Update: Kampf gegen die Zwangsmitgliedschaft - Wie die IHK die Pflichtbeiträge begründet

11.08.2003
Die Initiative des Hamburger Politikers Johannes Kahrs, der bis 2005 die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in Kammern und Verbänden fordert, schlägt hohe Wellen: 14.000 positive Zuschriften habe er bislang erhalten, sagt der SPD-Mann, "und täglich werden es mehr". Auch bei ComputerPartner online äußerten die Unternehmer aufgrund unserer Nachricht in der vergangene Woche ihren Unmut: "pervers und unerträglich" sei das System des Pflichtbeitritts, "alt und verkrustet" die Kammerstrukturen, die geforderten Beiträge "zu hoch", die Leistungsbereitschaft der Zuständigen "minimal". Schlechter kann das Image der 82 deutschen IHKs kaum noch werden: In der ComputerPartner-Umfrage gaben 93 Prozent der Befragten an, sie würden die Mitgliedschaft kündigen - wenn sie es dürften. Doch der Bundesgerichtshof bestätigte im vergangenen Jahr das Recht der Institutionen auf Pflichtbeiträge. Damit sind die juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft, erklärt Benno Grunewald. Der Rechtsanwalt hat in der Vergangenheit zahlreiche Unternehmer, darunter viele aus der IT-Branche, bei ihrem Kampf gegen die Zwangsmitgliedschaft vertreten. Er weiß, warum Kahrs bei den Unternehmern offene Türen einrennt: "Die meisten haben das Gefühl, niemals einen Gegenwert für ihre Beiträge erhalten zu haben." Gerade ITler hätten oft von "geradezu hilflosen Reaktionen" ihrer Sachbearbeiter auf Anfragen berichtet. Doch auch wenn sie in der Minderheit sind, Befürworter der Kammern gibt es natürlich auch: Einer der prominentesten ist Akcent Vorstandschef Frank Garrelts, der zunächst selbst an der Kammer zweifelte, dann aber bewusst den Kontakt zu seiner IHK suchte: "Im Verhältnis zu den Beiträgen habe ich einen gehörigen Mehrwert erhalten". Heute engagiert sich der Manager sogar selbst ehrenamtlich in zahlreichen Gremien der örtlichen IHK und des Dachverbandes DIHT, weiß um die Stärken der Interessenvertretung, aber auch um ihre Schwächen: "Es mangelt den Kammern sicher nicht an Kompetenz, aber vielleicht an der Eigen-PR". Walter Kaiser, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHT) fordert die Mitglieder deshalb auf, sich stärker auf die IHK einzulassen: "Arbeiten Sie mit, machen Sie sich vertraut, testen Sie die IHK und ihre Leistung". Die Abschaffung der Pflichtbeiträge ist seiner Meinung nach der falsche Ansatz, würde die Wirtschaft nicht ent- sondern zusätzlich belasten. Denn wenn die Kammern ihre bisherigen Aufgaben nicht mehr finanzieren könnten, müsste der Staat sie wieder übernehmen. Die Folge: "Mehr Bürokratie, mehr staatliche Regulierung und höhere Kosten", meint Kaiser. Würden nämlich ämter und Behörden einspringen, so müsste wieder die Wirtschaft diesen "Neubau" des Systems finanzieren. "Und es würde sie letztlich mehr kosten als der Preis für die gesetzliche Mitgliedschaft in einer IHK". Der Einfluss der Unternehmer wäre allerdings weg. Die meisten Vorwürfe sind dem Manager bekannt, nachvollziehen kann er sie nicht. Schließlich würde man alles tun, um die Leistungsfähigkeit dieses Systems zu erhalten, weiter auszubauen und überzeugend dafür zu werben: "Wir wollen und müssen überzeugen. Kundenakzeptanz schaffen wir auch durch die Weitergabe von generierten Einsparungen. So musste ein Unternehmen1998 pro Jahr noch durchschnittlich etwa 180 Euro an die IHK zahlen, 2001 waren es nur noch etwa 165 Euro - allen Kostensteigerungen zum Trotz". (mf)Leserbriefe zu diesem Thema können Sie gerne an die Redaktion senden, dei E-Mail-Adresse lautet redaktion@computerpartner.de.

