UPDATE: Sondereffekt beschert Jenoptik im 2. Quartal Verlust

13.08.2009
(NEU: Details, Aussagen von der Telefonkonferenz, Aktienkurs)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Optoelektronikkonzern Jenoptik ist von einem Sondereffekt auch im zweiten Quartal in die roten Zahlen gezogen worden. Aufgrund der Aufgabe des defizitären Geschäfts mit Mittelformatkameras lag der operative Verlust bei 5,0 (Vorjahr plus 6,9) Mio EUR und der Nettofehlbetrag bei 8,4 (plus 2,5) Mio EUR. Für das Gesamtjahr peilt der TecDAX-Konzern nach Angaben vom Donnerstag vor Sonderposten aber weiter operativ schwarze Zahlen an.

Ende Juli hatte die Jenoptik AG angekündigt, den verlustträchtigen Bereich mit Mittelformatkameras einzustellen. "Wir haben uns von einer defizitären Randaktivität getrennt und damit den Konzern weiter auf seine Kernkompetenzen fokussiert", erklärte Vorstandsvorsitzender Michael Mertin. "Der Markt hatte sich zuletzt sehr schwierig gestaltet". Die Jenaer verbuchten infolge der Aufgabe des Geschäfts eine Einmalbelastung von fast 8 Mio EUR. Vor diesem Sonderposten verbuchte Jenoptik zweiten Quartal einen operativen Gewinn von 2,9 Mio Mio EUR.

Aufgrund der schwachen Entwicklung speziell in der Halbleiter- und Autoindustrie sank der Umsatz auf 113,6 (135,3) Mio EUR. In den Auftragsbüchern war zuletzt allerdings eine Entspannung zu bemerken: Nach einem Ordereingang von 109,9 Mio EUR im Auftaktquartal lag der Wert im zweiten Vierteljahr bei 108,2 Mio EUR - und damit auch in etwa auf dem Niveau aus dem Schlussquartal 2008.

Mit den vorgelegten Zahlen schnitt Jenoptik etwas besser ab als erwartet. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten mit einem Umsatz von 112 Mio EUR, einem operativen Minus von 5,6 Mio EUR und einem Nettoverlust von 8,4 Mio EUR gerechnet. Am Markt werden die Zahlen entsprechend positiv aufgenommen: Am Morgen gewinnt die Jenoptik-Aktie gut 2,2% und notiert im sehr festen TecDAX bei 3,65 EUR.

Während die Segmente Laser & Optische Systeme sowie Messtechnik vor allem wegen der Krise in den genannten wichtigen Abnehmerbranchen deutliche Umsatz- und Gewinnrückgänge verbuchten, erwies sich das Segment Verteidigung & Zivile Systeme einmal mehr als Stütze. Finanzvorstand Frank Einhellinger zeigte sich mit Blick auf die Zukunft der "Sorgenkinder" aber zumindest verhalten optimistisch: Sowohl aus der Auto- als auch der Halbleiterindustrie seien zuletzt Anzeichen einer Bodenbildung zu spüren gewesen. Die dürfte den Jenoptik-Segmenten Messtechnik und Laser & Optische Systeme im weiteren Jahresverlauf zu gute kommen, auch wenn aktuell noch keine Trendwende abzusehen sei.

Aufgrund erschwerter Absatzbedingungen und der hohen Wettbewerbsintensität infolge der Wirtschaftskrise rechnet der Technologiekonzern für 2009 weiter mit deutlichen Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis. Die Einnahmen dürften per Ende Dezember bei 460 Mio bis 500 Mio EUR liegen, nach knapp 550 Mio im Jahr 2008.

Auch wenn sich das zweite Halbjahr etwas besser entwickeln dürfte als die ersten sechs Monate, könne das eingeleitete Sparprogramm die Umsatzrückgänge wohl nur teilweise kompensieren, erklärte Mertin. Operativ und bereinigt um Sondereffekte will Jenoptik dank des stabilen Segments Verteidigung & Zivile Systeme aber schwarze Zahlen schreiben. Die Prognose gilt allerdings unter Vorbehalt: Denn nach Unternehmensangaben können zusätzliche, das Ergebnis belastende Sondereinflüsse nicht ausgeschlossen werden - etwa durch Finanzierungsengpässe bei Kunden oder Lieferanten und weitere Restrukturierungsbelastungen.

Um die Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzufedern, hatte der Optoelektronikkonzern bereits vor einiger Zeit den Rotstift angesetzt. Das langfristige Einsparvolumen bezifferte Vorstandsvorsitzender Mertin am Donnerstag auf mehr als 10 Mio EUR. Auch an den Mitarbeitern wird der Sparkurs nicht schadlos vorübergehen. Während sich der Personalbestand im ersten Halbjahr nicht nennenswert veränderte, dürften die Krise in den kommenden Monaten einige der aktuell gut 3.350 Jenoptik-Mitarbeiter den Job kosten.

Unter anderem will Jenoptik den Standort im hessischen Gießen dicht machen und die Produktion am Firmensitz in Jena integrieren. "Der Standort hat ein deutliches Auslastungsproblem", begründete Mertin die Entscheidung. Dabei werden bis zu 40 Stellen wegfallen. Einen weiteren Arbeitsplatzabbau schließt der Manager nicht aus, sollte sich die Wirtschaft weiter schwach entwickeln. So lange eine Besserung der Lage aber noch für möglich gehalten wird, will Jenoptik mit Kurzarbeit durch die Krise steuern. Per Ende Juni arbeiteten insgesamt 687 Beschäftigte kurz.

Webseite: www.jenoptik.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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