UPDATE: Infineon rutscht im 2Q in die Verlustzone

27.04.2007

(NEU: Analysteneinschätzung, vorbörslicher Aktienkurs, Details, Hintergrund)

Von Alexander Becker

Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Infineon Technologies AG hat belastet von einem Rückgang der Speicherchippreise und den Verlusten im Wireless-Bereich im zweiten Quartal 2006/07 auch auf Konzernebene rote Zahlen geschrieben. Der Konzernfehlbetrag belief sich auf 11 Mio EUR, teilte der Halbleiterhersteller am Freitag mit. Im Vorquartal hatte das Unternehmen hier noch einen Gewinn von 120 Mio EUR ausgewiesen. Infineon verfehlte damit die Analystenerwartungen von plus 17 Mio EUR beim Nettoergebnis ebenso wie beim Umsatz und EBIT.

Für das laufende dritte Quartal stellte das Unternehmen für das Kerngeschäft eine Verbesserung des operativen Ergebnis in Aussicht. Für die Segmente ohne die Speicherchiptochter Qimonda erwartet Infineon demnach einen Anstieg des Umsatzes im Vergleich zum zweiten Quartal. Hier lag Infineon mit 1,962 Mrd EUR sowohl unter dem Vorquartalswert als auch unter den Analystenerwartungen. Auch beim EBIT verfehlte Infineon mit 49 Mio EUR die Prognosen. Im Vorquartal hatte das Unternehmen noch ein EBIT von 216 Mio EUR ausgewiesen.

Dabei hatte Qimonda im ersten Quartal 2006/07 mit einem EBIT von 250 Mio EUR noch einen Großteil zum unerwartet hohen operativen Konzerngewinn von Infineon beigetragen. Infineon ist noch mit knapp 86% an dem im Mai 2006 abgespaltenen und seit August börsennotierten Speicherchiphersteller Qimonda beteiligt und konsolidiert die Beteiligung voll.

Qimonda hatte ihre Zahlen bereits am Mittwochabend vorgelegt und wegen des jüngsten Preisverfalls auf dem DRAM-Markt ein im Vergleich zum Vorquartal deutlich geringeres operatives Ergebnis von 85 Mio EUR ausgewiesen. Bei Chip-Herstellern schauen Anleger und Analysten wegen der teilweise hohen Volatilität des Geschäfts vornehmlich auf den Vergleich zum Vorquartal und nicht, wie etwa bei Industrieunternehmen üblich, auf den Vorjahresvergleich.

"Wir sind zwar mit der Richtung zufrieden, die Infineon ohne Qimonda im zweiten Quartal eingeschlagen hat, aber natürlich noch nicht mit dem absoluten Niveau der Profitabilität des operativen Geschäfts", wird Wolfgang Ziebart in der Mitteilung zitiert. Für das Gesamtjahr 2006/07 strebe Infineon ohne Qimonda mindestens ein ausgeglichenes EBIT an und für das Geschäftsjahr 2009 eine EBIT-Marge von 10%. "Im Geschäftsjahr 2008 sollten wir uns auf einem guten Weg befinden, dieses Ziel zu erreichen," so Ziebart weiter

Die nun vorgelegten Zweitquartalszahlen bezeichnete Analyst Thomas Hofmann von der LBBW in einer ersten Einschätzung als "enttäuschend". Selbst seine Prognosen, die unter der Konsensschätzungen gelegen hätte, seien unterschritten worden. Beim Ausblick scheine sich nach den bislang vorliegenden Angaben keine gravierende Veränderung ergeben zu haben. Es sei derzeit nicht einfach, sich über den Halbleitersektor ein Bild zu machen, so der Analyst. Die vorgelegten Zahlen der Unternehmen seien recht uneinheitlich ausgefallen. Hofmann stuft Infineon bislang mit "Kaufen" und Kursziel 13 EUR ein.

Als "nicht ganz so enttäuschend" bezeichnete dagegen Analyst Alexander Rummler von der Bayerischen Landesbank die von Infineon vorgelegten Zahlen. Der Einfluss von Sondereffekten lasse die Angaben auf den ersten Blick schwächer erscheinen, als sie tatsächlich seien. Ohne Berücksichtigung dieser Effekte lägen die einzelnen Segmente mehr oder minder im Plan. Auch der Ausblick bewege sich "in line", so der Analyst, der die Aktie derzeit mit "Kaufen" einstuft.

Infineon ohne Qimonda verzeichnete nach eigenen Angaben ein EBIT von minus 28 Mio EUR. In diesem seien Sonderaufwendungen von 54 Mio EUR enthalten, die "hauptsächlich für Restrukturierungen und die Abschreibung von Vermögensgegenständen" entstanden seien. Diese seien zum Teil durch Gewinne von insgesamt 25 Mio EUR im Zusammenhang mit Anlagenverkäufen und einer Anpassung der Rückstellungen für Personalkosten ausgeglichen worden, so Infineon.

Anleger sehen die Zahlen offensichtlich eher skeptisch. Im vorbörslichen Handel notierte die Infineon-Aktie bei Lang & Schwarz bei 11,61 EUR zu 11,68 EUR und damit deutlich unter dem Schlusskurs vom Donnerstag, der bei 11,90 EUR lag.

Der vom Unternehmen für das laufende dritte Quartal erwartete Umsatzanstieg auf Konzernebene resultiert den Angaben zufolge hauptsächlich aus dem Segment Kommunikationslösungen. Das EBIT ohne Berücksichtigung von Qimonda und vor Sonderaufwendungen "sollte sich ebenfalls verbessern, da die Verluste im Segment Kommunikationslösungen voraussichtlich geringer ausfallen werden".

Hier erwartet Infineon im laufenden Quartal ein "starkes Umsatzwachstum" im Vergleich zum Vorquartal. Getragen werde dieses Wachstum von einer "signifikanten" Zunahme der Lieferungen von Mobiltelefonplattformen auf Grund des geplanten Hochlaufs der Produktion für verschiedene größere Kunden. Auch das EBIT werde sich infolge der Umsatzsteigerungen voraussichtlich wesentlich verbessern. Infineon bekräftigte im bislang defizitären Geschäft mit drahtlosen Kommunikationslösungen im letzten Quartal des Kalenderjahrs 2007 den Breakeven zu erreichen.

Im zweiten Quartal hatte die Com-Sparte wie in den Vorquartalen wieder einen Verlust ausgewiesen. Bei einem Umsatz von 238 Mio EUR belief sich das EBIT auf minus 53 Mio EUR. Beide Kennziffern lagen damit etwa auf dem Niveau des Vorquartals. Ein überproportionales Ergebniswachstum im Vergleich zum Vorquartal wies dagegen die Sparte Automotive, Industrial & Multimarket (AIM) aus. Hier legte der Umsatz um 4% auf 741 Mio EUR und das EBIT um 20% auf 66 Mio EUR zu. Für das laufende dritte Quartal geht das Unternehmen bei AIM von einem Umsatz "mindestens auf dem hohen Niveau" des Vorquartals aus. Die EBIT-Entwicklung werde der Umsatzentwicklung dabei folgen.

Webseite: http://www.infineon.de

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