UPDATE: Pfeiffer Vacuum sieht Talsohle bei Aufträgen erreicht

28.07.2009
(NEU: Details, Markteinschätzung, Aktienkurs)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Wirtschaftskrise hat der Pfeiffer Vacuum Technology AG im zweiten Quartal wie erwartet einen Gewinneinbruch beschert. Während die Einnahmen im Zeitraum April bis Juni nur minimal zurückgingen, gaben die zentralen Ergebniskennziffern um fast ein Viertel nach. Trotzdem sieht Vorstandsvorsitzender Manfred Bender einen Silberstreif am Horizont: "Die Talsohle bei den Auftragseingängen könnte durchschritten sein", erklärte der Manager des Vakuumtechnikspezialisten am Dienstag im Gespräch mit Dow Jones Newswires.

Analyst Eerik Budarz vom Bankhaus Metzler hält es für interessant und positiv, dass das Unternehmen an der Auftragsfront das Schlimmste für überstanden hält. "Das sagen nicht viele Unternehmen, und Pfeiffer Vacuum dürfte entsprechende Indikationen für diese Aussage haben". Entsprechend positiv wurde die Aussage auch am Aktienmarkt aufgenommen: Um 10.45 Uhr notierte die Pfeiffer-Vacuum-Aktie mit 2,2% im Plus bei 49,92 EUR und war damit einer der stärksten Werte im sehr schwach tendierenden tendierenden TecDAX.

Und dass, obwohl die Zweitquartalszahlen zumindest auf Ergebnisseite ein gutes Stück unter den Erwartungen lagen. Das Betriebsergebnis schrumpfte um 22,9% auf 8,9 (11,5) Mio EUR nach, netto verdiente das Unternehmen nur noch 6,5 (8,4) Mio EUR. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Konsens mit einem operativen Gewinn von 9,8 Mio EUR sowie einem Nettogewinn von 7,0 Mio EUR gerechnet. Die Einnahmen von 46,6 (46,8) Mio EUR lagen dagegen im Rahmen der Schätzungen.

Auf der Gewinnentwicklung des im hessischen Asslar ansässigen TecDAX-Konzerns lasteten mehrere Faktoren. Zu nennen ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden zum einen der aktuelle Produktmix. Derzeit generiert Pfeiffer Vacuum seine Umsätze größtenteils mit Vakuumsystemen für die Solarindustrie und arbeitet einen Großauftrag ab. Dies bringe geringere Margen mit sich, erklärte Bender.

Auch der Umbau der Produktionshallen der Turbopumpenfertigung habe im zweiten Quartal auf der Gewinnsituation gelastet. Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass das Geschäft mit kleineren Kunden rückläufig gewesen sei, so Bender. Und eine geringere Auslastung der Kapazitäten sei gleichbedeutend mit einer sinkenden Profitabilität.

Die Kosten des Umbaus der Turbopumpenfertigung bezifferte Bender auf rund 1,5 Mio EUR im laufenden Jahr. Einschließlich der Mittel, die Pfeiffer Vacuum in das Kerngeschäftsfeld investieren will, werden 2009 nach Aussage des Managers insgesamt rund 10 Mio EUR in den Bereich fließen. Dabei liege der Fokus des Umbaus weniger auf kurzfristigen Einsparungen sondern vielmehr darauf, das Segment für eine anstehende Konjunkturerholung fit zu machen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht Bender keine Notwendigkeit zu unternehmensweiten Restrukturierungsprogrammen mit einem merklichen Kapazitätsabbau. Zwar habe Pfeiffer Vacuum entsprechende Pläne in der Schublade. "Wenn die Situation aber nicht schlechter wird als sie heute ist, denke ich, dass wir ohne solche Maßnahmen auskommen". Verschlechtere sich die Situation allerdings, müsse man über Restrukturierungsmaßnahmen reden.

Zur Frage, warum Pfeiffer Vacuum verhältnismäßig gut durch die Krise kommt, sagte der Manager: "Der Grund ist, dass wir unser Geschäft frühzeitig auf mehrere Beine gestellt haben". Die Belieferung unterschiedlicher Märkte zahle sich aus. Der Hersteller von Komponenten und Systemen zur Vakuumerzeugung, -messung und -analyse beliefert mit seinen Produkten unter anderem die Solar- und die Halbleiterbranche aber auch die Industrie sowie die Chemiebranche.

Nach Ablauf des ersten Halbjahres bestätigte die Pfeiffer Vacuum Technology AG am Dienstag außerdem ihre Prognose für 2009. Der Vakuumtechnikspezialist rechnet weiter mit einem Umsatzminus von maximal 10% bis 15% und einer EBIT-Marge von mehr als 20%. Konkreter könne man die Prognose zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fassen, erklärte Vorstandsvorsitzender Bender. "Derzeit sind wir mit den Einkaufs- und Entwicklungsabteilungen vieler Kunden in intensiven Gesprächen über künftige Projekte." Es bleibe wegen der abwartenden Haltung der Kunden aber schwierig, den genauen Zeitpunkt zu schätzen, zu dem Aufträge letztlich erteilt würden.

Deshalb ist nach Aussage von Bender zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht prognostizierbar, wie sich der Umsatz in den beiden letzten Quartalen des laufenden Jahres entwickeln wird. Klar sei allerdings, dass ein Großauftrag aus der Solarindustrie, von dem Pfeiffer Vacuum im bisherigen Jahresverlauf zehrte, zum Ende des dritten Quartals zumindest weitgehend abgearbeitet sein werde. Angesichts der außerdem um knapp ein Viertel gesunkenen Auftragseingänge, werde der Umsatz auf Jahressicht um 10% bis 15% nachgeben.

Auch zu den Erwartungen für das kommende Jahr äußerte sich der Manager mit Verweis auf den frühen Zeitpunkt nicht. Nach Einschätzung von Bender dürften im Herbst die Weichen für 2010 gestellt werden. Sollte die Konjunktur dann anziehen, dürfte sich auch das eigene Geschäft merklich erholen.

Eerik Budarz vom Frankfurter Bankhaus Metzler sagte zur Margenprognose: "Das liegt vielleicht etwas niedriger als erhofft." In den vergangenen Jahren habe die Marge bei gut 26% gelegen. Allerdings verschaffe sich Pfeiffer Vacuum hiermit auch "positives Überraschungspotenzial".

Webseite: www.pfeiffer-vacuum.de -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com (Benjamin Krieger hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/ncs/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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