UPDATE: Wincor Nixdorf bestätigt nach guten Zahlen den Ausblick

23.04.2009
(NEU: Details, Aussagen Heidloff, Analysteneinschätzung, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Details, Aussagen Heidloff, Analysteneinschätzung, Aktienkurs) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

PADERBORN (Dow Jones)--Die Wincor Nixdorf AG hat nach einem überraschend gut verlaufenen zweiten Quartal ihre Ziele für das im September endende Geschäftsjahr 2008/09 bestätigt. Der Paderborner Hersteller von Geldautomaten und Kassensystemen rechnet trotz einer merklichen Geschäftsabschwächung in den Monaten Januar bis März weiter mit Einnahmen und einem operativen Ergebnis in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Wincor Nixdorf hatte diese Prognose zuletzt im Januar bekräftigt. Im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte der MDAX-Konzern einen Umsatz von 2,3 Mrd EUR und ein operatives Ergebnis vor Abschreibungen auf Produkt-Know-how (EBITA) von 206 Mio EUR erzielt.

Vorstandsvorsitzender Eckard Heidloff sagte, es bleibe abzuwarten, wie tief greifend die Auswirkungen der Wirtschaftskrise sein würden und wie lange die Flaute andauere. Im Gespräch mit Dow Jones Newswires erklärte der Manager, Wincor Nixdorf werde im zweiten Geschäftshalbjahr hart kämpfen müssen, um die gesetzten Ziele zu erreichen, da in den Quartalen drei und vier eine Abschwächung des Geschäfts zu erwarten sei. Er schätzt die Chancen aber als gut ein.

Im abgelaufenen zweiten Quartal hat die Wirtschaftskrise bei Wincor Nixdorf AG zwar Spuren hinterlassen, der Geldautomaten- und Kassensystem-Hersteller übertraf mit seinen vorgelegten Zahlen aber dennoch die Markterwartungen. Der MDAX-Konzern wies für den Zeitraum zwischen Januar und März einen Umsatz von 588 (Vorjahr: 581) Mio EUR, ein EBITA von 47 (49) und einen konstanten Nettogewinn von 29 Mio EUR aus. Auf Halbjahressicht verbuchte Wincor Nixdorf Zuwächse bei sämtlichen wichtigen Finanzkennzahlen und lag damit im Gros leicht über den Erwartungen.

Unterschiedlich entwickelte sich dabei das Geschäft in den unterschiedlichen Regionen: Während Wincor Nixdorf den Umsatz in Deutschland beispielsweise deutlich steigerte, sanken die Einnahmen im restlichen Europa deutlich. Zum Wachstum trugen sowohl das Geschäft mit Kunden aus dem Banking- als auch aus dem Retailgeschäft bei.

Vorstandsvorsitzender Heidloff machte deutlich, dass das erfreuliche Halbjahresergebnis im Wesentlichen durch einen guten Start in das Geschäftsjahr bestimmt gewesen sei. "Die Verlangsamung (im zweiten Quartal) zeigt, dass auch wir die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen", so der Manager.

Einige Marktteilnehmer zeigten sich von den Zahlen und der Prognosebestätigung überrascht, da in den vergangenen Wochen wiederholt Spekulationen über eine Gewinnwarnung kursiert hatten. Grund waren Aussagen von Heidloff, der sich bezüglich der Geschäftsaussichten zuletzt pessimistischer gezeigt hatte als noch zu Jahresbeginn.

Stephan Wittwer, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), sagte, "die Zahlen von Wincor Nixdorf für das zweite Quartal haben nicht mehr für die gleiche Überraschung gesorgt wie der Bericht zum Auftaktvierteljahr, der uns mitgerissen hat". Als weiteres "Haar in der Suppe" machte der Analyst die Marge in der Banking-Sparte aus, die auf 9,3% von 9,7% zurückgegangen sei. "Das hört sich zwar nicht sonderlich dramatisch an, allerdings ist der Geschäftsbereich die Cash Cow von Wincor Nixdorf", erklärt Wittwer. Die Aktien des Unternehmens notieren gegen 10.30 Uhr in einem freundlichen MDAX mit 0,3% im Plus bei 40,09 EUR.

Heidloff hatte in einem Interview Ende Februar gesagt, dass bei einigen - vorrangig osteuropäischen - Kunden Schwierigkeiten mit der Finanzierung zu bemerken seien. Zudem beklagte der Manager seinerzeit Budgetkürzungen beim Austausch von Bankautomaten sowie ein nachlassendes Bestellvolumen aus Wachstumsmärkten. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Konjunkturkrise kündigte Heidloff damals Sparmaßnahmen an und schloss sogar Kurzarbeit und Entlassungen nicht aus.

Im Interview mit Dow Jones Newswires sagte der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag, bislang sei keine Kurzarbeit nötig geworden. Die Kapazitäten seien durch den Abbau von Überstundenkonten und Urlaubstagen flexibel an die Auftragslage angepasst worden. Wenn die Wirtschaftskrise in dieser Intensität anhalten sollte, könnte aber Kurzarbeit nötig werden. "Wir sind darauf vorbereitet".

Mittelfristig will Wincor Nixdorf von der aktuellen Wirtschaftskrise profitieren. Das Unternehmen werde seinen Nutzen aus den gegenwärtigen Restrukturierungsbemühungen von Banken und Handelsunternehmen ziehen, sagte Vorstandsvorsitzender Heidloff im Gespräch. Wegen der Krise dürfte der Faktor Kostenoptimierung bei Banken und Handelsunternehmen auch künftig im Vordergrund stehen, schätzt Heidloff. Davon werde Wincor-Nixdorf mit seinen auf Prozessoptimierung ausgerichteten Konzepten profitieren.

Im Software-/Services-Segment spielt die Wirtschaftsflaute Wincor Nixdorf bereits jetzt in die Hände. Der Geschäftsbereich entwickelt sich nach Aussage des Managers aktuell "sehr, sehr stabil". Heidloff rechnet daher für das gesamte Geschäftsjahr 2008/09 mit einem Wachstum in diesem Geschäftsbereich.

Der Vorstandsvorsitzende hält die mittelfristigen Wachstumsaussichten des MDAX-Konzerns für intakt. Nach dem Ende der Krise gebe es "einige riesige Chance", die mittelfristigen Zielsetzungen zu erreichen. Allerdings sei es sehr schwer, einzuschätzen, wann die aktuelle Flaute zu Ende gehe. Mittelfristig peilen die Paderborner im Durchschnitt ein Plus von 6% beim Umsatz und eine EBITA-Steigerung von 8% pro Jahr an. Im Mittel der vergangenen Jahre lagen die Steigerungsraten nach Aussage Heidloffs bei etwa 10% bzw. 16%.

Webseite: http://www.wincor-nixdorf.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 111; nico.schmidt@dowjones.com (Jörg E. Jäger hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/ncs/roa Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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