UPDATE: ThyssenKrupp kämpft mit Gegenwind für die Stahlbereiche

13.02.2009
(Neu: Details, Einschätzung, Aktienkurs)

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Von Richard Breum

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die weltweite Wirtschaftskrise hat bei der ThyssenKrupp AG im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 Umsatz und Gewinn unter Druck gebracht. Der Konzern mit Sitz in Essen und Duisburg teilte am Freitag mit, der "drastische Nachfrageeinbruch" bei Stahl, Edelstahl und Werkstoffdienstleistungen sowie starke Preisrückgänge hätten das Geschäft erheblich belastet.

"Weitgehend robust" war das Geschäft dagegen bei Industriegütern, dem Aufzugsgeschäft und den industriellen Dienstleistungen. Der Auftragseingang fiel in den Monaten Oktober bis Dezember um 3% auf 12,9 Mrd EUR, der Umsatz ging um 6% auf 11,5 Mrd EUR zurück. Das Konzernergebnis vor Steuern brach auf 240 (Vorjahr: 646) Mio EUR ein.

Mit einem Rückgang des Ergebnisses in dieser Höhe hatten die von Dow Jones Newswires befragten Analysten aber auch in etwa gerechnet. Belastet wurde das Ergebnis von Wertberichtigungen auf Vorräte in Höhe von rund 250 Mio EUR. Zudem fielen - wie schon in den Quartalen zuvor - Vorlaufkosten für die neuen Werke in Brasilien und den USA an; sie beliefen sich jetzt auf 83 Mio EUR.

Im Segment Steel verzeichnete ThyssenKrupp einen "massiven Rückgang" der Bestellungen. Der Auftragseingang lag um 36% niedriger als vor Jahresfrist, und das Vorsteuerergebnis fiel auf 251 (Vorjahr: 353) Mio EUR.

Auch der Bereich Stainless hatte auf Grund des drastisch verschlechterten Marktumfeldes mit einem "massiven Rückgang" der Auftragseingänge zu kämpfen; hier lag das Minus sogar bei 55%. Der Vorsteuerverlust in diesem Bereich weitere sich auf 249 Mio EUR nach 45 Mio EUR im Vorjahr aus. ThyssenKrupp selbst spricht von einem "gravierenden Ergebniseinbruch".

Einen erheblichen Zuwachs beim Auftragseingang gab es dagegen im Segment Technologies. Er legte wegen der weiterhin guten Auftragslage bei Plant Technology und durch einen Großauftrag bei Marine Systems um 52% zu. Spürbare Rückgänge im Automobilzuliefer-Geschäft wurden damit mehr als kompensiert. Das Ergebnis lag mit 164 Mio EUR knapp unter dem Vorjahreswert.

Im Bereich Elevator legte der Auftragseingang ebenfalls zu; das Ergebnis stieg dabei überproportional um 31% auf 156 Mio EUR. Immer stärker spürt ThyssenKrupp dagegen die Rezession im Segment Services. Umsatz und Auftragseingang lagen leicht unter Vorjahr, und der Preisrückgang machte Wertberichtigungen der Vorräte in Höhe von 54 Mio EUR nötig. Der Gewinn fiel auf 30 (Vorjahr: 132) Mio EUR.

Das Management rechnet für das laufende Quartal mit einem schwierigeren Geschäftsverlauf als im ersten Quartal. Für das zweite Halbjahr 2008/09 wird dann eine "Geschäfts- und Ergebnisentwicklung auf dem Niveau einer normalen Rezession" erwartet. Der Konzern sieht somit den Tiefpunkt in der laufenden Periode.

Im laufenden Quartal sieht das Management im Segment Steel weitere Produktionskürzungen und eine Unterauslastung der Kernaggregate bei einer Stabilisierung der Versandmenge, weitgehend unveränderte Kosten für Rohstoffe und rückläufige Erlöse im kurzfristigeren Geschäft.

Für das Segment Stainless erwartet ThyssenKrupp im zweiten Quartal fortgesetzte Produktionskürzungen und Unterauslastung bei weiterhin schwachen Absatzmärkten. Weitere Wertberichtigungen auf Vorräte werden nicht ausgeschlossen.

