UPDATE: Staatsanwaltschaft durchsucht Arques nach Siemens-Anzeige

07.07.2010
(NEU: Weitere Aussagen von Siemens und Arques)

(NEU: Weitere Aussagen von Siemens und Arques)

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der anhaltende Streit zwischen Siemens und der Beteiligungsgesellschaft Arques Industries um den gemeinsamen Telefonhersteller Gigaset wird deutlich schärfer. Aufgrund einer Strafanzeige von Siemens hat am Mittwoch die Münchner Staatsanwaltschaft die Firmenräume von Arques durchsucht, wie eine Sprecherin der Strafverfolger auf Anfrage von Dow Jones Newswires bestätigte.

Eine Siemens-Sprecherin erklärte, dass der DAX-Konzern Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue gegen den früheren Gigaset-Geschäftsführer Michael Hütten gestellt hat, der weiterhin als Vorstand bei Arques fungiert. Auch Hans Gisbert Ulmke, Vorstandsvorsitzender von Arques, bestätigte die Untersuchung der Staatsanwaltschaft. Arques halte aber weiterhin an Hütten fest: "Selbstverständlich bleibt er bei Arques", sagte Ulmke zu Dow Jones Newswires.

Arques und Siemens liegen wegen der gemeinsamen Beteiligung Gigaset seit Längerem im Clinch. Im Streit um den Telefonhersteller hatte Siemens im April abermals vor einem Schiedsgericht gegen den Mehrheitseigner Arques geklagt. Die frühere Gigaset-Mutter will verhindern, dass Arques mittels einer Call-Option auch noch die restlichen Gigaset-Anteile zum Schnäppchenpreis von 5.000 EUR übernimmt. An Gigaset hält Arques rund 80%, Siemens die restlichen 20%.

Siemens reagiert mit der Strafanzeige darauf, dass Hütten in seiner Funktion als Gigaset-Geschäftsführer eine vereinbarte Zahlung von 19,6 Mio EUR von Arques an Gigaset unterbunden hat. "Das Zahlungsversprechen belief sich ursprünglich auf 19,6 Mio EUR, hat sich aber aus unserer Sicht aufgrund des Verkaufs des Breitband-Geschäfts auf 6,6 Mio EUR reduziert", so Ulmke. Siemens bestreite dies allerdings. Von der Strafanzeige sei er überrascht, weil das Zahlungsversprechen bereits Gegenstand des laufenden Schiedsverfahrens sei.

Der Staatsanwaltschaft zufolge wird nur gegen eine Person ermittelt, Siemens hat aber Anzeige gegen mehrere Personen gestellt. "Unsere Strafanzeige richtet sich gegen den ehemaligen Gigaset-Geschäftsführer und Arques-Vorstand Michael Hütten und andere Verantwortliche aus Vorstand und Aufsichtsrat von Arques wegen des dringenden Verdachts der Untreuehandlungen", erklärte eine Siemens-Sprecherin. Gegen wie viele Personen sich die Anzeige richtet, sagte sie nicht.

Siemens habe für das Gemeinschaftsunternehmen immer ein Umfeld gewollt, "in dem sich Gigaset als autonomes Unternehmen aufstellen und weiterentwickeln kann", sagte die Sprecherin. Dazu habe es dezidierte Vereinbarungen gegeben. Diese seien aber durch "einzelne Personen, die erst einige Zeit nach dem Verkauf von Gigaset an Arques in das Management von Arques eingestiegen sind, in einer Weise unterlaufen worden, die den Verdacht der Untreue zu Lasten der Gigaset nahelegt", erläuterte die Sprecherin.

Trotz der zunehmend härteren Auseinandersetzung zwischen Siemens und Arques scheint das Tischtuch noch nicht völlig zerschnitten zu sein. Über einen möglichen Weiterverkauf des Telefonherstellers sprechen die Kontrahenten "sehr konstruktiv", wie Arques-Vorstandsvorsitzender Ulmke sagte. Auch eine Siemens-Sprecherin bezeichnete die Gespräche mit Arques als "konstruktiv".

"Es gibt für das Geschäft Interessenten, mit denen wir auch sprechen, aber ein Verkauf steht nicht unmittelbar bevor. Siemens sagt auch, dass sie einen Verkaufsprozess unterstützen würden, wenn wir so weit sind", erklärte Ulmke.

Webseiten: www.arques.de www.siemens.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 - 5521 4030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/sha

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