UPDATE: Finanzlage von Pfleiderer spitzt sich zu

24.08.2009
(NEU: Weitere Details, Aktienkurs)

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Von Matthias Karpstein

Dow Jones Newswires

NEUMARKT (Dow Jones)--Die Pfleiderer AG ist im ersten Halbjahr in den Sog der Wirtschaftskrise geraten und ringt nun mit einer deutlich verschlechterten Finanzlage. Bei Umsatz und Ergebnis haben die Oberpfälzer nach eigenen Angaben vom Montag erhebliche Rückgänge verzeichnet. Mit 692 (Vorjahr: 917) Mio EUR Umsatz machte der Hersteller von Holzwerkstoffen von Januar bis Juni netto 2,8 Mio EUR Verlust. Vor allem dank einmaliger Steuereffekte fiel der Verlust aber niedriger als erwartet aus.

Die Börse reagierte mit einem Kursabschlag auf die Zweitquartalszahlen. Um 10.24 Uhr notierten die Anteilsscheine im Xetra-Handel bei 6,60 EUR und damit 1,9% unter dem Schlusskurs der vergangenen Woche. Der MDAX lag zur gleichen Zeit rund 1,9% im Plus.

Deutlich verschlechtert hat sich die Finanzlage des Unternehmens. Die Nettoverschuldung stieg auf 797,5 Mio EUR zum 30. Juni. Zum Jahresende war der Schuldenberg erst 635,5 Mio EUR hoch. Der MDAX-Konzern aus Neumarkt erreicht damit mittlerweile einen Verschuldungsgrad von 114,5%.

Mit gesenkten Kosten soll der Anstieg der Verschuldung nun gebremst werden. Der Konzern will rund 200 Mitarbeiter entlassen, in einzelnen Werken weiterhin Kurzarbeit ansetzen, sein Einkaufsvolumen stärker bündeln und den Produktionsablauf verbessern. Zudem wird deutlich weniger investiert als im Vorjahr.

Eine konkrete Prognose für den Jahresverlauf gab das Unternehmen nicht. Pfleiderer-Vorstandsvorsitzender Hans Overdiek sieht allerdings "erste Anzeichen" dafür, dass sich "die Lage insbesondere in Westeuropa und Nordamerika nicht weiter verschlechtert".

"Wir sind zuversichtlich, die angestrebten Einsparungen in Höhe von 80 Mio EUR in diesem Jahr übertreffen zu können, da die im ersten Halbjahr erreichten Einsparungen sich bereits auf mehr als die Hälfte dieser Zielvorgabe belaufen", erklärte der Vorstandsvorsitzende.

Die Neumarkter erwarten für das zweite Halbjahr 2009 eine unverändert schwierige Geschäftsentwicklung. Für den späteren Verlauf des Jahres 2010 geht Pfleiderer von einer Belebung der Weltkonjunktur und damit auch ihrer eigenen Geschäftstätigkeit aus.

Mit Vorlage der Halbjahreszahlen bestätigt sich, dass der Holzverarbeiter die mit den Banken vereinbarten Finanzkennzahlen nicht eingehalten hat. Pfleiderer hat von den kreditgebenden Banken einen Waiver für Kreditlinien mit einem Volumen von rund 513 Mio EUR erhalten. "Damit verzichten diese Banken zeitlich befristet auf die Geltendmachung bestimmter Kündigungsrechte aus diesem Kreditvertrag", heißt es im Halbjahresbericht.

Pfleiderer nutze derzeit einen Konsortialkreditvertrag über 452 Mio EUR, ein Schuldscheindarlehen von 165 Mio EUR und eine bilaterale Linie von 46 Mio EUR. Nun führt der Holzverarbeiter Gespräche mit seinen Banken, "um für die verbleibenden Kreditlinien Waiver zu erreichen oder diese entsprechend umzuschulden", heißt es im Bericht.

Zudem sieht der Konzern für die bestehenden Kreditverträge im Business Center Osteuropa mit einem Volumen von 172 Mio EUR "Risiken, die vereinbarten Finanzkennziffern künftig zu verletzen".

Die finanzielle Lage spitzt sich damit weiter zu. "Eine Fälligstellung der Kreditlinien durch die Banken kann für die Pfleiderer AG und wesentliche Konzernunternehmen bestandsgefährdend sein", heißt es im Chancen- und Risikobericht des Halbjahresberichts.

Allerdings gehe Pfleiderer davon aus, eine erfolgreiche Verlängerung der Kreditlinien mit verbesserten Finanzkennziffern oder eine Umschuldung mit den kreditgebenden Banken vornehmen zu können.

Die Bemühungen um die Finanzierung schließen laut Overdiek auch Gespräche mit der KfW-Bank über einen Kredit ein. Bei heute hat Pfleiderer dafür jedoch keinen Antrag gestellt, obwohl Finanzvorstand Heiko Graeve auf der Hauptversammlung Ende Juni erklärt hatte, Pfleiderer entspreche "exakt den Regeln für einen KfW-Kredit" und habe daher "sicher gute Chancen".

Webseite: www.pfleiderer.de -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 5521 4030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/rio Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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