UPDATE: Koenig & Bauer beantragt Bürgschaft des Bundes

18.06.2009
(NEU: Details, Hintergrund)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Wirtschaftsflaute lastet weiter schwer auf der Druckmaschinenindustrie. Nachdem bereits der Branchenprimus Heidelberger Druck einen unerwartet hohen Verlust im Vorjahr verbucht und Staatshilfe beantragt hatte, sucht nun auch die im SDAX notierte Koenig & Bauer AG (KBA) Unterstützung. Am Donnerstag auf der der Hauptversammlung gaben die Würzburger für die ersten fünf Monate 2009 einen Umsatzeinbruch von mehr als einem Drittel und den Antrag auf eine Bundesbürgschaft bekannt.

Bis einschließlich Mai verbuchte KBA bei den Neuaufträgen ein Minus von knapp 21%. Der Konzernumsatz lag mit 347,5 Mio EUR nicht nur um 34,7% unter dem Vorjahreswert, sondern blieb gut ein Zehntel hinter der eigenen Planung zurück. Zur Begründung für die äußerst schwache Geschäftsentwicklung verwies der SDAX-Konzern auf die deutlich erschwerten Bedingungen, mit denen die Kunden bei der Finanzierung ihrer Projekten zu kämpfen hätten.

Vorstandsvorsitzender Helge Hansen sagte den Aktionären, "die globalen Konjunktur- und Finanzprobleme bremsen nach wie vor die Nachfrage in unserer Branche. Dies gilt inzwischen auch für den Absatz von Spezialmaschinen für Nischenmärkte. Einziger Fels in der Brandung ist derzeit der Banknotendruck."

Bereits im vergangenen Herbst hatte Koenig & Bauer angesichts der sich stetig verschärfenden Krise Maßnahmen ergriffen, um deren Folgen zu begegnen. Mehrfach waren die Sparbemühungen seither verschärft worden. Die Zahl der Beschäftigten sank bis Ende März auf rund 7.650 und lag damit etwa um 550 unter dem Stand vor einem Jahr, Tendenz weiter abnehmend. Allein bei den Personal- und Sachkosten will der Konzern bis 2011 mehrere Hundert Millionen Euro einsparen.

Ob die Geschäftsziele für 2009 erreicht werden, ist nach Unternehmensangaben derzeit unklar und wesentlich von den kommenden Monaten abhängig. Angepeilt werden rund 20% weniger Umsatz und eine schwarze Null vor Steuern. Dazu sagte Vorstandsvorsitzender Hansen: "Für unser ambitioniertes Ziel, nach dem hohen Verlust des Vorjahres schon 2009 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen, gibt es auch bei einem Umsatz unter 1,2 Mrd EUR durchaus reelle Chancen."

Hoffnung macht dem Manager der "deutliche Aufwärtstrend" seit April im Geschäft mit Bogenmaschinen. So hätten Messebeteiligungen im Mittleren und Fernen Osten zu Verkaufserfolgen beigetragen und den Rückstand gegenüber der Planung aus dem ersten Quartal weitgehend ausgeglichen. Sehr gering sei dagegen das Nachfragevolumen bei großen Rotationsanlagen für den Zeitungs- und Akzidenzdruck.

Für die Zeit ab April hat der Konzern eine Bundesbürgschaft beantragt. Der Antrag hänge mehr mit der veränderten Risikobereitschaft der Banken zusammen als mit der Liquiditätslage von KBA, erläuterte Hansen den Aktionären. Koenig & Bauer sei ein solides und solventes Unternehmen und benötige keine "staatliche Stütze". "Wir sind aber besorgt über eventuelle Wettbewerbsverzerrungen, die sich aus öffentlichen Hilfen ergeben können", so der Manager mit Blick auf den Wettbewerber Heidelberger Druckmaschinen.

Der finanziell angeschlagene Wettbewerber hat bereits die grundsätzliche Zusage für staatliche Finanzhilfen. Der weltgrößte Hersteller von Bogendruckmaschinen wird Kredit und Bürgschaften im Gesamtvolumen von rund 800 Mio EUR in Anspruch nehmen.

Wie Branchenkenner geht auch der KBA-Vorstand davon aus, dass der Markt für moderne Drucktechnik nach der Krise absehbar nicht das Niveau der Boomjahre 2005 und 2006 erreichen wird. "Das veränderte Medienverhalten, Konzentrationstendenzen in der Druckbranche, die rasante Produktivitätssteigerung moderner Druckmaschinen und die wachsende Billigkonkurrenz aus Schwellenländern wie China oder Indien setzen dem Wachstum Grenzen."

Ähnlich wie Heidelberger Druck will daher auch Koenig & Bauer nach neuen Betätigungsfeldern suchen. "Wir und andere Lieferanten können nicht verhindern, dass unser klassischer Markt kleiner wird", so Hansen: "Wir haben unter anderem die umweltorientierte Energietechnik und die Verpackungstechnik als potenziell interessante neue Geschäftsfelder definiert und schon einige konkrete Ideen".

Webseite: http://www.kba-print.de/ -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/rio Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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