UPDATE: Heidelberger Druckmaschinen sieht keine Geschäftsbelebung

09.10.2009
(NEU: Weitere Details, Hintergrund)

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Von Markus Klausen

DOW JONES NEWSWIRES

HEIDELBERG (Dow Jones)--Nach einem schwierigen ersten Halbjahr rechnet die Heidelberger Druckmaschinen AG auch für den Rest des laufenden Geschäftsjahres 2009/10 mit keiner Besserung. Kunden würden sich wegen der geringen Ausgaben im Werbesektor weiterhin mit Investitionen zurückhalten, was den Heidelbergern besonders in den USA Schwierigkeiten bereitet.

Für das laufende Geschäftsjahr per Ende März rechnet der MDAX-Konzern mit einem negativen EBIT von 110 Mio EUR bis 150 Mio EUR. Der Umsatz dürfte "noch einmal deutlich" unter dem Niveau von 2008/09 liegen, als der Konzern rund 3 Mrd EUR erwirtschaftete. Das Maschinenbauunternehmen hatte bereits Mitte des Jahres angekündigt, im Geschäftsjahr einen Verlust auszuweisen, hatte dessen erwartete Höhe jedoch nicht beziffert.

Im zweiten Quartal per Ende September lief das Geschäft vorläufigen Berechnungen von Heidelberger Druckmaschinen zufolge ähnlich wie in den Vorquartalen. Demnach erreichten die Auftragseingänge rund 530 Mio EUR. Die Erlöse im Quartal schätzt der weltweit größte Hersteller von Bogendruckmaschinen auf etwa 500 Mio EUR und damit in etwa auf das Niveau des Vorquartals.

Gegliedert nach Regionen belaste den Heidelberger Konzern vor allem das Geschäft in den USA. Dort sei sie Situation "sehr schwierig". In einzelnen Märkten in Europa und Asien verzeichnen die Heidelberger dagegen einen "guten" Verlauf, der aber die Schwächen in anderen Regionen nicht kompensieren könne. Die Kapazitäten der Kunden seien aufgrund der geringen Ausgaben im Werbesektor nach wie vor sehr schwach ausgelastet, was zu einer weiter anhaltenden Investitionszurückhaltung führen dürfte.

Für die Folgequartale im Geschäftsjahr 2009/10 erwarte Heidelberger Druck, dass sich das Auftrags- und Umsatzniveau im Vergleich zu den Vorquartalen nicht wesentlich erhöht und damit unter den eigenen Erwartungen liegen wird. Das Unternehmen befinde sich mit allen Maßnahmen zur Kostensenkung in der Umsetzung. Die endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal will der Konzern am 10. November 2009 veröffentlichen.

Im ersten Quartal hatten die Heidelberger noch einen überraschend hohen Auftragseingang von 550 Mio EUR nach 474 Mio EUR im Vorquartal berichtet. Analysten hatten seinerzeit mit Bestellungen von lediglich 507 Mio EUR gerechnet. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten, hatte Vorstandsvorsitzender Bernhard Schreier damals jedoch gesagt und die Gesamtlage als weiterhin schwierig bezeichnet. Beim Ergebnis hatte der Konzern für die ersten drei Monate 2009/10 den fünften Quartalsverlust in Folge ausgewiesen.

Um dem schwierigen Umfeld zu begegnen, hat der Konzern bereits weitreichende Maßnahmen eingeleitet. Erst am Mittwoch wurde mitgeteilt, dass sich Geschäftsleitung und Belegschaftsvertreter auf einen Interessenausgleich und Sozialplan über den Abbau von rund 1.300 Mitarbeitern deutschen Standorten verständigt haben. Darüber hinaus seien mit weiteren 200 Beschäftigten ein Ausscheiden vereinbart, so dass sich der Personalabbau 2009/10 auf etwa 1.500 Mitarbeiter an den deutschen Standorten summiere.

Um auf die schwerste Krise im Maschinenbau seit Jahrzehnten zu reagieren, hatte Heidelberger Druckmaschinen bereits Mitte 2008 den Rotstift angesetzt und den Sparkurs seither deutlich verschärft. Bis 2010/11 sollen die Kosten um 400 Mio EUR gesenkt werden. Wichtigster Ansatzpunkt sind die Strukturkosten, zu denen auch die Personalausgaben gehören. Im Zuge des Sparprogramms wird bei den Heidelbergern ein Viertel der ehemals 20.000 Stellen wegfallen. 2.500 Stellenstreichungen waren bis Anfang August 2009 realisiert bzw fest vereinbart, die andere Hälfte stand zu dem Zeitpunkt noch aus. Zusammen mit den am Mittwoch vereinbarten Maßnahmen reduziere das Unternehmen den Personalstand weltweit um rund 4.000 Mitarbeiter.

Der Maschinenbau steckt nach massiven Orderrückgängen in der heftigsten Rezession seit Jahrzehnten. Im ersten Halbjahr lag das Minus beim Auftragseingang nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) so hoch wie noch nie seit Beginn der Statistik Ende der 1950er Jahre. Hohe Stornoraten und Bestellrückgänge machen dabei vor allem den Druckmaschinenherstellern schwer zu schaffen. Hauptgrund für die schwere Branchenkrise ist der Einbruch auf dem Printwerbemarkt, denn die Druckereien sind von Zeitungen abhängig, die wiederum auf Werbeeinnahmen angewiesen sind.

Die Heidelberger Druck gehört zu den Maschinenbauunternehmen, die am schlimmsten von der Wirtschaftskrise getroffen wurden und unter anderem Staatshilfe beantragt haben. Zuerst brachen die Aufträge in den USA weg, dann im Rest der Welt. Das Unternehmen stellt Bogendruckmaschinen her, die vor allem für Plakate und Prospekte benötigt werden. Der Werbemarkt liegt jedoch in der Krise am Boden. Heidelberger Druck gehört zu den Unternehmen, die Staatshilfe in Anspruch nehmen. Wiederholt kursierten Gerüchte, als Folge der Krise könnte Heidelberger Druck mit dem Wettbewerber manroland fusionieren.

Webseite: www.heidelberg.com - Von Markus Klausen, Dow Jones Newswires, +49 69 29 72 51 10; markus.klausen@dowjones.com DJG/kla/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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