UPDATE: Kontron will nach Konsolidierung deutlich profitabler werden

24.03.2010
(NEU: CEO und CFO in Pressekonferenz, Aktienkurs) Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

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MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Kontron AG hält trotz deutlich rückläufiger Profitabilität im vergangenen Jahr und verhaltener Aussichten für das laufende Jahr am Ziel einer EBIT-Marge von 12% im Jahr 2011 fest. "Wir rechnen weiterhin mit 12% EBIT-Marge für 2011, aber ohne ein vernünftiges Umfeld werden wir das nicht schaffen", sagte Vorstandsvorsitzender Ulrich Gehrmann am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in München.

Das laufende Jahr werde für Kontron ein "Konsolidierungsjahr", bei dem erst im zweiten Halbjahr Wachstum zu erwarten sei. Für 2011 setzt Gehrmann als Mindestziel für den Umsatz 550 Mio EUR an, 2009 wurden 469 Mio EUR eingenommen. Die Bruttomarge soll 2011 auf 31% steigen, sie lag 2009 noch bei 27,9%.

Der Blick auf das vergangene Jahr und die Aussichten für das laufende Jahr machen deutlich, dass es bis zur Zielmarge von 12% noch ein weiter Weg ist: Im vergangenen Jahr ist die EBIT-Marge aufgrund vieler niedrigmargiger Aufträge auf 6,4% von 9,7% im Vorjahr abgerutscht. Für das laufende Jahr rechnet Gehrmann mit einer EBIT-Marge von rund 7%, wie er am Mittwoch sagte.

Gelingen soll die deutliche Steigerung der Profitabilität zum einen durch höhere Margen bei Auftragsarbeiten für Dritte, zum anderen durch die Fortsetzung des Sparkurses. Dazu wird auch ein weiterer Stellenabbau gehören. Die Produktion am Stammsitz in Eching werde den Plänen zum Opfer fallen und im August oder September eingestellt, erklärte Gehrmann. Produziert werde stattdessen in Asien oder bei lokalen Subunternehmen.

Allein in der Produktion werden davon laut Gehrmann 35 Stellen betroffen sein, aber auch in der Lieferkette werden Arbeitsplätze wegfallen. Zudem soll die Verwaltung verschlankt und Funktionen zentralisiert werden. "Wir integrieren uns zu einer globalen Gruppe", sagte der Vorstandsvorsitzende. Dadurch steige das Zukunfts- und Wachstumspotenzial des Herstellers eingebetteter Rechner.

Für den weiteren Konzernumbau rechnet Gehrmann für 2010 mit 3 Mio bis 4 Mio EUR Restrukturierungskosten. Bei einem erwarteten Umsatz von 475 Mio EUR soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) dann zwischen 30 Mio und 35 Mio EUR liegen. Im abgelaufenen Jahr schrumpfte der Umsatz um 6% auf 469 (497) Mio EUR, das EBIT sank auf 30,1 (46,9) Mio EUR.

Der Echinger TecDAX-Konzern hat wie im Gesamtjahr auch im vierten Quartal 2009 bei Umsatz und Ergebnis jeweils schwächer als im Vorjahr abgeschnitten. Die Einnahmen gingen auf 135 (Vorjahresquartal: 140) Mio EUR zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbuchte Kontron im Schlussquartal einen Rückgang auf 10 (13) Mio EUR. Kontron erreichte damit beim Umsatz gut die Erwartungen der Analysten. Sie hatten im Konsens mit einem Umsatz von 133 Mio EUR gerechnet. Das EBIT hatten die Analysten aber mit 11,3 Mio EUR höher erwartet. Der Aktienmarkt strafte Kontron für die Zahlen und den Ausblick ab: Die Aktie lag um 13.34 Uhr bei 7,33 EUR mit 3,6% im Minus und war damit größter Verlierer im TecDAX.

Das Schlussquartal war zwar erwartungsgemäß die stärkste Periode des Jahres für Kontron, aber auch hier blieb das Unternehmen hinter dem Vorjahresniveau zurück. Probleme machte dabei die weltweite Verknappung am Komponentenmarkt. Lieferzeiten von bis zu 30 Wochen machten es nötig, die Lagerbestände deutlich aufzustocken, um die Produktion absichern zu können.

Der Überschuss erreichte im vierten Quartal 8,2 Mio EUR nach 9,5 Mio EUR im Vorjahr. Bei den Design Wins wurde zwar mit 361 Mio EUR der bislang höchste Jahreswert erzielt, im Schlussquartal lag Kontron mit 74 Mio EUR aber unter dem Vorjahreswert von 76 Mio EUR. Kontron profitiere hier vom wachsenden Kostendruck auf Kundenseite und dem damit verbundenen Trend zur Auslagerung. Im zweiten Halbjahr 2010 werden die Design Wins für Wachstum sorgen, wie Vorstandsvorsitzender Ulrich Gehrmann erwartet.

Er rechnet aber in einzelnen Märkten wie der Automation in Europa weiterhin mit Druck auf das Geschäft. Impulse erwartet er hingegen von den Branchen Telekommunikation, Sicherheitstechnik für Regierungen und Medizin.

Trotz der Sparmaßnahmen plant Kontron weiterhin Akquisitionen. Allerdings laufen die Verhandlungen dazu zäh, wie Finanzvorstand Dieter Gauglitz verdeutlichte. Zudem wolle Kontron nicht zu jedem Preis kaufen. Die Liste mit Übernahmekandidaten ist von zuletzt sieben auf fünf Unternehmen geschrumpft. Noch im laufenden Jahr soll nun eine Akquisition gelingen, einen genauen Zeitpunkt wollte Gehrmann allerdings nicht nennen. "Der Druck vom Kapitalmarkt ist da", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Webseite: www.kontron.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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