UPDATE: Heidelberger Druck grenzt Verluste ein - Positiver Trend hält an

10.08.2010
(NEU: Details, Aussagen Telefonkonferenz)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat im ersten Quartal 2010/11 erwartungsgemäß die Verluste eingegrenzt und die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Der anhaltende Aufwärtstrend bei den Neuaufträgen ließ den Orderbestand auf den höchsten Wert seit anderthalb Jahren steigen. Die hohen Finanzierungskosten werden dem MDAX-Konzern in diesem Jahr unter dem Strich aber erneut rote Zahlen bescheren.

Im ersten Quartal der Geschäftsjahres 2010/11 (per Ende März) legten die Auftragseingänge des krisengebeutelten Druckmaschinenherstellers um 43% auf 786 Mio EUR zu. Zu verdanken hat der MDAX-Konzern dies nicht nur der positiv verlaufenen Fachmesse IPEX sowie der gute Entwicklung der Geschäfte in China und Brasilien, sondern auch positiven Währungseffekten in Höhe von rund 45 Mio EUR. Der Bestand an Neubestellungen wuchs per Ende Juni auf 810 Mio EUR - so viel wie seit 18 Monaten nicht mehr.

Wermutstropfen ist und bleibt die schwache Nachfrage in Nordamerika, die Vorstandsvorsitzender Bernhard Schreier während einer Telefonkonferenz als "enttäuschend" bezeichnete. Finanzchef Kaliebe erklärte, aktuell sei dort auch keine durchgreifende Erholung in Aussicht.

Da zunächst einige Monate ins Land gehen, bevor sich erteilte Aufträge im Umsatz niederschlagen, hinkte die Einnahmenentwicklung im ersten Quartal noch deutlich hinterher: Der Umsatz stieg auf 563 (Vorjahr: 514) Mio EUR, wobei ein Großteil des Zuwachses auf Währungseffekte zurückzuführen ist. Um diese bereinigt lag das Plus bei lediglich 3%.

Der betriebliche Verlust vor Sondereinflüssen reduzierte sich vor allem dank des strikten Sparprogramms auf 35 (Vorjahr: 63) Mio EUR. Nach Sonderposten lag der operative Fehlbetrag bei 20 Mio EUR. Hier wirkte die Auflösung von Rückstellungen für den Stellenabbau mit 15 Mio EUR positiv. Aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten rutschte Heidelberger Druck beim Finanzergebnis tiefer ins Minus und schrieb netto erneut einen deutlichen Verlust von 52 (69) Mio EUR. Damit konnten die Heidelberger seit nunmehr neun Quartalen unter dem Strich keinen Gewinn mehr schreiben.

Im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschaftskrise musste das Unternehmen mit Hilfe von Bundes- und Länderbürgschaften ein 1,4 Mrd EUR schweres Kreditpaket schnüren, das bis Juli 2012 läuft. Die staatlichen Garantien retteten den weltgrößten Druckmaschinenhersteller seinerzeit vor der Insolvenz, kommen den MDAX-Konzern über sehr hohe Zinssätze aber teuer zu stehen. Aufgrund der Aufhellung des Geschäfts sanken die Nettoschulden per Ende Juni allerdings auf 629 (Ende März: 695) Mio EUR. Laut Vorstandschef Schreier ist das immer noch zu viel; Abhilfe soll eine Kapitalerhöhung über brutto 420 Mio EUR schaffen, die spätestens Anfang 2011 abgeschlossen sein soll.

Mit dem operativen Geschäftsverlauf zeigten sich die Heidelberger am Dienstag zufrieden: "Die Markterholung hat sich im ersten Quartal fortgesetzt und den Aufwärtstrend bei Auftragseingang und Umsatz unterstützt", sagte Schreier. "Zusammen mit den erreichten Kostensenkungsmaßnahmen haben wir daher den operativen Verlust deutlich reduziert." Finanzchef Dirk Kaliebe erklärte, der Jahresauftakt habe gezeigt, "dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden, um Heidelberg wieder in eine stabile und profitable Zukunft zu führen".

Die Prognose für 2010/11 bestätigte Heidelberger Druck: Der Druckmaschinenhersteller rechnet für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr weiterhin mit einem moderaten Umsatzwachstum und einem ausgeglichenen operativen Ergebnis. Mit dem Mehrvolumen bei den Auftragseingängen im Rücken soll das Ergebnis laut Kaliebe im zweiten Halbjahr ins Positive drehen. Unter dem Strich wird auf Gesamtjahressicht wegen der hohen Finanzierungskosten allerdings erneut ein deutlicher Verlust erwartet.

Das vergangene Geschäftsjahr war das wohl das schwierigste in der mehr als 150-jährigen Unternehmensgeschichte von Heidelberger Druck: Die Neuaufträge brachen aufgrund der schwierigen Situation des Werbemarktes und der Verlage um nahezu die Hälfte ein, die Einnahmen sanken auf rund 2,31 (Vorjahr 3,00) Mrd EUR. Vor Zinsen und Steuern und bereinigt um Restrukturierungskosten fiel der Verlust mit 130 Mio sogar noch höher aus als im Vorjahr (49 Mio EUR), unter dem Strich verlor Heidelberger Druck sogar 229 Mio EUR.

Mittelfristig will Heidelberger Druck weiter die 3-Mrd-EUR-Marke beim Umsatz knacken und eine operative Rendite von mehr als 5% erreichen. Wann diese Ziele erreicht werden können, wollte Schreier nicht sagen: "Wie schnell das kommt, wird von der konjunkturellen Entwicklung abhängen".

Webseite: www.heidelberg.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 29725 114, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/brb

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