UPDATE: Premiere lässt weiter Prognose 2008 vermissen

14.02.2008
(NEU: Einzelheiten, Analystenaussage, Aktienkurs) Von Christine Benders-Rüger DOW JONES NEWSWIRES

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MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Bezahlfernsehsender Premiere bleibt nach wie vor seine Prognose für das laufende Jahr schuldig. Als Grund nannte der Konzern mit Sitz in München die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Fußball-Bundesliga und die Beeinträchtigung des Geschäfts durch die Lücke im Verschlüsselungssystem. Die Auktion zur Vergabe der Bundesliga-Rechte stehe noch aus, was sich bis zum Ende des Bieterverfahrens im Kundenverhalten bemerkbar machen könnte.

Eine "quantitative Einschätzung für das laufende Jahr ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich", hieß es am Donnerstag weiter von der Premiere AG. Im November hatte der Konzern wegen der Unsicherheiten bei der Rechtevergabe seine Prognose für den erwarteten Geschäftsverlauf 2008 zurückgezogen und angekündigt, dass am 14. Februar 2008 eine neue Prognose bekanntgegeben werden soll.

Bis zum November 2007 hatte Premiere für 2008 rund 4,75 Millionen Abonnenten, davon 4 Millionen in direkter Kundenbeziehung, in Aussicht gestellt, die für einen Umsatz von mehr als 1,2 Mrd EUR und ein EBITDA zwischen 180 Mio und 200 Mio EUR sorgen sollten.

Das Unternehmen rechnet sich nach eigenen Aussagen vom Berichtstag "sehr gute Chancen" für das Bieterverfahren um die Vergabe der Bundesliga-Rechte für die Spielzeiten 2009/2010 bis 2011/2012 aus. Neben dem Bieterverfahren um die Bundesliga-Rechte habe im laufenden Jahr die Sicherheit des Verschlüsselungssystems höchste Priorität. Zur Vergabe der Bundesliga-Rechte sagte Premiere weiter, man sei offen für mehrere Modelle, klare Präferenz ist aber eine stärkere Exklusivität an den Samstagen.

Die Abnahme eines vorproduzierten Bundesliga-Produkts lehnt das Unternehmen nach wie vor ab. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) besteht allerdings darauf, dass die Käufer der Pay-TV-Rechte künftig fertig produzierte Fußballbeiträge abnehmen. Man halte den Zwang für nicht zulässig, ein fertiges Programm zu kaufen, außerdem sollte der Zuschauer ein Recht auf eine "unabhängige und qualitativ hochwertige Berichterstattung" haben, bekräftigte Premiere am Berichtstag frühere Aussagen.

Das Geschäftsjahr 2007 hat der Bezahlfernsehsender bei einem geringeren Umsatz mit einer besseren operativen Entwicklung abgeschlossen. Das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Finanzergebnis und Abschreibungen) erhöhte sich dank geringerer operativer Kosten um 73,9% auf 83,4 Mio EUR. Nach Abschreibungen verbesserte sich das Ergebnis (EBIT) auf minus 10,5 Mio von minus 40,7 Mio EUR im Vorjahr. Der Nettoverlust reduzierte sich auf 51,6 Mio von zuvor 161,5 Mio EUR. Der Umsatz erreichte 984,5 Mio EUR nach 1,055 Mrd EUR im Vorjahr.

Premiere hatte als eigene im November 2007 leicht reduzierte Zielsetzung für das abgelaufene Geschäftsjahr beim Umsatz 1 Mrd EUR und beim EBITDA einen Wert in einer Bandbreite von 80 bis 100 Mio EUR in Aussicht gestellt. Zum 31. Dezember zählte der Konzern mit Sitz in München 4.278.671 Abonnenten und bezifferte das Nettowachstum 2007 auf 868.681 Kunden.

Im Schlussquartal 2007 weitete das Unternehmen allerdings ihren Nettoverlust auf 23,5 Mio EUR von 9,8 Mio EUR im Vorjahreszeitraum aus. Wegen der Lizenzzahlungen für die Bundesliga stiegen die operativen Kosten im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 270,2 (216,1) Mio EUR. Premiere wies im vierten Quartal ein EBITDA von 13,4 (27,2) Mio EUR aus.

Der Nettoverlust bei Premiere sei 2007 infolge eines höheren negativen Finanzergebnisses stärker als erwartet gewesen, sagen die Beobachter von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Ergebnisse sind nach Ansicht der Analysten im Markt verarbeitet. Die Aktie von Premiere verliert bis gegen 10.45 Uhr MEZ 2,4% auf 12,71 EUR.

Der Geschäftsverlauf des vierten Quartals sei durch die Sicherheitslücke des von Premiere verwendeten Verschlüsselungssystems Nagravision beeinflusst worden, hieß es bereits vor einigen Tagen von dem Unternehmen. Nach einem Gutachten des TÜV Rheinland sei es kriminellen Hackern gelungen, mit modifizierten Digital-Receivern Pay-TV-Programme illegal zu empfangen. Die im Ausland hergestellten Receiver würden mittlerweile im größeren Umfang in Deutschland verkauft. Dies habe seit dem Weihnachtsgeschäft auch Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf und das Wachstum von Premiere.

Neben dem Bieterverfahren um die Bundesliga-Rechte hat laut Premiere 2008 die Sicherheit des Verschlüsselungssystems höchste Priorität. Ab dem zweiten Quartal werde eine neue Smartcard-Generation eingeführt, um die Sicherheitslücke zu schließen. Die Umstellung soll im dritten Quartal abgeschlossen sein. Premiere will den eventuellen Auswirkungen der Piraterie-Problematik auf den Geschäftsverlauf durch ein Kostensenkungsprogramm mit einem Volumen im zweistelligen Millionen Euro-Bereich entgegensteuern.

Webseite: http://www.premiere.de - Von Christine Benders-Rüger, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 102, unternehmen.de@dowjones.com DJG/cbr/mim

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