UPDATE2: Bosch will nach ersol auch aleo solar übernehmen

03.08.2009
(NEU: Weitere Details, Hintergrund, Aktienkurse Solarunternehmen)

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Von Hans Seidenstücker und Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

STUTTGART (Dow Jones)--Die Robert Bosch GmbH setzt ihre Expansion in Bereiche außerhalb der kriselnden Automobilindustrie fort und will erneut im Solarsektor zukaufen. Nach der Übernahme von ersol im vergangenen Jahr greift der Automobilzulieferer und Industrietechnikanbieter nun nach der aleo solar AG und ist bei der Johanna Solar Technology GmbH eingestiegen.

Die Nachricht beflügelt am Montagmorgen Solaraktien: Kurz nach Handelseröffnung gewinnen beispielsweise Solon 4,1% auf 13,00 EUR, Q-Cells 2,9% auf 10,58 EUR und Solarworld notieren bei 17,34 EUR um 1,6% fester.

Mit den Kernaktionären der aleo solar AG hat Bosch bereits Verträge über den Erwerb von 39,43% an dem Kapital des Solarmodulherstellers abgeschlossen, wie die Stuttgarter am späten Sonntagabend mitteilten. Der Preis für das Aktienpaket beträgt 46 Mio EUR bzw. 9 EUR je Aktie. Bosch will binnen fünf bis sechs Wochen den übrigen aleo-solar-Aktionären ein Gebot in gleicher Höhe unterbreiten. Zur Bedingung für die Übernahme macht Bosch eine Mindestannahmequote von 75%.

Bosch-Sprecher Andreas Kempf erklärte, mit dem Einstieg bei aleo solar schließe das Unternehmen eine Lücke in der Wertschöpfungskette. Ersol sei einer der Zulieferer von aleo solar, die ihre Solarmodule auf Basis zugekaufter Solarzellen fertigt. "Außerdem hat aleo solar ein weit verzweigtes Vertriebsnetz und öffnet uns den direkten Kontakt zu Fachhändlern und Installateuren", so Kempf. Der Erwerb von aleo solar sei der "nächste logische Schritt", um sich als integrierter Anbieter im Markt zu positionieren, hieß es von den Stuttgartern.

Zusätzlich erwirbt Bosch mehr als 60% der Anteile an der in Brandenburg an der Havel ansässigen Johanna Solar Technology GmbH, an der auch aleo mit rund 17% beteiligt sei. Johanna Solar hatte 2006 damit begonnen, Dünnschicht-Solarmodule auf Basis von Kupfer, Indium, Gallium, Schwefel und Selen (CIGSSe) zu entwickeln. Die Produktion dieser von teurem Silizium unabhängigen Module wurde Ende 2008 aufgenommen, der Vertrieb erfolgt über aleo solar. Johanna Solar beschäftigt 125 Menschen.

Aleo solar zählte nach eigenen Angaben zuletzt 735 Mitarbeiter. Mit dem Stammwerk im brandenburgischen Prenzlau und zwei weiteren Werken in Spanien und China verfügt die aleo-solar-Gruppe über eine jährliche Produktionskapazität von 250 Megawatt. Das Unternehmen erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 360,5 Mio EUR.

Die Robert Bosch GmbH generiert aktuell rund drei Fünftel der Einnahmen im Geschäft mit der als sehr zyklisch geltenden Autoindustrie. Entsprechend hart wurden die Stuttgarter von der Absatzkrise auf den globalen Fahrzeugmärkten getroffen. Geschäftsführer Franz Fehrenbach rechnet für 2009 sogar mit dem ersten Verlust seit dem zweiten Weltkrieg.

Um der Krise zu begegnen, legte Bosch nicht nur frühzeitig ein striktes Sparprogramm auf, sondern stellte das Geschäft zusätzlich breiter auf, um die Umsatzstruktur auszubalancieren. Das selbst formulierte Ziel ist es, künftig etwa die Hälfte der Einnahmen mit Kunden außerhalb der krisengebeutelten Autoindustrie zu generieren. Bei der Diversifizierung setzt Bosch vor allem auf die Bereiche Umwelttechnologie und Energieeffizienz.

In den Photovoltaik-Markt trat Bosch im Juni 2008 mit der Übernahme der ersol Solar Energy AG ein. Die Erfurter fertigen vor allem Solarzellen. Daneben stellt das Unternehmen auch Rohsilizium, Siliziumscheiben (Wafer) sowie Dünnschichtmodule her und lässt kristalline Solarmodule im Auftrag produzieren.

Nach der Übernahme, die sich die Stuttgarter mehr als 1 Mrd EUR kosten ließen, richtete Bosch den neuen, eigenständigen Geschäftsbereich Solar Energy ein und baut diesen seither aus. Neben der Photovoltaik bietet Bosch weitere Systeme zur Nutzung regenerativer Energien: So liefert Bosch Rexroth beispielsweise Getriebe und Antriebstechnik für Windenergieanlagen und entwickelt Antriebskonzepte für die Meeresenergiegewinnung.

Börsenhändler hatten mit deutlichen Kursgewinnen bei den Solaraktien gerechnet und zeigten sich von diesen daher wenig überrascht: "Nach der Übernahme von ersol durch Bosch im vergangenen Jahr zeigt das Angebot an aleo solar das weiterhin vorhandene Interesse an mittelgroßen Solarunternehmen", erklärt ein Marktteilnehmer. Die Prämie gegenüber dem Schlusskurs von rund 6,80 EUR am Freitag - Bosch bietet 9,00 EUR - nannte er beachtlich. Offenbar bestehe auch in der aktuellen Lage die Bereitschaft, ordentliche Preise zu zahlen.

Webseiten: www.aleo-solar.de www.bosch.de -Von Hans Seidenstücker und Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 114, unternehmen.de@dowjones.com DJG/has/ncs/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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