UPDATE: Leoni baut nach Gewinneinbruch weitere Stellen ab

24.03.2009
(NEU: Weitere Details, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Leoni AG weitet angesichts eines deutlichen Gewinneinbruchs und wegen der Branchenkrise sein Ende 2008 eingeleitetes Sparprogramm deutlich aus. Unter anderem wird der Nürnberger Kabelbaumspezialist weitere Stellen streichen, die Investitionen eindampfen und auf Akquisitionen verzichten. Auch in Deutschland sind Stellenstreichungen geplant.

(NEU: Weitere Details, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Leoni AG weitet angesichts eines deutlichen Gewinneinbruchs und wegen der Branchenkrise sein Ende 2008 eingeleitetes Sparprogramm deutlich aus. Unter anderem wird der Nürnberger Kabelbaumspezialist weitere Stellen streichen, die Investitionen eindampfen und auf Akquisitionen verzichten. Auch in Deutschland sind Stellenstreichungen geplant.

"Nach wie vor ist es unser Ziel, durch flexibilisierte Arbeitszeitmodelle möglichst viele Mitarbeiter in unserem Unternehmen zu halten", sagte Finanzvorstand Dieter Belle am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. "Da aber der kumulierte Konzernumsatz im Januar und Februar 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 40% zurückgegangen ist, sind wir gezwungen, unsere Kapazitäten entsprechend deutlich anzupassen".

In den kommenden Wochen und Monaten wird Leoni daher weitere Stellen abbauen. Nach Aussage des Managers ist davon "eine Vielzahl von Standorten weltweit" betroffen. "Wir gehen davon aus, dass von den rund 4.300 Stellen in Deutschland bis zu 10% wegfallen werden". Die notwenigen Maßnahmen seien noch lange nicht abgeschlossen, die Situation werde permanent überprüft.

Wie viele Arbeitsplätze insgesamt zur Disposition stehen, war nicht zu erfahren. Dies hänge unmittelbar von der Umsatzentwicklung ab, sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Probst. Vor allem im arbeitsintensiven Bordnetz-Bereich werde es zu Stellenkürzungen kommen.

Neben den Einsparungen bei den Personalkosten steht die Begrenzung der Investitions- und Sachausgaben im Mittelpunkt. Zudem will der MDAX-Konzern auf Akquisitionen verzichten und die Unternehmensstrukturen straffen. So soll beispielsweise die Zahl der strategischen Geschäftseinheiten zurückgefahren werden. Vorstandsvorsitzender Probst sprach von einem "extensiven und umfassenden Kostensenkungsprogramm".

Bereits im Schlussquartal 2008 hatte Leoni mit Verweis auf das schwierige Wirtschafts- und Branchenumfeld ein weitreichendes Sparprogramm aufgelegt. In diesem Zeitraum wurden nach Unternehmensangaben rund 3.000 Arbeitsplätze abgebaut, überwiegend außerhalb Deutschlands und in "geringem Umfang" durch betriebsbedingte Kündigungen.

Die zweite Runde des Sparprogramms läutete Leoni dann zur Jahreswende ein. Wegen des deutlichen Umsatzrückgangs im bisherigen Jahresverlauf baute das Unternehmen seit Anfang Januar konzernweit weitere 4.000 Stellen ab. "Leider konnten wir es nicht verhindern, unsere weltweite Belegschaft von September 2008 bis Februar 2009 um insgesamt rund 7.000 Personen zu verringern", sagte Finanzvorstand Belle. "Die Nachfragerückgänge waren in manchen Bereichen zu groß, um sie mit den zunächst angewandten Maßnahmen wie Überstundenabbau oder Kurzarbeit mittel- bis langfristig auffangen zu können."

Im Zuge dieses umfassenden Arbeitsplatzabbaus sank die Zahl der Mitarbeiter konzernweit deutlich: Beschäftigte Leoni Ende September noch rund 53.500 Menschen, lag die Mitarbeiterzahl per Ende 2008 nur noch bei knapp 51.000. Nach den neuerlichen Stellenkürzungen beschäftigt Leoni nur noch etwa 46.000 Mitarbeiter, Tendenz abnehmend.

Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden Probst wird das Kostensparprogramm erst im späteren Jahresverlauf positive Ergebniswirkungen haben. Die Restrukturierungsbelastungen, die noch 2008 verbucht wurden, erreichten laut Finanzvorstand Dieter Belle gut 7 Mio EUR. Für 2009 sei mit Kosten im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu rechnen. Insgesamt sollen diesen Kosten Einsparungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gegenüberstehen.

Leoni generiert rund 70% der Einnahmen mit Aufträgen aus der Automobilindustrie und wurde in den vergangenen Monaten dementsprechend hart von der Absatzkrise in der Branche getroffen. Die Nürnberger verbuchten 2008 deutliche Rückgänge bei operativem Ergebnis und dem Nettogewinn. So verdiente der Spezialist für Draht-, Kabel- und Bordnetzsysteme 2008 unter dem Strich nur noch 5,2 (Vorjahr: 86,2) Mio EUR.

Bei Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen im Februar hatten die Nürnberger bereits einen EBIT-Rückgang um mehr als die Hälfte auf 55,7 Mio EUR ausgewiesen. Bevor der Kabelbaumspezialist 2008 zwei Gewinnwarnungen aussprechen musste, war für das vergangene Jahr ein EBIT von rund 140 Mio EUR in Aussicht gestellt worden. Die Erlöse legten 2008 - getrieben von der Übernahme der Bordnetzsparte des französischen Wettbewerbers Valeo - um gut ein Fünftel auf etwa 2,9 Mrd EUR zu.

Bis einschließlich September 2008 entwickelte sich das Geschäft nach Unternehmensangaben sowohl auf Umsatz- als auch auf Ertragsebene erwartungsgemäß. "In den folgenden Wochen sah sich die Unternehmensgruppe - zunächst in der Automobil-, später auch in anderen Branchen - mit drastischen Nachfragerückgängen konfrontiert", hieß es im Geschäftsbericht.

Vor allem im Schlussquartal entwickelte sich das Geschäft dann aber sehr schwach: Der Umsatz lag lediglich bei 0,6 Mrd EUR, das EBIT bei minus 40 Mio EUR und der Nettogewinn sogar bei minus 50,7 Mio EUR. "Der Kontrast zwischen den ersten drei Quartalen und dem Schlussquartal kann drastischer nicht sein", sagte Vorstandsvorsitzender Probst. 2008 sei ein Jahr mit Höhen und Tiefen gewesen.

Doch ist das Schlimmste noch nicht überstanden, der Automobilzulieferer steht vor einem schwierigen Jahr: "Vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Rahmenbedingungen rechnet die Leoni AG mit einem deutlichen Umsatzrückgang und weiteren Einbußen beim operativen Ergebnis gegenüber 2008", heißt es im Geschäftsbericht zur den Aussichten für 2009.

Vorstandsvorsitzender Probst erklärte, "zur konkreten Umsatz- und Ergebnisentwicklung können wir derzeit keine auch nur annähernd zuverlässige Aussage treffen". Dies gelte auch für die Folgejahre. Wegen der in den ersten beiden Monaten 2009 um 40% eingebrochenen Nachfrage rechnen die Nürnberger für das laufende erste Quartal mit einem deutlichen operativen Verlust.

Sollte sich der Markt etwas erholen und der Umsatz auf Jahressicht um lediglich 20% bis 25% schrumpfen, will Leoni die operative Gewinnschwelle erreichen. Unter Berücksichtigung eines Zinsaufwands im Bereich von 40 Mio bis 50 Mio EUR würde in diesem Szenario aber dennoch unter den Strich ein Verlust geschrieben, sagte Finanzvorstand Belle.

Ähnlich wie andere Unternehmen, die in hohem Maße von der Automobilindustrie abhängig sind, will auch Leoni das Engagement in die kriselnde Branche zurückfahren. Mittelfristig will das Unternehmen nur noch rund 60% der Einnahmen mit Aufträgen aus dem Automotive-Segment erzielen, 2008 waren es noch mehr als 70%.

Am Aktienmarkt scheinen die Nachrichten von der tiefgreifenden Restrukturierung gut anzukommen. In einem etwas schwächeren MDAX gewinnt die Leoni-Aktie am frühen Nachmitag 2,1% auf 6,89 EUR.

Webseite: http://www.leoni.com - Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 111, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite