UPDATE: Siemens prüft angeblich Verkauf der Hörgerätesparte

15.10.2009
(NEU: Stellungnahme von Siemens, Analyst)

(NEU: Stellungnahme von Siemens, Analyst)

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG prüft einem Zeitungsbericht zufolge den Verkauf ihrer Hörgerätesparte. Wie die "Financial Times Deutschland" in ihrer Donnerstagsausgabe berichtet, wird neben einer Veräußerung an Finanzinvestoren auch ein Börsengang diskutiert. Investmentbanker hätten schon seit Längerem über einen solchen Schritt von Siemens spekuliert.

Zwar gehört das Geschäft mit Hörgeräten zur Medizintechniksparte und damit zu einem strategisch wichtigen Bereich des Unternehmens, es ist aber auch eines der letzten verbliebenen Endverbrauchergeschäfte. Im Jahr 2008 hatte sich Siemens von den mobilen Festnetztelefonen der Marke Gigaset getrennt.

Die Zeitung vermutet, dass Siemens mit einem Verkauf angesichts der zuletzt stark gestiegenen Bewertungen für Hörgerätehersteller einen Milliardenerlös einstreichen könne. Da der Markt für Hörgeräte bereits stark konzentriert sei, komme ein Erwerber aus der Branche aber wohl kaum in Frage.

Eine Entscheidung darüber, ob die Hörgerätesparte mit etwa 4.000 Beschäftigen wirklich abgegeben werde, habe Siemens noch nicht getroffen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf informierte Kreise weiter.

Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Er fügte aber hinzu, das Geschäft mit Hörgeräten laufe gut und sei profitabel.

Siemens ringt bei Hörakustikgeräten mit dem Wettwerber Sonova um die Führung am Weltmarkt. Beide Unternehmen erreichen rund ein Viertel des Marktes und betrachten sich jeweils als Weltmarktführer.

An der Börse hat die schweizerische Sonova Holding AG derzeit einen Wert von rund 4,7 Mrd EUR. Einen ähnlich hohen Ertrag könnte Siemens mit seiner Hörgerätesparte nach Einschätzung von Michael Bahlmann, Analyst bei M.M. Warburg, erzielen: "Da Siemens wohl bei Margen und Umsatz ähnlich stark sein sollte wie der Konkurrent Sonova, dürfte auch die Bewertung an der Börse ähnlich ausfallen", so Bahlmann.

Für Siemens sei ein Verkauf der Sparte sinnvoll. "Das Geschäft ließe sich aufgrund geringer Anbindungen an andere Bereiche relativ leicht aus dem Konzern lösen und könnte ebenso gut von einem anderen Eigner fortgeführt werden", lautet Bahlmanns Einschätzung. "Für Siemens wäre sowohl ein Börsengang als auch ein Verkauf an Finanzinvestoren möglich. Aber es wäre sicherlich ein attraktiver Börsengang", fügte der Analyst hinzu.

NordLB-Analyst Thomas Wybierek hält eine Veräußerung oder einen Börsengang ebenfalls für durchaus möglich. Damit würde sich der Trend einer Trennung vom Endverbrauchergeschäft fortsetzen. Allerdings würde man mit den Hörgeräten ein profitables Geschäft aus der Healthcare-Sparte herauslösen, schränkt der Analyst ein. Wybierek schätzt den Umsatz mit Hörgeräten auf etwa 700 Mio EUR, zu einem möglichen Verkaufserlös wollte er sich nicht äußern.

Webseite: www.siemens.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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