UPDATE: Finnisches Problem-Projekt belastet Siemens-Aktie

31.03.2008
(NEU: Aktienkurs und Hintergrund)

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Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Bau eines Kernkraftwerks im finnischen Olkiluoto kommt nicht voran und kann einem Zeitungsbericht zufolge für die beteiligte Siemens AG zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Als Anteilseigner des Hauptkonstrukteurs Areva NP sowie als Lieferant des nichtnuklearen Kraftwerksbereichs ist der Münchener Konzern in Finnland mit an Bord, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) am Montag.

Obwohl die Verzögerungen und Probleme bei dem finnischen Kraftwerksprojekt grundsätzlich schon seit längerem bekannt sind, reagierte das Siemens-Papier mit einem Kursverlust auf den Bericht. In einem schwachen Gesamtmarkt notierte das Siemens-Papier 2,2% im Minus bei 67,39 EUR.

Das Projektmanagement von Siemens im Stromerzeugungsgeschäft steht derzeit besonders im Blickpunkt von Anlegern und Analysten. Vor zwei Wochen hatte Siemens den Markt mit einer unerwarteten Gewinnwarnung geschockt und zur Begründung vor allem auf Probleme im Turnkey-Geschäft im Kraftwerksbau verwiesen. Bei Turnkey-Projekten tritt Siemens als Generalunternehmer auf, um beim Kunden zum Beispiel schlüsselfertige Kraftwerke abzuliefern.

Erst im zurückliegenden Quartal hatte Siemens für das Geschäft mit konventionellen Kraftwerken bei rückläufigem Umsatz einen erheblichen Verlust ausgewiesen - hauptsächlich eine Folge von mehr als 200 Mio EUR Sonderbelastungen bei "einer Reihe von Großprojekten". Entsprechend lag die Bereichs-Marge mit 4,5% deutlich unter dem bis dato gültigen Zielkorridors von 10% bis 14%.

In den vergangenen Quartalen hatte Siemens im Bereich Power Generation wiederholt negative Sondereffekte im Zusammenhang mit dem finnischen Kraftwerksprojekt ausgewiesen. Der Reaktor vom Typ EPR-3 dort soll nach derzeitigem Stand mit mindestens zwei Jahren Verspätung erst im Sommer 2011 fertiggestellt werden. Die daraus entstehenden finanziellen Belastungen infolge von Vertragsstrafen und Mehrkosten der Aufholjagd dürften laut "FAZ" erheblich sein. Analysten schätzen die gesamten Zusatzkosten infolge der Verzögerungen auf 700 Mio bis 1,5 Mrd EUR.

Siemens ist bei dem Finnland-Projekt zweifach betroffen. Zum einen ist der deutsche Konzern mit 34% Großaktionär von Areva NP, dem Lieferanten des nuklearen Reaktors. Das Beteiligungsergebnis von Areva NP läuft mit einem Quartal Verzögerung in das Siemens-Ergebnis ein. Zum anderen ist Siemens als Konstrukteur der Turbine und des Generators mit einer Beteiligung von rund einem Drittel Partner des Konsortiums, das in Finnland für den ganzen EPR-3 verantwortlich ist.

"Eine Schätzung der Belastung von etwa 500 Mio EUR über die gesamte Laufzeit hinweg erscheint nicht unrealistisch", sagt etwa Bernd Laux, Analyst des Brokerhauses CAI Cheuvreux. Ein Siemens-Sprecher in München wollte gegenüber der "FAZ" nichts präzisieren, räumte aber ein, dass die Belastung "nicht unerheblich" sei. Die Zeitung zitiert ihn mit den Worten: "Das ist sicherlich ärgerlich."

Areva habe Rückstellungen vorgenommen, ihre Höhe aber nie öffentlich beziffert. Im September 2006 hatte der französische Staatskonzern einen Rückgang des Betriebsgewinns im zurückliegenden Halbjahr von 655 auf 115 Mio EUR mitgeteilt, der vor allem darauf zurückzuführen war; in der ersten Jahreshälfte 2007 fielen weitere Belastungen an.

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