Der hohe Auftragsbestand bei Technologies bringt dem Unternehmen in diesem Bereich eine hohe Planungssicherheit bei der Erlös- und Ergebnisentwicklung. Lediglich das Automobilzuliefer-Geschäft ist hier beeinträchtigt. Bei Elevator sieht ThyssenKrupp im zweiten Quartal eine Ergebnisentwicklung über Vorjahr.

Für das Segment Services stellt das Management ein überwiegend schwaches Nachfrageniveau und weiter rückläufige Preise im Werkstoffgeschäft bei Materials Services und Special Products in Aussicht. Gleiches gilt für metallurgische Rohstoffe und Koks. Industrial Services wird überwiegend stabil gesehen, und Bau- und Gleistechnik profitieren von Infrastruktur-Investitionen auf hohem Niveau.

Im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres sollen sich die Ergebnisbeiträge aus dem Werkstoffgeschäft in den Segmenten Stainless und Services verbessern. Bei Steel erwartet ThyssenKrupp nach wie vor Erlösdruck und unauskömmliche Margen, niedrigere Rohstoffkosten - aber auch positive Effekte durch die derzeitigen Kostensenkungen.

Das gute Ergebnis von Technologies solle trotz eines anhaltend schwierigen Marktumfeldes gehalten werden, und für das Segment Elevator geht der Konzern von einer weiterhin guten Ergebnisentwicklung aus. Bis auf den Bereich Stainless sollen alle Bereiche im laufende Jahr schwarze Zahlen schreiben, sagte Vorstandsvorsitzender Ekkehard Schulz. Auch der Konzern insgesamt werde einen deutlichen Gewinn erzielen.

Eine konkrete Prognose für das Geschäftsjahr 2008/09 sei aber noch nicht möglich. Man könne den Geschäftsverlauf in den kommenden Monaten noch nicht seriös einschätzen. Für 2009/10 geht der Konzern davon aus, dass sich das Geschäft wieder verbessert - und auch an den Langfristzielen für Umsatz und Ergebnis wird festgehalten.

Ekkehard Schulz erklärte, bis Ende Januar seien im In- und Ausland bereits 2.700 Stellen abgebaut worden, darunter 2.000 Leiharbeiter. Man spreche derzeit mit den Arbeitnehmervertretern über einen weiteren Stellenabbau - eine Größenordnung nannte Schulz dabei nicht. Ende Dezember 2008 hatte ThyssenKrupp gut 197.000 Mitarbeiter.

Zudem konzentriert sich ThyssenKrupp auf Schritte, die die Cash-Position verbessern und das Net Working Capital verringern. So soll die Vorratswirtschaft und das Forderungsmanagement verbessert werden. "Aus heutiger Sicht kann dies den Kapitalbedarf um 2,3 Mrd EUR im Geschäftsjahresvergleich senken", heißt es im Quartalsbericht.

Die Höhe der Netto-Finanzschulden wird nach Einschätzung des Managements bis zum Geschäftsjahresende etwa unverändert bleiben. Sie waren bis zum 31. Dezember 2008 auf 3,514 Mrd EUR angestiegen, das bedeutet eine Zunahme um 1,93 Mrd gegenüber dem 30. September. Die geplanten Verkäufe im Bereich Services wolle der Konzern wie vorgesehen umsetzen, erklärte Schulz weiter.

In einer Einschätzung der Bank UniCredit heißt es, man bestätige nach diesen Zahlen die bisherige Einschätzung für das operative Ergebnis und den Schuldenstand für das Gesamt-Geschäftsjahr. Man habe aber den Eindruck, dass der Konzern seine Schritte zur Kostensenkung noch verbessern müsse, um die Schulden nicht steigen zu lassen. Ein weiterer Anstieg sei eines der Hauptrisiken für den Konzern.

Die Analysten der Commerzbank bezeichneten das Quartalsergebnis als robust, die Zahlen hätten die Erwartungen im Wesentlichen erfüllt. An der Börse kamen Zahlenwerk und Ausblick ebenfalls gut an; die ThyssenKrupp-Aktie legte bis zum frühen Freitagmittag in einem festeren Gesamtmarkt um rund 4,5% auf 18,24 EUR zu. Das Papier ist damit zweitstärkster Wert im Leitindex DAX.

Webseite: http://www.thyssenkrupp.com/ -Von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 - 13872 15, richard.breum@dowjones.com DJG/rib/rio Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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