UPDATE: Telekom dampft Zahl der Service-Center auf 24 ein

21.08.2008

(Neu: Weitere Details, Stellungnahme ver.di)

von Richard Breum und Philipp Grontzki DOW JONES NEWSWIRES

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG verringert die Zahl ihrer Service-Center von derzeit 63 auf 24. Das Bonner Unternehmen kündigte am Donnerstag an, die verbleibenden Standorte sollten "aufwändig modernisiert werden". Dafür werde die Telekom in den kommenden beiden Jahren rund 70 Mio EUR investieren. Etwa 8.000 der insgesamt 18.000 Beschäftigten Vollzeit- und Teilzeitmitarbeiter werden daher ihren alten gegen einen neuen Standort tauschen. Es werde keine Stellenstreichungen und keine Verlagerungen ins Ausland geben, teilte die Telekom weiter mit.

Zudem sollen die bislang noch bei der Festnetztochter T-Home verbliebenen vier Technikzentren in die Netzproduktion GmbH überführt werden. Von dieser Änderung sind 6.000 Mitarbeiter betroffen. Für sie sollen die Konditionen des im vergangenen Jahr mit ver.di abgeschlossenen Service-Tarifvertrages gelten - also unter anderem längere Arbeitszeiten.

Der Eingliederung der Technikzentren muss der Aufsichtsrat noch zustimmen. Mit diesem Schritt bündele man die unternehmerische Verantwortung für das Kerngeschäft Technik, erklärte die Telekom. Auch durch diesen Schritt werde es keinen Arbeitsplatzverlust geben.

Schließlich wird die dritte Servicegesellschaft der Telekom, die Technischer Service GmbH, ihre Zentrale neu ordnen. Die derzeit 73 Standorte sollen auf 23 gebündelt werden, auf die sich dann die 825 Mitarbeiter der Zentrale Technischer Service verteilen werden. Von dieser Verlagerung seien rund 170 Mitarbeiter betroffen, teilte der Konzern weiter mit.

Im Marktvergleich habe man zu viele und zu kleine Service-Center, erklärte Thomas Berlemann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Telekom Kundenservice GmbH. Dadurch habe man Wettbewerbsnachteile; es gebe unter anderem keine zeitgemäßen Arbeitsbedingungen und erhöhte Kosten für EDV und Miete. In den Centern arbeiteten derzeit durchschnittlich rund 190 Menschen. Mit der neuen Struktur erreiche man eine Standortgröße von im Schnitt etwa 700 Mitarbeitern.

Bei der Auswahl der Standorte habe man darauf geachtet, dass sie sowohl in den Ballungszentren als auch in der Fläche vorhanden seien. Sie sollten zu "modernen und attraktiven Zentren" ausgebaut werden. "Bei der Umsetzung des Konzeptes wird jedem Mitarbeiter ein Arbeitsplatz angeboten", sagte Berlemann weiter. Natürlich werde es für einen Teil der Mitarbeiter längere Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz geben - bis zu 120 Minuten für eine Anfahrt seien zumutbar.

Es stehe aber ein auf die individuellen Verhältnisse der Mitarbeiter zugeschnittenes Maßnahmenbündel zur Verfügung, um Lösungen zu finden, wenn die längere Fahrt oder ein Umzug nicht möglich sein sollten. Mit den Änderungen bei den Service-Gesellschaften will die Deutsche Telekom AG pro Jahr insgesamt einen "niedrigen dreistelligen Mio-EUR-Betrag sparen". Auf die Call-Center sollen davon 57 Mio EUR entfallen.

Weitere Pläne zur Ausgründung von Mitarbeitern in Servicegesellschaften - wie jetzt bei den Technikzentren angekündigt - gibt es nicht. Der gesamte Umbau der Servicegesellschaften wird nach Einschätzung des Unternehmens zwei Jahre dauern.

Die Gewerkschaft ver.di reagiert mit Protest auf die Pläne. Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder erklärte, man werde "alle Möglichkeiten nutzen, um das Konzept der Telekom zu Fall zu bringen". Das Unternehmen müsse sich auf eine "erhebliche Protestwelle einstellen". Ver.di sei "erschüttert über die Unverfrorenheit, mit der die Telekom den Kahlschlag bei den Call-Centern betreibe." Ein Unternehmen, das die eigenen Beschäftigten zu Gegnern mache, werde die Kundenabwanderung nicht stoppen.

Beobachter bezeichneten die von der Telekom angepeilten Einsparziele in ersten Einschätzungen als realistisch. "Der Konzern befindet sich seit Jahren im Umbau und wird sich noch Jahre im Umbau befinden", sagte Andreas Heinold, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. "Das ist ein weiterer Mosaikstein".

Webseite: http://www.telekom3.de - von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 - 13872 15, Richard.Breum@dowjones.com DJG/rib/kla

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