UPDATE: ThyssenKrupp-AR genehmigt Umstrukturierung

27.03.2009

(NEU: Details, Hintergrund, weitere Aussagen Vorstandsvorsitzender)

Von Martin Rapp

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Aufsichtsrat der ThyssenKrupp AG hat am Freitag die in der Vorwoche angekündigte Restrukturierung des Konzerns beschlossen. Der Stahlkonzern reagiert damit auf die in der Wirtschaftskrise eingebrochene Nachfrage und die dadurch anfallenden Verluste. Die Einsparungen des Programms sollen sich auf 500 Mio EUR summieren und gehen mit dem Abbau einiger hundert Stellen in der Verwaltung einher. Ein weiterer Stellenabbau und Standortschließungen darüber hinaus werden nicht ausgeschlossen, wie das Unternehmen mitteilte.

Kernpunkt der Umstrukturierung ist der Reduzierung der Zahl der Segmente auf zwei von fünf. Aus den Bereichen Steel, Stainless und Services soll der Bereich Materials entstehen. Die Bereiche Technologies und Elevator werden künftig unter Technologies zusammengefasst. Der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz wies darauf hin, dass die Spartennamen noch nicht endgültig und eher als Arbeitstitel zu betrachten seien.

Das Unternehmen ist stark von der Wirtschaftskrise betroffen. Der "drastische Nachfrageeinbruch" belaste das Geschäft, hieß es am Freitag. ThyssenKrupp bekräftigte die Erwartung eines Verlusts im zweiten Quartal. Am 13. Mai bei Vorlage der Halbjahreszahlen will das Unternehmen über den aktuellen Geschäftsverlauf berichten und dann auch einen Ausblick auf den Rest des Geschäftsjahres liefern.

Erste Sparmaßnahmen wurden bereits eingeleitet. ThyssenKrupp wies auf die derzeit in Kurzarbeit stehende Zahl von 30.000 Mitarbeitern hin. Zudem habe man sich bereits von fast 5.000 Leiharbeitern getrennt.

Darüber hinaus lasse sich weiterer Personalabbau nicht ausschließen. Die in Presseberichten genannten Zahlen bezeichnete Schulz jedoch als "reine Spekulation". Eine Quantifizierung sei derzeit in keiner Weise machbar und noch keine Entscheidung darüber getroffen worden. In Medien war von mehr als 3.000 wegfallenden Stellen die Rede gewesen.

Der mit dem Konzernumbau einhergehende Abbau von einigen hundert Stellen in der Verwaltung soll ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstatten gehen. "Eine Garantie für den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen kann ich nicht geben", schränkte Schulz jedoch ein.

Bei der Abstimmung über den Konzernumbau im Aufsichtsrat habe ein "großes Maß an Übereinstimmung" geherrscht, sagte Schulz. Über Details des Sparprogramms werde in der nächsten Zeit mit der Arbeitnehmerseite verhandelt. Der Aufsichtsrat werde sich damit in seiner nächsten Sitzung am 13. Mai befassen, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Auch an der langfristigen strategischen Ausrichtung feilt ThyssenKrupp noch. Das Unternehmen hält die Investitionen in Brasilien und den USA weiterhin für richtig. An den Projekten werde festgehalten, allerdings werde die Produktion im Edelstahlwerk im US-Bundesstaat Alabama etwas verschoben.

Die aus dem Ruder gelaufenen Kosten für das Stahlbrammenwerk in Brasilien sollen die anvisierten 4,5 Mrd EUR nicht übersteigen, erklärte Schulz. Er gab zu, das der Vorstand bei der Kostenentwicklung dieses Projekts zeitiger hätte gegensteuern können. Der Konzernbetriebsrat hatte Mitte der Woche das Management dafür kritisiert, dass eine "unprofessionelle Planung und Koordinierung" verantwortlich dafür seien, dass die Kosten für das Werk auf 4,5 Mrd EUR von ursprünglich erwarteten 1,5 Mrd EUR gestiegen seien.

Den begonnenen Prozess der Trennung von Geschäftsbereichen will ThyssenKrupp fortsetzen. Für die Sparte Industrial Services sei der Verkaufsprozess gestartet worden. Dabei liege das Interesse möglicher Käufer im Rahmen der eigenen Erwartungen, sagte Schulz.

Über die Autozuliefersparten Presta Steering und Presta Camshafts spreche das Unternehmen mit verschiedenen Interessenten. Allerdings rechnet ThyssenKrupp beim geplanten Verkauf mit Verzögerungen. "Wir werden die Sparten wohl nicht mehr im laufenden Geschäftsjahr 2008/09 verkaufen", sagte Schulz und wies auf die derzeit schwierigen Finanzierungsbedingungen hin. Er rechne bei verbesserten Umständen mit einem Verkauf im kommenden Geschäftsjahr 2009/10 (per Ende September).

Eventuellen Verkaufsplänen für den Edelstahlbereich trat Schulz entgegen. "Wir wollen die Sparte Stainless nicht verkaufen", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Webseite: http://www.thyssenkrupp.de -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; unternehmen.de@dowjones.com DJG/mmr/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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