Die Initiative des Hamburger Politikers Johannes Kahrs, der bis 2005 die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft in Kammern und Verbänden fordert, schlägt hohe Wellen: 14.000 positive Zuschriften habe er bislang erhalten, sagt der SPD-Mann, "und täglich werden es mehr". Auch bei ComputerPartner online äußerten die Unternehmer aufgrund unserer Nachricht in der vergangene Woche ihren Unmut: "pervers und unerträglich" sei das System des Pflichtbeitritts, "alt und verkrustet" die Kammerstrukturen, die geforderten Beiträge "zu hoch", die Leistungsbereitschaft der Zuständigen "minimal". Schlechter kann das Image der 82 deutschen IHKs kaum noch werden: In der ComputerPartner-Umfrage gaben 93 Prozent der Befragten an, sie würden die Mitgliedschaft kündigen - wenn sie es dürften. Doch der Bundesgerichtshof bestätigte im vergangenen Jahr das Recht der Institutionen auf Pflichtbeiträge. Damit sind die juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft, erklärt Benno Grunewald. Der Rechtsanwalt hat in der Vergangenheit zahlreiche Unternehmer, darunter viele aus der IT-Branche, bei ihrem Kampf gegen die Zwangsmitgliedschaft vertreten. Er weiß, warum Kahrs bei den Unternehmern offene Türen einrennt: "Die meisten haben das Gefühl, niemals einen Gegenwert für ihre Beiträge erhalten zu haben." Gerade ITler hätten oft von "geradezu hilflosen Reaktionen" ihrer Sachbearbeiter auf Anfragen berichtet. Doch auch wenn sie in der Minderheit sind, Befürworter der Kammern gibt es natürlich auch: Einer der prominentesten ist Akcent Vorstandschef Frank Garrelts, der zunächst selbst an der Kammer zweifelte, dann aber bewusst den Kontakt zu seiner IHK suchte: "Im Verhältnis zu den Beiträgen habe ich einen gehörigen Mehrwert erhalten". Heute engagiert sich der Manager sogar selbst ehrenamtlich in zahlreichen Gremien der örtlichen IHK und des Dachverbandes DIHT, weiß um die Stärken der Interessenvertretung, aber auch um ihre Schwächen: "Es mangelt den Kammern sicher nicht an Kompetenz, aber vielleicht an der Eigen-PR". Walter Kaiser, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHT) fordert die Mitglieder deshalb auf, sich stärker auf die IHK einzulassen: "Arbeiten Sie mit, machen Sie sich vertraut, testen Sie die IHK und ihre Leistung". Die Abschaffung der Pflichtbeiträge ist seiner Meinung nach der falsche Ansatz, würde die Wirtschaft nicht ent- sondern zusätzlich belasten. Denn wenn die Kammern ihre bisherigen Aufgaben nicht mehr finanzieren könnten, müsste der Staat sie wieder übernehmen. Die Folge: "Mehr Bürokratie, mehr staatliche Regulierung und höhere Kosten", meint Kaiser. Würden nämlich ämter und Behörden einspringen, so müsste wieder die Wirtschaft diesen "Neubau" des Systems finanzieren. "Und es würde sie letztlich mehr kosten als der Preis für die gesetzliche Mitgliedschaft in einer IHK". Der Einfluss der Unternehmer wäre allerdings weg. Die meisten Vorwürfe sind dem Manager bekannt, nachvollziehen kann er sie nicht. Schließlich würde man alles tun, um die Leistungsfähigkeit dieses Systems zu erhalten, weiter auszubauen und überzeugend dafür zu werben: "Wir wollen und müssen überzeugen. Kundenakzeptanz schaffen wir auch durch die Weitergabe von generierten Einsparungen. So musste ein Unternehmen1998 pro Jahr noch durchschnittlich etwa 180 Euro an die IHK zahlen, 2001 waren es nur noch etwa 165 Euro - allen Kostensteigerungen zum Trotz". (mf)Leserbriefe zu diesem Thema können Sie gerne an die Redaktion senden, dei E-Mail-Adresse lautet redaktion@computerpartner.de.

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