UPDATE2: Balda plant Verkauf der Medizintechniksparte Medical

22.04.2008
(NEU: Aussagen CEO und CFO, Strategie, Hintergrund, Details) Von Pia Schmeckenbecher DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen CEO und CFO, Strategie, Hintergrund, Details) Von Pia Schmeckenbecher DOW JONES NEWSWIRES

BAD OEYNHAUSEN (Dow Jones)--Die Balda AG hat überraschend angekündigt, ihre Medizintechniksparte Medical verkaufen zu wollen. Am Dienstag legte das Unternehmen auch die Zahlen für das vergangene Jahr vor: Demnach erreichte sie im fortgeführten Geschäft mit ihrem EBIT wieder die Gewinnzone und schmälerte den Verlust nach Steuern. Sorgenkind bleibt der Bereich Infocom, den Balda eigentlich schon verkauft hatte, nach Streit um die Höhe des Verlustausgleichs jedoch wieder bei sich eingliederte.

Medical gehöre nicht zum Kerngeschäft, begründete der Handykomponentenhersteller aus Bad Oeynhausen seine Verkaufsentscheidung. Der Bereich mit 165 Mitarbeitern habe im vergangenen Jahr mit 28,5 Mio zum Umsatz von Balda beigetragen und soll auch 2008 knapp 10% zum Umsatz beisteuern.

"Wir stehen nicht unter Zeitdruck, werden den Verkaufsprozess aber zügig angehen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Balda, Joachim Gut, bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens. Dieser soll nächste Woche beginnen. Veräußern will Gut die Sparte noch in diesem Jahr. Ausschlaggebend sei dafür der Preis unter Berücksichtigung strategischer Aspekte. In der Branche sei es üblich, einen Preis zwischen dem 0,8-fachen bis 1,5-fachen des Umsatzes zu zahlen, so Gut.

Bei Vorlage der Drittquartalszahlen im Oktober 2007 hatte Balda noch mitgeteilt, sie wolle sich vom europäischen Restgeschäft trennen, den Bereich Medical aber behalten. Finanzvorstand Dirk Eichelberger sagte jedoch, ein Verkauf der Sparte habe schon immer im Raum gestanden. Zudem seien Kunden und Markt von Medical sehr stark auf Europa ausgerichtet, was den Plänen von Balda entgegenlaufe, den Fokus mehr auf Asien zu richten. Der Vorstandsvorsitzende von Balda, Joachim Gut, sagte: "Die Entscheidung zum Verkauf von Medical war eine unternehmenspolitische. Es ist in keiner Weise Druck auf uns ausgeübt worden."

Die Verkaufspläne für Balda Medical machte Balda zusammen mit dem Jahresergebnis publik. Demnach erzielte Balda in den fortgeführten Bereichen 2007 ein EBIT von 8,5 Mio EUR. 2006 hatte der Konzern hier noch einen Verlust von 17,2 Mio EUR verzeichnet. Der Umsatz kletterte im fortgeführten Geschäft um 64% auf 257,4 Mio EUR. Vor Steuern schrieb das Unternehmen hier aber einen Verlust von 3,2 Mio EUR - nach einem Vorsteuerverlust von 22,6 Mio EUR im Jahr 2006. Der Verlust nach Steuern im fortgeführten Geschäft lag bei 8,4 Mio EUR, während er 2006 noch 15,4 Mio EUR betragen hatte.

Auf Konzernebene inklusive der nicht fortgeführten Geschäfte rutschte Balda 2007 tiefer in die Verlustzone: Demnach verzeichnete sie beim EBIT ein Minus von 55,3 Mio EUR nach einem Verlust von 43,3 Mio EUR im Vorjahr. Der Umsatz sank um 16,6% auf 309,2 (370,9) Mio EUR. Der Konzern weitete seinen Verlust vor Steuern auf 68,3 (49,5) Mio EUR aus.

Um 14.04 Uhr notierte das Balda-Papier bei 2,21 EUR mit 1,3% im Minus. Ihr Kerngeschäft sieht Balda 2008 in der Gewinnzone. Der Trend eines positiven EBIT in den fortgeführten Geschäftsbereichen werde sich wie schon 2007 in 2008 "deutlich fortsetzen", so Eichelberger. Das erste Quartal werde allerdings noch vergleichsweise schwach sein, hieß es. Für das Gesamtjahr 2008 erwartet Balda in den fortgeführten Bereichen - wie im Februar bereits prognostiziert - einen Umsatz von 600 Mio USD. Der Vorsteuergewinn soll bei rund 35 Mio USD liegen, bekräftigte Balda. Den Zahlen sei ein Kurs von 1,45 USD je EUR zugrunde gelegt.

Zur weiteren Strategie des Konzerns sagte Gut, es sei entscheidend, die europäischen Restaktivitäten im Infocom-Bereich wieder zu verkaufen. Momentan führe man Gespräche mit drei ernsthaften Interessenten. Ein Ergebnis werde zum Ende des ersten Halbjahres erwartet.

Balda hatte diesen Bereich, der Kunststoffkomponenten für Handys gefertigt hatte, schon einmal, Ende 2007, abgegeben. Sie weist Infocom deshalb auch als nicht fortgeführte Aktivität aus. Nachdem es mit dem Käufer Streit über die Höhe des Verlustausgleichs seitens Balda gegeben hatte, kaufte sie Infocom wieder zurück. 2007 hatten die europäischen Infocom-Aktivitäten das konsolidierte Vorsteuerergebnis mit 32,0 Mio EUR operativen Verlusten sowie mit 13,0 Mio EUR Wertberichtigungen belastet.

Zukünftig will sich Balda noch mehr in Richtung Asien orientieren. Die Produktion folge damit der Nachfrage, sagte Gut. Bis Ende 2008 sollen beispielsweise die Kapazitäten in der Touch-Sensoren-Produktion in China nahezu verdoppelt werden. Balda beteuerte aber, den Unternehmenssitz in Bad Oeynhausen belassen zu wollen.

Gut sagte, dass bald auch Gespräche mit dem neuen Balda-Großaktionär Norddeutsche Landesbank stattfinden sollen. Bislang habe es noch keine direkten Kontakte zwischen dem Management von Balda und der NordLB gegeben. Die Bank hatte im März unfreiwillig 15% an Balda erworben: Einer ihrer Händler hatte offenbar ohne Absprache mit der Bank Anteilsscheine für einen Kunden erworben, der diese dann nicht abnehmen wollte.

Webseite: http://www.balda.de -Von Pia Schmeckenbecher, Dow Jones Newswires, ++49 (0) 69 297 25 108, unternehmen.de@dowjones.com DJG/pia/mim

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