UPDATE: Wirtschaftskrise belastet Siemens-Auftragseingang in 3Q

30.07.2009
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Wirtschaftskrise hat den Auftragseingang der Siemens AG im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 stark belastet. Die Neuaufträge brachen um 28% auf 17,16 Mrd EUR nach 23,68 Mrd EUR im Vorjahr ein, wie das Münchner DAX-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Damit schrumpften die Neuaufträge deutlich stärker als von Analysten angenommen. "Erwartungsgemäß hat das wirtschaftliche Umfeld deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen", wird Siemens-Vorstandsvorsitzender Peter Löscher in einer Mitteilung zitiert.

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Wirtschaftskrise hat den Auftragseingang der Siemens AG im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 stark belastet. Die Neuaufträge brachen um 28% auf 17,16 Mrd EUR nach 23,68 Mrd EUR im Vorjahr ein, wie das Münchner DAX-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Damit schrumpften die Neuaufträge deutlich stärker als von Analysten angenommen. "Erwartungsgemäß hat das wirtschaftliche Umfeld deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen", wird Siemens-Vorstandsvorsitzender Peter Löscher in einer Mitteilung zitiert.

Die Ende April gesenkte Prognose für den operativen Gewinn wurde erwartungsgemäß bestätigt, aber nicht näher präzisiert.

Die Book-to-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Neuaufträgen zu Umsatz, lag im dritten Quartal bei 0,94. Bei einem Umsatz von 18,35 (19,18) Mrd EUR erzielte Siemens einen Nettogewinn von 1,26 (1,37) Mrd EUR.

Der Konzern gliedert sein Kerngeschäft in die Bereiche Industrie, Energie und Medizintechnik. Insgesamt verzeichnete Siemens im dritten Quartal als Folge der Nachfrageabschwächung einen Umsatzrückgang auf 18,35 (19,18) Mrd EUR, während das Ergebnis der Sektoren 1,67 (2,10) Mrd EUR erreichte. Damit lag Siemens beim Umsatz leicht unter den Erwartungen der Analysten, die mit 18,77 Mrd EUR Umsatz gerechnet hatten. Beim Ergebnis der Sektoren lag der Mischkonzern hingegen über der Analystenschätzung von 1,54 Mrd EUR.

Innerhalb der Industriesparte sind vor allem die kurzzyklischen Geschäfte Industrieautomatisierung, Antriebstechnik sowie die Lichtsparte Osram von der Nachfrageflaute betroffen. In seinem größten Segment verbuchte der Konzern im dritten Quartal einen Rückgang der Neuaufträge von 42% und einen Umsatzrückgang von 13%.

Das Energiegeschäft entwickelte sich hingegen zuletzt positiv. Im Vergleich zum Vorjahresquartal steigerte Energie den Gewinn um rund 40%. Allerdings verschoben Kunden im Energiesektor Projekte und schränkten damit laut Siemens die Aussicht auf neue Aufträge ein.

Im Medizinbereich konnte der Konzern von positiven Währungsumrechnungseffekten profitieren. Der Auftragseingang ging um 1% zurück, der Umsatz stieg um 7%. Allerdings musste Siemens in seiner Division Workflow & Solutions einen Verlust von 107 Mio verbuchen, weil für die Partikeltherapie Rückstellungen von 128 Mio EUR gebildet wurden.

Finanzvorstand Joe Kaeser hatte in der vergangenen Woche erneut darauf hingewiesen, dass das Verhältnis Auftragseingang zu Umsatz im Energiesektor im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2009/10 unter eins sinken dürfte. Zugleich hatte er die Einschätzung bekräftigt, wonach Siemens bei den Kurzzyklikern eine Erholung im zweiten Halbjahr 2009/10 erwartet.

Siemens hält laut Angaben vom Donnerstag weiterhin an seiner Prognose fest, beim operativen Gewinn aus dem Kerngeschäft besser als im Vorjahr abzuschneiden und auf dieser Basis mehr als 6,6 Mrd EUR zu verdienen. Präzisiert wurde diese Erwartung aber nicht.

Siemens hatte seine ursprüngliche Prognose, die einen Wert zwischen 8 Mrd und 8,5 Mrd EUR vorgesehen hatte, bei Vorlage der Zweitquartalszahlen zurückgenommen. Für Analysten kam dies damals nicht überraschend, da diese Prognose im Juli 2008 - und damit vor dem Kollaps von Lehman Brothers - erstmals verkündet worden war.

Bislang will der Münchener DAX-Konzern weitgehend mit Kurzarbeit durch die Krise kommen. Analysten rechnen aber damit, dass Siemens noch in diesem Jahr einen weiteren Restrukturierungsplan vorlegen wird, zu dem auch ein erneuter Stellenabbau gehören könnte. Schon Ende 2007 hatte das Unternehmen beschlossen, im Zuge der geplanten Senkung der allgemeinen Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie weiterer Restrukturierungsmaßnahmen weltweit insgesamt 16.750 Stellen abzubauen.

CFO Kaeser hat bereits wiederholt angedeutet, dass Siemens die Krise vor allem im kommenden Geschäftsjahr zu spüren bekommen wird.

Konzernweite Kündigungen gibt es derzeit nicht, in einzelnen Bereichen werden aber bereits Arbeitsplätze abgebaut. So sollen etwa in der zur Gebäudetechniksparte gehörenden Einheit Fire Safety & Security Products rund 300 Stellen wegfallen, während in Österreich laut Planung im Software-Entwicklungssegment PSE bis September 630 Stellen gestrichen werden.

Beim Nettogewinn musste Siemens im dritten Quartal einen Rückgang auf 1,26 (1,37) Mrd EUR hinnehmen, konnte damit aber dennoch die Erwartung der Analysten von 955 Mio EUR übertreffen. Dabei profitierte Siemens auch von zwei Einmalgewinnen, die zusammen 530 Mio EUR einbrachten. 221 Mio EUR nahm der Konzern durch den Verkauf von Wohnungen ein, 309 Mio EUR kamen aus dem Verkauf des Anteils an Fujitsu Siemens in die Bilanz.

Die Wirtschaftskrise hat im dritten Quartal nicht nur den Auftragseingang, sondern auch die Margen des Technologiekonzerns schrumpfen lassen. Nur sieben der 14 Divisionen lagen innerhalb der Margenbänder, die der Konzern als Bestandteil seines Unternehmensprogramms "Fit4 2010" festgelegt hat. Der Industriesektor solle demnach Margen zwischen 9 und 13% erzielen. Er lag im dritten Quartal bei 6,6%. Vor allem die Divisionen Industry Automation (Margenband 12 bis 17%) und Drive Technologies (Margenband 11 bis 16%) hatte Siemens im Industriebereich als Margentreiber auserkoren. Im abgelaufenen Quartal erreichte Industry Automation eine Marge von 5,4%, Drive Technologies lag bei 10,1%.

Auch der Sektor Medizintechnik lag mit einer Marge von 9,4% unter dem Zielband von 14% bis 17%. Der Energiesektor hingen konnte mit einer Marge von 13,4% das Zielband von 11% bis 15% erreichen.

Webseite: www.siemens.de

-Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 69 29725-104, matthias.karpstein@dowjones.com

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