemens.com www.abb.com www.alstom.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com (Adam Mitchell in Paris und Julia Mengewein in Zürich haben an diesem Artikel mitgearbeitet) DJG/DJN/mak/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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