UPDATE: Rheinmetall rutscht 2Q wegen Autosparte in Verlustzone

13.08.2009
(NEU: Details, Aktienkurs, Markteinschätzung)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bilanz der Rheinmetall AG hat im ersten Halbjahr 2009 einmal mehr ihre zwei Gesichter gezeigt: Während sich das Verteidigungssegment erneut positiv entwickelte, verhagelte das Geschäft mit der krisengebeutelten Autoindustrie dem MDAX-Konzern das Ergebnis. Zusätzlich angefallene hohe Kosten im Zusammenhang mit dem umfassenden Sparprogramm zogen die Düsseldorfer in die roten Zahlen. Auf Gesamtjahressicht soll aber ein operativer Gewinn erwirtschaftet werden.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern brach zwischen Januar und Juni auf minus 63 (Vorjahr plus 102) Mio EUR ein und das Nettoergebnis auf minus 71 (+54) Mio EUR. Die weitreichende Restrukturierung der Automotivesparte belastete das Ergebnis mit 68 Mio EUR. Bereinigt um diesen Sondereffekt verdiente Rheinmetall 5 Mio EUR. Der Umsatz schmolz auf knapp 1,51 (1,89) Mrd EUR.

Mit den vorgelegten Zahlen schnitt Rheinmetall etwas besser ab als erwartet. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten mit einem Umsatz von 1,5 Mrd EUR, einem operativen Minus von 66 Mio EUR und einem Nettoverlust von 74 Mio EUR gerechnet.

"Unsere Halbjahreszahlen werden entscheidend durch die anhaltende Wachstums- und Ertragsstärke des Defence-Bereichs getragen", erklärte Vorstandsvorsitzender Klaus Eberhardt. "Daran wird sich auch in den kommenden Monaten nichts ändern". In den ersten sechs Monaten legten die Einnahmen im Verteidigungssegment um 7% auf knapp 790 Mio EUR zu. Das operative Ergebnis stieg sogar noch stärker auf 70 (54) Mio EUR.

Das Autogeschäft, in dem Rheinmetall über die Tochtergesellschaft Kolbenschmidt Pierburg Motorblöcke, Gleitlager und Kolben produziert, entwickelte sich dagegen erneut schwach: Der Umsatz brach um 38% auf 717 Mio EUR ein, das EBIT aufgrund der genannten hohen Einmalaufwendungen auf minus 129 (plus 56) Mio EUR. Allerdings greifen nach Aussage des Managers im Automobilsegment die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen: "Im operativen Geschäft werden wir besser. Es gibt im Automobilgeschäft erste Anzeichen für eine leichte Entspannung", zeigte sich Eberhardt zuversichtlich.

Bereits 2008 waren die Düsseldorfer schwer von der Krise in der Autoindustrie gebeutelt worden und hatten daraufhin den Rotstift angesetzt. Im Zuge des im Frühjahr 2009 verschärften Sparprogramms kündigte Rheinmetall den Abbau von mehreren Tausend Stellen an und verhängte einen vorübergehenden Investitionsstopp. Per Ende Juni beschäftigten die Düsseldorfer noch knapp 20.000 Mitarbeiter. Durch die Maßnahmen sollen die vom Fixkosten um mindestens 50 Mio EUR sinken, 27 Mio davon wurden im ersten Halbjahr realisiert.

Überraschend kommt die unterschiedliche Entwicklung der Segmente nicht. Schließlich gilt die Verteidigungsbranche als wenig konjuntursensibel, die Autoindustrie dagegen als höchst zyklisch. Bei Rheinmetall führte die Wirtschaftskrise sogar dazu, dass das Defencesegment dem Automotivegeschäft im ersten Halbjahr den Rang als wichtigster Geschäftsbereich ablief. Besonders deutlich wird dies beim Blick auf die Auftragslage: Während das im Defencesegment per Ende Juni Aufträge im Wert von mehr als 3,5 Mrd EUR in den Büchern hat, liegt dieser Wert im Automotive-Bereich bei gerade einmal noch 273 Mio EUR.

Rheinmetall rechnet auch für den weiteren Jahresverlauf damit, im Wesentlichen durch die gute Entwicklung des Verteidigungsbereichs getragen zu werden und hat seine Erwartungen für das Segment sogar leicht nach oben geschraubt. Die Düsseldorfer rechnen in diesem Geschäftsbereich nun mit Einnahmen von 1,9 Mrd EUR und einer EBIT-Marge von mindestens 10%. Zuvor war bei gleichen Einnahmen eine Marge von genau 10,0% anvisiert worden. 2008 lag der Umsatz bei gut 1,75 Mrd EUR und das operative Ergebnis bei 194 Mio EUR. Die EBIT-Marge erreichte damit gut 11%.

Für das krisengebeutelte Automotivesegment rechnet der MDAX-Konzern weiter mit einem Einnahmenrückgang um rund ein Viertel auf gut 1,5 Mrd EUR und einem operativen Verlust von 80 Mio EUR. Auf Konzernebene sollen dennoch operativ schwarze Zahlen geschrieben werden; im besten Fall soll das Plus bei 100 Mio EUR liegen. Auch unter Berücksichtigung der Einmalkosten im Zusammenhang mit der Restrukturierung soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern positiv sein.

Am Markt werden die Zahlen positiv eingestuft. Der bestätigte Ausblick überraschte weder die Analysten der Commerzbank noch der UniCredit. Am frühen Mittag gewinnt die Rheinmetall-Aktie in einem sehr festen MDAX 3,2% auf 35,75 EUR.

Webseite: www.rheinmetall.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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