UPDATE: Vodafone geht gegen T-Mobile wg iPhone-Vertrieb vor

20.11.2007
(NEU: Details, Hintergrund) Von Michael Matern Dow Jones Newswires

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FRANKFURT/DÜSSELDORF (Dow Jones)--Um das Life-Style-Handy iPhone entwickelt sich in Deutschland ein Streit zwischen den beiden größten Mobilfunkanbietern T-Mobile und Vodafone. Die Deutschlandtochter des britischen Telekommunikationskonzern ließ T-Mobile am Montag eine einstweilige Verfügung zustellen, mit der sie dem Konkurrenten den Vertrieb des seit Anfang November erhältlichen Telefons verbieten lassen kann.

Ziel von Vodafone Deutschland ist jedoch eigenen Angaben zufolge nicht, den Vertrieb des iPhone unterbinden zu lassen. Vielmehr will das Düsseldorfer Unternehmen prüfen lassen, ob die zwischen dem Hersteller Apple und T-Mobile abgeschlossene Vertriebsvereinbarung rechtens ist.

Das Landgericht Hamburg soll dabei vor allem zwei Aspekte der Vertriebsvereinbarung überprüfen. Zum einen wird das iPhone mit einer als Sim-Lock bezeichneten Vorrichtung versehen, die die Nutzung des Multimedia-Telefons auf anderen Netze unterbindet. Der Besitzer eines deutschen iPhones könnte mit diesem Telefon zu keinem Konkurrenten der Telekom wechseln und das Gerät dort nutzen.

Zum anderen bietet die Telekom das iPhone nur in Verbindung mit drei Mobilfunktarifen an. Diese monatliche Grundgebühr reicht von 49 bis 89 EUR, während zum Beispiel der preiswertere Relax-50-Tarif bereits für 19 EUR im Monat erhältlich ist. Das iPhone selbst kostet in der Anschaffung 399 EUR. Mit der Anrufung des Gerichts will Vodafone diese aus ihrer Sicht für den deutschen Markt neuartigen Vertriebsbedingungen überprüfen lassen.

Daneben kritisiert der zweitgrößte deutsche Handynetzbetreiber, dass Apple von T-Mobile einen Umsatzbeteiligung am iPhone erhält. "Durch das Geschäftsmodell der Telekom mit Apple wird der Markt fundamental geändert. Das wollen wir gerichtlich klären lassen", wird Deutschlandgeschäftsführer Friedrich Joussen im "Handelsblatt" zitiert. Das iPhone sei der "Sündenfall".

Prinzipiell habe man jedoch nichts dagegen, dass T-Mobile das iPhone hierzulande exklusiv anbiete, hatte ein Vodafone-Sprecher am Montag zu Dow Jones Newswires gesagt. Vielmehr diene der Schritt der Klärung des Sachverhalts. Man erwarte, dass T-Mobile rasch Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einlege und es dann in Kürze zu einem Verhandlungstermin vor dem Hamburger Landgericht komme.

T-Mobile bestätigte den Eingang der richterlichen Anordnung und kündigte an, diese genau prüfen lassen zu wollen.

Um den Zuschlag für den Deutschland-Vertrieb des iPhone hatte es einen harten Wettbewerb gegeben. Vodafone hatte argumentiert, dass die von Apple geforderte Umsatzbeteiligung von 30% nicht in Frage komme, und war aus dem Rennen ausgeschieden.

T-Mobile, die im hart umkämpften deutschen Markt in den vergangenen Quartalen Marktanteile an Wettbewerber abgeben musste, will mit dem iPhone Boden gut machen. Das Telefon war Anfang November mit einem erheblichen Marketingaufwand in Deutschland eingeführt worden.

Am ersten Verkaufstag wurden T-Mobile zufolge rund 10.000 Geräte verkauft. Das "Handelsblatt" berichtete am Dienstag unter Berufung auf einen Brancheninsider, wöchentlich würden weniger als 2.500 Geräte abgesetzt. Die Telekom wollte zu den Verkaufszahlen keine Stellung nehmen.

Das iPhone gilt am Markt - wie viele Produkte von Apple - als besonders modisch und innovativ. Es bietet neben der Mobilfunkfunktion auch die Möglichkeit, Musik abzuspielen und das Internet zu nutzen. Es wird über einen Touchscreen bedient. Kritisiert wird aber unter anderem, dass das Gerät nicht mit der schnellen Übertragungstechnik UMTS funktioniert.

Diese bietet jedoch ein Samsung-Handy namens QBowl, auf das Vodafone in Konkurrenz zum iPhone für das abgelaufene Weihnachtsgeschäft setzt und das ebenfalls seit dem 2. November im Handel ist. Nach Angaben des Unternehmenssprechers ist Vodafone mit dem Absatz "sehr zufrieden". Die ersten Reaktionen der Kunden seien sehr positiv. "Es verkauft sich gut", fügte der Sprecher hinzu. Vertriebszahlen wolle Vodafone aber nicht veröffentlichen.

Webseiten: www.telekom3.de www.vodafone.com www.apple.com -Von Michael Matern, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69 29 725 108, michael.matern@dowjones.com DJG/mim/nas

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