UPDATE: SAP will Wachstum weiter aus eigener Kraft stemmen

10.05.2007
(NEU: Aussagen Management und Aktionärsvertreter, Aktienkursentwicklung, Details, Hintergründe)

(NEU: Aussagen Management und Aktionärsvertreter, Aktienkursentwicklung, Details, Hintergründe)

Von Alexander Becker

Dow Jones Newswires

MANNHEIM (Dow Jones)-Das Management der SAP AG hat seinen Aktionären versichert, weiterhin vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft zu setzen. Ein Eckpfeiler der Langfriststrategie ist dabei vor allem die Produktoffensive im Mittelstandsbereich. Hier stellte SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann während der Hauptversammlung in Mannheim mittelfristig überdurchschnittliche Margen in Aussicht. Kritik schlug dem Management vor allem wegen der Aktienkursentwicklung entgegen.

Die SAP-Aktie verzeichnete innerhalb eines Jahres einen Kursrückgang von rund 20% und war damit einer der schwächsten Wert des DAX. Dieser verbuchte im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von rund 25%. Am Donnerstagmittag notierte das Papier in einem etwas leichteren Gesamtmarkt 1,7% im Minus bei 35,03 EUR.

Zwar sei das abgelaufene Geschäftsjahr 2006 für SAP nicht schlecht gewesen, sagte Willi Bender von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Bender verwies darauf, dass "manche Planungen und Erwartungen nicht erfüllt wurden". Entsprechend habe der Kapitalmarkt skeptisch reagiert. Auch seien der im Vergleich zum Vorjahr erwartete Margenrückgang 2007, der Abgang des Vorstands Shai Agassi und die Oracle-Klage negativ aufgenommen worden.

Laut Jenna Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat die juristische Auseinandersetzung mit US-Wettbewerber Oracle eine neue Dimension erreicht. "Die Klage hängt wie ein Damoklesschwert über dem Kurs der SAP-Aktie", so die Kleinaktionärsvertreterin.

Kagermann bekräftigte vor den Aktionären, sich "massiv gegen die erhobenen Vorwürfe zur Wehr zu setzen. SAP respektiere den Schutz geistigen Eigentums. "Auch wenn Oracle es in seiner Klageschrift anders darstellen will: Wir glauben, dass es sich hier um einem Versuch handelt, Drittanbietern das Anbieten von Service- und Supportleistungen für Oracle-Software zu erschweren." Oracle hatte SAP wegen angeblichen Diebstahls geheimer Produktinformationen verklagt.

Der Vorstandssprecher räumte mit Blick auf die Aktionärskritik ein, im Geschäftsjahr 2006 nicht alle Ziele erreicht zu haben. "Natürlich sind wir mit der Aktienkursentwicklung nicht zufrieden", reagierte der Vorstandssprecher auf die Aktionärskritik. So sei der Bewertungsvorsprung des Papiers gegenüber den Hauptwettbewerbern zurückgegangen.

Kagermann bekräftigte vor den Aktionären die Langfriststrategie des Unternehmens, sein Wachstum "ganz überwiegend aus eigener Kraft" zu schaffen. SAP werde dabei die Entwicklung eigener Produkte weiter intensivieren, um "anhaltende Innovationen zu fördern, unsere Marktposition auszubauen und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Allerdings sei Wachstum aus eigener Kraft "nicht mehr als Einzelkämpfer möglich". Eine feste und bedeutende Komponente sei daher die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden und die Weiterentwicklung von Produkten und Lösungen. Zudem werde SAP das eigene Produktangebot durch "Ergänzungsakquisitionen" von spezifischen Technologien oder Kompetenzen stärken. In diese Strategie passe etwa die Übernahme des US-Softwareunternehmens Virsa Inc.

Die jüngst veröffentlichte Akquisition von OutlookSoft runde das Softwareangebot der SAP Business Suite für die Bedürfnisse von Finanzvorständen ab. SAP könne nun alle wichtigen Steuerungselemente für Governance, Risk, Compliance und nun auch Corporate Performance Management auf der SAP NetWeaver-Plattform als integrierte Lösung anbieten. SAP hatte den OutlookSoft-Kauf am Dienstag veröffentlicht, ohne finanzielle Details zu nennen. Industrieanalysten schätzen den Kaufpreis auf etwa 200 Mio USD.

Für das Mittelstandsgeschäft - einen der zentralen Pfeiler der Wachstumsstrategie von SAP - bekräftigte Kagermann seine Zielvorgaben. Demnach peilt das Unternehmen an, 10.000 Neukunden für das neue Mittelstandsprodukt A1S im Jahr 2010 zu gewinnen. Bei Erreichen dieser Zielmarke sei es möglich, in diesem Segment dieselben oder höhere Margen wie in den etablierten Geschäftsfeldern zu erreichen, so Kagermann.

A1S ist für mittlere und kleine Betriebe konzipiert. Dabei entwickele SAP ein "völlig neues Geschäftsmodell" bei Preisgestaltung, Vertrieb und Implementierung, so Kagermann vor den Aktionären. Für A1S ändert SAP die bisherige Vertriebsstruktur: Kleinere Betriebe sollen mit "On-demand" und "Hosting"-Lösungen adressiert werden. Die Betriebe zahlen hier monatliche Nutzungsgebühren statt die Software zu erwerben. Den Massenstart von A1S plant SAP für Ende 2007 oder Anfang 2008.

Die Innovationen aus dem A1S-Produkt sollen auch bei anderen Kundensegmenten zum Tragen kommen, "wenn sie sich bewährt haben", kündigte Kagermann an. Voraussetzung seien entsprechende Wünsche der Bestandskunden, wenn sie "evolutionär" sowie ohne Risiken und große Aufwendungen umzusetzen seien.

Für das laufende Geschäftsjahr 2007 bekräftigte Kagermann die Ende April gegebene Prognose. Demnach rechnet das Unternehmen unverändert mit einem Zuwachs der Software- und softwarebezogenen Umsatzerlöse von 12% bis 14% und einer operativen Marge zwischen 26,0% und 27,0%.

Den Aktionären versprach Kagermann für 2007 weitere Aktienrückkäufe und eine kontinuierliche Dividendenpolitik. "Auch im laufenden Jahr werden wir Aktien zurückkaufen und - sofern die Hauptversammlung zustimmt - unsere Aktionäre durch eine Dividende mit einer Ausschüttungsquote von etwa 30% am Unternehmenserfolg beteiligen", sagte Kagermann und bekräftigte damit frühere Aussagen. Für 2006 will SAP eine Dividende von 0,46 EUR zahlen.

Webseite: http://www.sap.de

- Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 505

industry.de@dowjones.com

DJG/abe/bam

Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite