UPDATE: Wirtschaftsflaute zwingt Kuka zu verschärftem Sparkurs

25.06.2009
(NEU: Details, Hintergrund) Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Flaute in der Autoindustrie zwingt den Roboter- und Anlagenbauer Kuka zu einer erneuten Verschärfung des Sparkurses. Die bislang geplanten Kostensenkungen reichten nicht aus, um den Auswirkungen der Krise zu begegnen, sagte Horst Kayser, Vorstandsvorsitzender des Augsburger MDAX-Konzerns, in einem Interview mit der Financial Times Deutschland" (FTD, Donnerstagausgabe). Auch ein Stellenabbau ist nun wahrscheinlich.

"Wir müssen dringend Hausaufgaben in Bezug auf unsere Wettbewerbsfähigkeit machen. Dabei kommen wir mittelfristig um eine Anpassung der Personalzahlen nicht herum", so der Manager. Denn ein Vergleich der eigenen Kostenposition mit Konkurrenten habe für Kuka Kostennachteile im Bereich zweistelliger Prozentsätze ergeben. Mit der Analyse hatten die Augsburger die Unternehmensberatung McKinsey beauftragt.

Anlässlich der Veröffentlichung der Erstquartalszahlen Mitte Mai hatte Kayser betriebsbedingte Kündigungen und Schließungen von Standorten als letztes Mittel bezeichnet. Zum Umfang der nun möglichen Stellenkürzungen wollte sich der Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit der "FTD" nicht äußern und verwies auf die Bekanntgabe der Zweitquartalszahlen am 4. August.

Auch ein Kuka-Sprecher machte am Donnerstagmorgen auf Anfrage von Dow Jones Newswires keine näheren Angaben zum Thema, stellte aber klar, dass es zumindest 2009 keine Entlassungen geben werde. Insgesamt beschäftigt Kuka mehr als 6.000 Arbeiter. Zudem machte der Sprecher keine Angaben dazu, wie viel Kuka zusätzlich einsparen will. Wie hoch der Anpassungsbedarf ausfalle, hänge letztlich von der operativen Entwicklung ab.

Bereits Ende 2008 hatte der Anlagen- und Roboterbauer auf die Krise in der Autoindustrie, der wichtigsten Abnehmerbranche, reagiert und ein Kostensenkungsprogramm gestartet. Im April forcierte Kuka den Sparkurs dann, unter anderem wurde die Zahl der Zeitarbeiter deutlich reduziert. Insgesamt sollen mit den bisher eingeleitet Maßnahmen etwa 70 Mio EUR eingespart werden.

Die neuerliche Verschärfung des Sparprogramms ist ein Ergebnis der anhaltend schwachen Geschäftsentwicklung. "Aus Gesprächen mit unseren Kunden verdichten sich die Anzeichen, dass sich das stark erniedrigte Marktnachfrageniveau bis weit ins Jahr 2010 hinein ziehen wird", sagte Kayser der FTD. "Ein wirkliche Belebung werden wir nicht vor dem zweiten Halbjahr 2010 sehen."

Aus der aktualisierten Unternehmenspräsentation im Internet geht hervor, dass die Investitionsbereitschaft der Autoindustrie, mit der Kuka etwa 70% seines Geschäfts generiert, weiter schwach erwartet wird. Laut Kuka-Projektionen werden die Investitionen in der weltweiten Automobilbranche nicht nur 2009 um mehr als ein Fünftel einbrechen, sondern zusätzlich 2010 auf diesem niedrigen Niveau verharren. "Ein wirkliche Belebung werden wir nicht vor dem zweiten Halbjahr 2010 sehen", so Kayser zur FTD.

Für die Augsburger gibt es aber auch gute Nachrichten: Kuka muss die Forderungen an den insolventen US-Autobauer Chrysler nicht abschreiben. Das Unternehmen hat nach Angaben vom Mittwochabend mit der unter Gläubigerschutz nach US-Konkursrecht stehenden Chrysler LLC vereinbart, dass die vor Beantragung des Insolvenzverfahrens am 30. April 2009 noch ausstehenden Forderungen bezahlt werden. Die übrigen Forderungen bestünden gegenüber ausländischen Tochtergesellschaften von Chrysler, die keinen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt haben, oder es seien laufende Forderungen, die fristgemäß beglichen werden sollen, hieß es.

Der Anlagen- und Roboterbauer hatte die Forderungen gegenüber Chrysler per 30. April 2009 im Zwischenbericht über das erste Quartal 2009 auf ca. 20 Mio EUR beziffert.

Im Mai hatte Kuka die Erreichung der eigenen Ziele für das laufende Geschäftsjahr von den Auswirkungen der Insolvenz der US-Konzerne Chrysler und General Motors (GM) anhängig gemacht. Die Augsburger wollen auf Gesamtjahressicht die operative Gewinnschwelle und einen positiven operativen Cashflow erreichen.

Die Summe der Risiken bei den inzwischen insolventen Autobauern bezifferte Kuka im Mai auf insgesamt rund 28 Mio EUR. Zusätzlich ergeben sich Risiken aus der US-Tochter KTPO, in der Kuka Autokarosserien für den Chrysler-Jeep Wrangler herstellt. Insgesamt summierten sich die potenziellen Belastungen damit auf mehr als 100 Mio EUR auf.

Im Zusammenhang mit KTPO erklärte Kuka am Mittwoch, dass alle von Kuka mit Chrysler vereinbarten Verträge und Konditionen von der neuen Chrysler Group übernommen und erfüllt würden. Die Produktion der Karosserie des Jeep Wrangler im Kuka-Werk in Toledo im US-Bundesstaat soll entsprechend dem Produktionsplan von Chrysler in der letzten Juni-Woche wieder aufgenommen werden. Nach Aussagen von Kuka-Finanzvorstand Rapp vom Monatsanfang konnten auch die finanziellen Forderungen an GM auf knapp 5 Mio EUR zurückgefahren werden.

Webseiten: http://www.ftd.de http://www.kuka.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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