UPDATE: Fresenius finanziert APP-Kauf zum Teil mit FMC-Aktien

17.07.2008

(NEU: Analysten, weitere Aussagen des Unternehmens, Aktienkurse)

Von Heide Oberhauser-Aslan

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gesundheitskonzern Fresenius SE will die milliardenschwere Übernahme des US-Generikaanbieters APP Pharmaceuticals überwiegend mit einer Wandelanleihe und einer Kapitalerhöhung finanzieren. Das gab das in Bad Homburg ansässige MDAX-Unternehmen am Donnerstag bekannt.

Geplant sei die Emission einer Pflichtumtauschanleihe im Volumen von bis zu 600 Mio EUR mit einer Laufzeit von drei Jahren, hieß es. Sie soll bei Tilgung zwingend in Stammaktien der Fresenius Medical Care AG & Co KGaA (FMC) getauscht werden. Der Anleihe, die von der Fresenius Finance (Jersey) Ltd aufgelegt wird, unterliegen den weiteren Angaben zufolge bis zu 17 Mio Stammaktien der FMC. Auch nach Tilgung der Pflichtumtauschanleihe werde der Anteil der Fresenius SE am stimmberechtigten Kapital von FMC mehr als 30% betragen, erklärte das Unternehmen.

Aktuell halte Fresenius SE etwa 36% am stimmberechtigten und am gesamten gezeichneten Kapital der FMC, die auch künftig zum Kerngeschäft der Fresenius Gruppe zählen werde, hieß es weiter. Fresenius bleibe mit seinem FMC-Anteil weiter der kontrollierende Aktionär bei FMC, erklärte Unternehmenssprecher Joachim Weith. Mit dem Nettoerlös soll die Übernahme der APP Pharmaceuticals teilweise finanziert werden. Die Begebung der Wandelanleihe unterstreiche die Zuversicht des Unternehmens, dass sich die FMC-Aktie in den kommenden drei Jahren positiv entwickeln werde, sagte Weith. "Daran wollen wir partizipieren", ergänzte er. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Pflichtumtauschanleihe eine Eigenkapitalmaßnahme sei, die das Unternehmen nicht belaste.

Patrick Soon-Shiong, Gründer und Mehrheitsaktionär der APP Pharmaceuticals, hat sich den weiteren Angaben zufolge zum Kauf von Anleihen über 100 Mio EUR verpflichtet. Diese Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt des Abschlusses der Akquisition von APP Pharmaceuticals. Die Pflichtumtauschanleihe sei die erste Komponente der langfristigen Finanzierung des Zukaufs, erklärte Fresenius. Sie werde in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich um eine Kapitalerhöhung der Fresenius SE von bis zu 300 Mio EUR ergänzt. Der verbleibende Finanzierungsbedarf werde durch Fremdkapital gedeckt. Die Anleihe werde im Rahmen einer Privatplatzierung ausschließlich an institutionelle Anleger außerhalb der USA sowie von Kanada, Australien und Japan verkauft. Ein öffentliches Angebot der Anleihe finde nicht statt. Die Papiere werden zu 100% des Nennbetrags emittiert. Der jährliche Zinskupon soll zwischen 5,125% und 5,625% betragen. Der minimale Umtauschpreis entspricht dem Referenzpreis. Der maximale Umtauschpreis soll zwischen 118% und 122% des Referenzpreises betragen. Der Referenzpreis entspreche dem durch ein Bookbuilding-Verfahren ermittelten Platzierungspreis einer beschleunigten Platzierung von FMC-Stammaktien. Abrechnung und Lieferung der Anleihe erfolgen voraussichtlich am 14. August 2008. Credit Suisse, Deutsche Bank, Dresdner Kleinwort und J.P. Morgan sind Joint Bookrunner der Emission.

Neben den Finanzierungsdetails gaben FMC und Fresenius auch ihre Halbjahresergebnisse bekannt. Sie sollten ursprünglich erst am 30. Juli publiziert werden. Den Angaben zufolge hat FMC im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr 2008 Umsatz und Gewinn gesteigert. Der Umsatz kletterte im Quartal um 11% auf 2,665 Mrd USD, das EBIT um 9% auf 428 Mio USD und das Quartalsergebnis um 17% auf 209 Mio USD. Die Muttergesellschaft Fresenius erzielte im ersten Halbjahr Erlöse von 5,71 Mrd EUR. Zu konstanten Wechselkursen entspreche dies einem Anstieg auf Jahressicht um 9%, hieß es. Zu aktuellen Wechselkursen betrage der Anstieg 2%. Das EBIT legte zu konstanten Wechselkursen um 8% zu. Zu aktuellen Kursen lag es auf Vorjahresniveau bei 780 Mio EUR. Der Jahresüberschuss der Gruppe verbesserte sich um 13% bzw um 8% auf 211 Mio EUR.

Händler und Analysten bewerteten in ersten Einschätzungen die Zahlen von FMC und Fresenius positiv. Ein Händler bezeichnete die Zahlen mit "etwas besser als erwartet". Das gelte sowohl für den Umsatz als auch für die Gewinnkennziffern der Unternehmen. Auch Analyst Karl-Heinz Scheunemann von der LBBW sprach von guten Zahlen. Sie seien bei Fresenius sogar noch einen Tick besser gewesen, meinte er. Fresenius Kabi und Fresenius Helios hätten "wirklich beeindruckende" Zahlen vorgelegt, meinte er. Die Aktie von FMC rutschte wegen den angekündigten Kapitalmaßnahmen dennoch ins Minus und notierte gegen 11:51 Uhr bei 33,97 EUR und damit 3,4% schwächer während der DAX 1,2% im Plus lag. Analysten sprachen von einer normalen Marktreaktion. Bei Ausgabe einer Wandelanleihe in Aktien sei es häufig so, dass Investoren, vor allem auch Hedgefonds, die Aktie verkauften und dafür den Bond kauften. Da bei der Wandlung die neu geschaffenen Aktien wertvoller seien als der Barwert der Anleihenkomponente der Wandelanleihe, leide der Aktienkurs unter der Ausübung des Wandlungsrechts, sagte ein Experte.

Die Fresenius-Aktie gab gegen 11:51 Uhr 0,8% nach und notierte bei 51,34 EUR; der MDAX lag rund 2% im Plus.

Webseite: http://www.fmc-ag.de http://www.fresenius.de - Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/kla

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