UPDATE: Premiere sieht weiter Chancen für exklusivere Bundesliga

18.07.2008

(NEU: Stellungnahme von DFL)

Von Philip Fabian und Markus Klausen

DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Bezahlfernsehsender Premiere AG sieht trotz der Mitteilung des Bundeskartellamts auch weiterhin "gute Möglichkeiten", die Rechte an der Ausstrahlung der Fußball-Bundesliga mit einer insgesamt höheren Exklusivität zu erwerben. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, habe sich auch dessen "Grundhaltung" nicht geändert, für die Übertragungsrechte mitzubieten, unabhängig von der Rechte-Regelung.

Mit der Stellungnahme des Bundeskartellamts zu den Übertragungsrechten der Fußballbundesliga hatte Premiere am Vortag einen Rückschlag erlitten. Die Behörde hatte darüber verfügt, dass die Höhepunkte der Bundesligaspiele Samstags im frei empfangbaren Fernsehen vor 20 Uhr ausgestrahlt werden müssen.

Eine Sprecherin des Bundeskartellamts sagte am Donnerstag, es handele sich noch nicht um eine formale Entscheidung, die Erklärung sei jedoch das Ergebnis einer intensiven Untersuchung, so dass jede formale Entscheidung auf ihr basieren werde.

Premiere habe "stets erklärt, für das derzeitig existierende Verwertungsmodell als auch für alternative Pakete wirtschaftlich seriöse Angebote abzugeben", heißt es in der Mitteilung vom Berichtstag. Man sei im Vorfeld auf verschiedene Szenarien vorbereitet gewesen.

"Premiere hat immer wieder erklärt, dass es keine hundertprozentige Exklusivität im Fußball anstrebt, sondern für einen vernünftigen Mix zwischen Pay- und Free-TV eintritt", hieß es außerdem.

Die Kartellbehörde hatte argumentiert, dass nur dann eine "angemessene Verbraucherbeteiligung" an der Zentralvermarktung der Rechte durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) gewährleistet sei, wenn der Zuschauer weiterhin die Wahl zwischen dem Kauf der Liveübertragungen oder den frei empfangbaren Zusammenfassungen der Spiele habe. Bislang kostet ein Abonnement bei Premiere etwa 20 EUR im Monat, im Free TV sind die Zusammenfassungen ab 18.30 Uhr zu sehen.

Die DFL Deutsche Fußball Liga reagierte am Berichtstag "sehr erstaunt" auf die Äußerungen des Kartellamtes. "Fakt ist offensichtlich, dass das Kartellamt jetzt weder das neue innovative TV-Modell mit eigenem Sender noch die Beteiligungen des Vermarktungspartners beanstandet", wird Ligapräsident Reinhard Rauball in der Mitteilung zitiert.

Zentraler Kritikpunkt scheine, so die DFL, die seit Bestehen der Bundesliga bewährte Praxis der Zentralvermarktung zu sein. Nach Meinung des Bundeskartellamtes sei bereits die 2005 mit Genehmigung der EU-Kommission durchgeführte Ausschreibung rechtlich nicht möglich gewesen, was der Liga gegenüber erstmalig geäußert worden sei, fügte Ligapräsident Rauball hinzu.

Bei Sirius, der Agentur von Leo Kirch, wollte man sich am Donnerstagabend nicht zu dem Thema äußern. Sirius wurde im Oktober 2007 mit der Vermarktung der Inlandsrechte im Auftrag der DFL beauftragt und hatte den Fußballvereinen dafür mindestens 500 Mio EUR pro Saison für die kommenden sechs Jahre garantiert.

"Die Entscheidung ist negativ für jede Partei, die an mehr Exklusivität der Bundesliga-Übertragungsrechte interessiert ist, insbesondere für Premiere", erklärte Marcus Sander, Analyst bei Sal. Oppenheim. Er bewertet die Premiere-Aktie mit "neutral" und sieht ihren fairen Wert bei 15 EUR.

Der Aktienkurs von Premiere notiert am Freitag gegen 14.00 Uhr in einem knapp behaupteten MDAX bei 11,05 EUR (minus 1,3%).

Die Premiere AG gehört zu 25,01% der News Corp. Der New Yorker Konzern ist Eigentümerin von Dow Jones und damit auch dieser Nachrichtenagentur.

Webseiten: http://www.info.premiere.de/ http://www.bundeskartellamt.de/ http://www.bundesliga.de/ - Von Philip Fabian und Markus Klausen, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com. Archibald Preuschat hat an dieser Meldung mitgearbeitet. DJG/DJN/phf/kla/brb

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